Kapitel 2

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Nachdem wir aus dem Auto ausgestiegen sind, folgte ich meinem Vater und ging mit einem mulmigen Gefühl in das große Gebäude, während meinem Vater seine Liebe zu diesem Ort quasi anzusehen war. Es roch nach Gummi, irgendwie nicht so, wie ich es mir vorgestellte und jeder einzelne Gegenstand trug natürlich ein BVB-Emblem auf sich. Ich konnte mir nicht verkneifen nach dem fünfzehnten Emblem meine Augen zu rollen. Früher war ich durch meinen Vater ein totaler Fußballfan, aber je älter ich wurde, desto wichtiger wurden mir andere Dinge. 
"Kannst du bitte schon mal für mich die Liege desinfizieren? Ich muss noch kurz hoch und was besprechen."."Alles klar." lächelte ich. "Achja und zieh das bitte an.". Er gab mir ein schwarzes Shirt, auf dem gelb "Physioteam" draufsteht. Natürlich hatte es auch ein BVB-Emblem aufgedruckt. Ich konnte nicht anders als erneut mit meinen Augen zu rollen bei diesem Anblick und dem Gedanken, dass ich dieses Shirt jetzt für eine sehr lange Zeit tragen durfte, wenn ich es überhaupt tat. Hoffentlich war meine Aufgabe für die nächste Zeit nicht, ständig diese Liege zu desinfizieren.

Ich wartete bis mein Vater aus dem Raum ging und zog mir schnell das Shirt über. Daraufhin nahm ich mir die sehr stark nach Alkohol riechenden Mittel, um wie befohlen die Liege zu desinfizieren. Da ich mir sicher war, dass mein Vater wiedergekommen ist, als die Tür auf und wieder zu ging, schenkte ich dem keine wirkliche Beachtung und legte die große Papierrolle ausgerollt wieder über die Liege. "Und, was erwartet mich heute sonst noch so? Muss ich mich mental auf irgendetwas vorbereiten? Außer Schweißgeruch?" scherzte ich. Kurz darauf lässt mich ein Räuspern aufschauen: "Ich glaube, das war nicht an mich gerichtet, oder?". Plötzlich stand ein großer Kerl vor mir, mit dunkelbraunen Haaren und Augen und einem gepflegten Dreitagebart. Ich erschreckte leicht und fuhr mir nervös durch die Haare. "Äh..." brachte ich raus und mein Gegenüber begann zu lachen. "Roman!" er streckte mir sympathisch seine Hand entgegen, welche ich grinsend entgegen nahm. "Isabella."."Bist du neu?". Bildete ich mir das nur ein oder hatte er mir gerade zugezwinkert?
"Ich bin neu, ja... also... ja neu.". Ich ließ meine Aussage einfach auf sich beruhen. Seine Augen durchbohrten meine fragend. "Komisch, du siehst unserem Physiologen, Micha, irgendwie sehr ähnlich." murmelte er. Ich lache: "Bin die Tochter.". Ihm ging ein Licht auf und er schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. "Sehr schön! Dein Vater hat schon viel von dir erzählt. Greifst du ihm unter die Arme?"  Warte, er hatte viel von mir erzählt? Was hatte er denn bitte erzählt? Meine Tochter weiß nichts mit sich anzufangen und liegt den ganzen Tag nur in ihrem Bett herum?  In meinem Kopf hörte ich seine Stimme so real, dass er hätte neben mir stehen können. Verwundert schaute ich auf die Uhr. Apropos Vater, obwohl ich diesen Roman sehr nett fand, war mir diese Unterhaltung doch ein wenig unangenehm. Wer da wirklich vor mir stand weiß ich außerdem immer noch nicht und mein Vater war nun schon länger als 20 Minuten weg. Er müsste doch bald mal wiederkommen, oder?
"Ja, das mache ich." antwortete ich schnell und stellte die Putzmittel an ihren Platz zurück. "Und du bist..." fing ich an und hoffte, dass er meiner Strategie folgte und den Satz für mich beendet. "Der Torwart, richtig." zwinkerte er erneut. "Man ich bin echt nicht up-to-date was Fußball angeht." murmelte ich zu mir selbst.

"Roman, was machst du denn hier?" fragte mein Vater verwundert, als er endlich wieder zurück kam. Ich seufzte, endlich fiel diese Anspannung von mir ab. Heimlich dankte ich meinen Vater in meinen Gedanken, wenn ich in einer Sache schlecht war, dann in genau so einer. Die beiden schlugen sich kurz ab. Ich hätte mich bei diesem Anblick wegschmeißen können vor lachen, es war mehr als nur amüsant das mit anzusehen. "Hab ich 'nen Termin verpasst?" fragte er erneut und Roman schüttelte seinen Kopf. "Du, ich habe seit heute Morgen so ein Ziehen im rechten Arm, ich habe gedacht, du könntest dir das mal ansehen nicht, dass da was passiert ist.". Mein Vater nickte direkt und deutete auf die Liege. Ich beobachtete, wie mein Vater Roman fragte, ob bestimmte Armstellungen Schmerzen verursachen würden und wenn ja, wie schlimm sie wären. "Ich denke nicht, dass es etwas schlimmes ist." stellte er kurz darauf fest und Roman schien sichtlich erleichtert. "Vielleicht hast du falsch gelegen letzte Nacht." erklärte er. "Das kann sein." nickte Roman und bedankte sich. Bevor er aus dem Raum ging grinst er mich an und murmelte ein rasches "Wir sehen uns." und zwinkerte mir zu. Entweder, er hatte ein enormes Problem mit dem regelmäßigen Schließen seiner Augen oder er flirtete. Ehrlich gesagt hoffte ich auf ersteres.

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