Optimist

Kapitel 7

Marcos Sicht:

Meine Haustürklingel weckte mich unsanft am nächsten Morgen, es war gerade mal 11.
Wer wollte denn jetzt schon was von mir? Ich hechtete so schnell wie möglich mit meinem Kaputten Fuß zur Haustür, um sie zu öffnen. "Mario", murmelte ich. Klar, hätte ich mir auch denken können. "Moin, ich dachte wir frühstücken zusammen.", voller Euphorie hielt er eine Brötchentüte hoch und raschelte damit. Ich grinste und bat ihn herein.

Wie selbstverständlich stiefelte er durch meinen Hausflur. Kurz darauf hörte ich klirrende Teller und die Besteckschublade. "Bro, du hast ja noch weniger im Kühlschrank als ich. Was willst du mit so viel Quark und Eiern?","Ich bin auf Diät.","Du bist einfach nur bescheuert." murmelte er und platzierte alles brav auf den Esstisch meiner großen Wohnküche, während ich schon auf dem Stuhl saß und wartete. Ich weiß, dass ich bescheuert war, das Zeug schmeckte einfach nur widerlich und hing mir mittlerweile aus den Ohren heraus. "Wie geht's dir? Weißt du schon was es ist?","Ja, Michael hat vorhin angerufen, ich soll ihn eine Woche möglichst ruhigstellen und wenn es dann wieder gut wird, dann kann ich nächsten Montag schon wieder trainieren. Zum Glück.","Man das ist doch gut. Bella hat eben beim Training auch gesagt, dass alles ganz gut aussieht.","Bella?" murmelte ich leise. Toll, jetzt hatte Mario mich schon wieder an die kleine erinnert. Komischerweise hatte sie was ganz besonderes an sich, was mir irgendwie gefiel. Auch ihr Aussehen, die langen glänzenden braunen Haare und ihr dunklerer Teint fiel zwar eigentlich gar nicht in mein Beuteschema, aber mir gefiel es an ihr sagenhaft gut. Das ihr Körper dazu auch noch bombe aussah war ja wohl kein Geheimnis. Wer den nicht heiß fand, der hatte definitiv was mit den Augen, aber ich glaube das war ihr gar nicht so bewusst. Doch nicht mal das ist es wirklich, was mich an ihr so fasziniert. Ihr Charakter war, was mir imponierte. Sie war so Bodenständig und nicht so oberflächlich, wie andere Weiber in ihrem Alter und taff. Aber was denke ich da überhaupt? "Marco? Bist du schwerhörig?" riss Mario mich aus meinen Gedanken. "Ich habe dich gefragt, was da so zwischen euch lief am Samstag?","Nichts was denkst du denn? Sie ist 19.","Sie wird nächste Woche 20." grinst Mario. "Und was ändert es daran, dass sie zu jung ist für mich? Rein hypothetisch.","Naja, aber sonst hättest du sie ja wohl kaum gefragt dich zu begleiten, oder?". Ich musste schnell nach einer Ausrede suchen: "Sie war neu und ich wollte ihr zu verstehen geben, dass sie bei uns willkommen ist.". Mario zog seine Augenbrauen ungläubig in die Höhe, aber ich konnte ihm ja nicht stecken, dass ich dachte sie sei älter und eventuell wirklich ein Auge auf sie geworfen hatte. "Von wegen, deine Blicke zu ihr sprachen teilweise Bände und dass das völlig nett gemeint war von dir kannst du mir nicht erzählen, mein Lieber. Abgesehen davon warst du schon mit viel jüngeren im Bett, die noch dazu billig und famegeil waren und annähernd nichts für was festes.". Ich zuckte mit den Achseln und biss zufrieden in mein Brötchen. "Die waren alle mindestens über 18 und außerdem war das was Anderes. Soll ich mit Bella ins Bett springen oder was willst du jetzt von mir?" murrte ich mit vollem Mund. Es machte mich ein wenig sauer, dass Mario dieses Thema wieder zum Vorschein brachte. Nur weil ich mein Singleleben genoss und er für immer an seiner Ann-Kathrin gekettet war. "Nein eben nicht. Du solltest endlich mal eine feste Beziehung führen und wenn ich Bella so sehe, wäre sie die einzige die ich kenne, die dir mal die Leviten lesen könnte und definitiv nicht uninteressant und langweilig wird. Wage es ja nicht mit ihr ins Bett zu hüpfen nur weil du mal wieder dein Ego zufriedenstellen willst.". Ich zuckte erneut mit den Achseln: "Ne du kennst doch Micha, dann wären meine schönen Tage beim BVB definitiv gezählt.". Mario seufzte. "Außerdem, und das ist das letzte was ich dazu sagen werde, kenne ich sie erst seit einer Woche und sie ist und bleibt zu jung.". Und ich war mir sicher, sie sieht das genauso. So oft wie sie mich damit aufzieht wie alt ich denn schon sei, könnte sie mich unmöglich genauso interessant finden.