Als der nächste morgen anbrach, steckte mir die kurze Nacht noch in den Knochen. Gerade war ich dabei, Frühstück für meine verkaterten Kerle zu machen. Der Duft von frischem Rührei zog durchs ganze Haus und lockte schon den ersten Konsorten an. "Man ey mein Kopf dröhnt." stöhnte Marco plötzlich unzufrieden auf, als er den Raum betrat. Seine Arme legte er Nähe suchend von hinten um meine Körpermitte. Direkt streifte sein warmer Atem meine Haut und mein Körper durchzog ein angenehmes Kribbeln: „Mensch, du hast ne Fahne bis nach Gelsenkirchen." kicherte ich. Ich spürte, wie er hinter mir zu Grinsen begann. "Ich weiß gar nicht, wie ich gleich trainieren soll." kicherte er nun. Hilfsbereit drehte ich mich zu ihm um und drückte ihm ein Glas in die Hand: "Hier da ist schon eine Aspirin drin aufgelöst.". Seine Augen funkelten: "Wow, danke Liebling." strahlte er überrascht und gab mir daraufhin einen leidenschaftlichen Kuss. Ich war überglücklich und musste innerlich echt über Marcos missliche Lage lachen. "Wow, Mats warum hast du dich so schick gemacht?" fragte ich überrascht als dieser plötzlich breit grinsend in der großen Wohnküche stand und sich gekonnt in Szene setzte. "Hab noch einen wichtigen Termin.","Alter, warum bin ich so ein Häufchen elend und du völlig normal?" regte Marco sich auf. Es war aber auch echt ein Unterschied wie Tag und Nacht zwischen den beiden in diesem Moment. Während Marco von katastrophalen Augenringen heimgesucht wurde und nur in T-Shirt, Boxershorts und platten Haaren herum rannte, war Mats top gestylt und trug zusätzlich noch ein weißes Hemd zu seinen dunkeln Jeans und schicken Schuhen. Ich fragte mich, wohin er musste als er Marco nach seinem Auto fragte und Marco ihm den Schlüssel zu warf. Jedoch hatte ich das ungute Gefühl es hatte was mit seiner Scheidung zutun, obwohl er so gut gelaunt war. Schließlich saß sein Anwalt immer noch in Dortmund. Deswegen hielt ich mich zurück und blieb diskret. Marco zog neben mir derweil in einem Zug das Wasserglas leer.
Nach meinem Abstecher ins Krankenhaus zu meinem Vater vor der Arbeit, fuhr ich gegen elf mit meinem Partyhengst in Richtung Brakel. Als wir ausstiegen zierte Marcos Nase eine gut aussehende Sonnenbrille. "Ist das die Brille aus Malibu?" fragte ich happy, denn die Erinnerungen an Malibu waren Balsam für meine Seele. "Klaro" antwortete er keck und verschränkte unsere Hände miteinander. Ich konnte mich nur nochmal wieder holen, um deutlich zu machen wie gut er aussah: extrem gut. Ich seufzte: "Ich vermisse es so da zu sein." Marco nickte: "Bald fliegen wir wieder hin, versprochen." murmelte er gegen meine Lippen, auf die er rasch einen Kuss drückte: "Ich muss mich jetzt schnell umziehen gehen." erklärte er hastig als wir gerade das Gebäude betraten. Ich nickte: "Aber nicht übergeben." zwinkerte ich. Er verdrehte seine Augen: "Ich bin keine sechzehn mehr!" verteidigte er sich. Ich zog meine Augenbrauen energisch in die Höhe: "Nicht? Das sah aber gestern Nacht anders aus.".
Natürlich ließ ich mir es nicht nehmen, dabei zu zusehen, wie Marco sich anstellte. Als ich mich in Richtung Sportplatz begab, sah ich von weitem wie unzufrieden Lucien Favre meinen Marco musterte. Er war aber auch extra paddelig heute. Die anderen Spieler, samt Team, lachten schon über den Zustand einiger Jungs. Marcos war mit Abstand nicht der schlimmste. Mario konnte immer noch nicht gerade gehen. "Mario, nächstes Mal leg deine Babyparty nicht zwei Tage vor einem Spieltag." tadelte Stefes amüsiert. Ich und Nobby kicherten. „Wie Profifussball sieht das heute aber nicht aus, eher wie Kreisliga!" Rief ich den Spielern amüsiert zu, als ich mich zum Physioteam rund um Helmut gesellte. Alle lachten. Ich freute mich, dass Marco glücklich war. Mensch war dieser Kerl ein verrückter Knallkopf dachte ich mir, als er seine Arme ausbreitete und in Schlangenlinien den Platz überflog und dabei unbeschwert Flugzeuggeräusche machte, nachdem er in diesem Zustand auch noch ein Ball direkt ins obere Eck knallte. Der Alkohol schien alles andere als abgebaut zu sein.Am Abend luden uns Marcos Eltern zusammen mit seinen Schwestern überraschend zum grillen ein. Ich freute mich darauf, sie endlich mal wieder zu sehen. "Wir sind schon viel zu spät dran Bella!" brüllte Marco gegen kurz vor sechs von unten hoch. Ich schaute mich ein letztes Mal im Spiegel an. Die Zeit nahm ich mir noch. Heute hatte ich mich extra ein wenig schick gemacht. Ich trug eine enge dunkelgraue Jeans mit einem engen weißen T-Shirt und dazu, weil es mittlerweile abends immer frischer wurde, eine bordeaux farbende Jeansjacke. Mein langes braunes Haar hatte ich heute morgen schon mit einem Lockenstab leicht gelockt. Sogar dezent geschminkt hatte ich mich, was bei dem heißen Wetter eher eine Seltenheit war. Zum ersten Mal seit einigen Wochen fühlte ich mich wieder gut und wohl. Fix sprintete ich die Treppen herunter und schlüpfte in meine weißen Chucks. Dann bemerkte ich, wie mich Marcos Augen fixierten. "Was ist? Habe ich mir versehentlich etwas ins Gesicht geschmiert?" fragte ich irritiert. Er schüttelte liebevoll seinen Kopf, bevor ich schwungvoll von ihm in seine Arme gezogen wurde: "Du siehst traumhaft aus." nuschelte er leise. Ich lächelte. Da hatte ich ja genau das bei ihm bezweckt, was ich wollte. Ich wollte nämlich nicht mehr verletzlich wirken und fragil, sondern stark und wie eine Frau. "Danke" strahlte ich und musterte ihn. Er sah unglaublich attraktiv aus in der schicken grauen Chino Hose die er zusammen mit einem schwarzen T-Shirt und weißen Schuhen trug. Die Sonnenbrille war natürlich auch wieder dabei. Er grinste als er meinen verliebten Blick bemerkte. Wir schauen uns tief in die Augen. Nachdem ich mich lösen konnte schlang ich meine Arme um seine muskulöse Körpermitte und schmiegte mich an seinen warmen Körper. Seine Hand streichelte sanft über mein Haar, als sich seine Lippen auf meinen Scheitel legten. Der Duft seines Parfums stieg wie so oft schon in meine Nase und ich hatte immer noch nicht genug davon. Er war tief in meinem Herzen verankert und ich war so froh, dass wir alles gemeinsam durchlebten.
"Da seid ihr zwei ja endlich!" freute sich Marcos Mutter Manuela ehrlich und zog uns nacheinander in die Arme. Daraufhin begrüßten wir noch Yvonne und ihren Mann Alex und natürlich den kleinen Nico, der sich sichtlich auf Marco freute. Auch Melanie begrüßten wir und Marcos Vater Thomas. Ich nahm am Tisch platz und mir wurde direkt ein Glas Prosecco gereicht. "Onkel Marco, können wir zusammen Fußball spielen?" fragte Nico plötzlich grinsend. Er hatte es sich auf seinem Schoß gemütlich gemacht und wickelte Marco mit seinen super niedlichen Kulleraugen um den Finger. Grinsend beobachtete ich, wie Marco aufstand und zusammen mit seinem geliebten Neffen ein wenig im großen Garten herum kickte. "Süß, wie sehr ihr euch anhimmelt." grinste Yvonne. Ich fokussierte mich nun wieder auf das Ründchen am Gartentisch bestehend aus Manuela, Melanie, Yvonne und mir. "Finde ich auch." ergänzte Melanie. Ich lächelte sachte. Es wühlte mich schon ein wenig auf. Marco wäre ein herausragender Vater gewesen. "Habt ihr selbst schon darüber nachgedacht bald Kinder zu bekommen?" fragte Manuela vorsichtig. Das traf mich wie ein Schlag. Es müsste ja so kommen. Ich grübelte darüber, was ich nun antworten konnte. Die Stimmung so herunter zu ziehen, wollte ich nicht. Natürlich würden sie es zeitnahe erfahren, aber wann ist es denn der richtige Zeitpunkt, seiner Familie von einer Fehlgeburt zu erzählen? Es weiß doch noch nicht mal meine eigene Mutter. Wobei sie ja auch gerade ganz andere Sorgen hatte. "Bella! Komm mitspielen!" rief Nico plötzlich erlösend. Ich dankte Gott im Himmel dafür.
Marco lies nun keine Gnade mehr walten. Er bestand darauf, dass Nico und ich ein Team bildeten, es wäre ja sonst unfair. Manchmal trickste er ganz schön und ich versuchte so gut es ging, Nicos und meinen Ruf zu retten. Als Nico bei seiner Mutter etwas trinken ging, spielte ich gegen Marco eins zu eins gegeneinander. Es war tatsächlich unfair. Jedoch hatte ich eine gute Chance ergriffen und trickste ihn mit meinem einzigen Trick auch noch so aus, dass ich beinahe ein Tor schoss. Beinahe, weil Marco plötzlich von hinten nach meinen Hüften griff, mich eng an sich drückte und einfach mal eben auf die andere Seite verfrachtete, um den Ball aus der Gefahrenzone zu schießen. Daraufhin drehte er sich wieder in meine Richtung. "Man Marco, das war echt unfair!" wehrte ich mich laut. Er grinste und überhäufte mich wortlos mit Küssen. Ich genoss seine Nähe richtig, sie war in den letzten Zeit zwar da, aber anders. Und schon konnte ich ihm nicht mehr böse sein. "Verzeihst du mir?" schmollte er liebenswürdig. Ich nickte energisch: "Natürlich, mein Geliebtester." kicherte ich. Schon wieder überhäufte er mich mit unzähligen Küssen. Diese Berührungen erzeugten eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper.Das Essen schmeckte super, Marcos Familie ist einfach toll. Sie war so fürsorglich und extrem lustig. Ich liebte es, hier zu sein. Irgendwann wurde es dunkel. Während die anderen unter der strahlenden Girlande noch am Tisch saßen, fletzten Marco und ich uns in die Hollywoodschaukel, die auch auf der Terrasse stand. Müde und ausgelaugt kuschelte ich mich in seine beschützenden Arme, an seine starke Brust und genoss seine sanften, unauffälligen Streicheleinheiten auf meinem Rücken unter meinem Shirt. Die Kreise, die er auf meiner Haut zeichnete und seine regelmäßige Atmung beruhigten mich und brachten mich dazu, einzuschlafen. Ich wusste: in seinen Armen war ich geborgen und zu Hause. Dieses Gefühl war unbeschreiblich schön.
"Ist Bella eingeschlafen Brüderchen?","Ja.","Du glückliche Grinsebacke. Euch scheint auch nichts in die Quere zu kommen.","Wenn du wüsstest, es ist nicht immer alles so leicht. Aber man muss das Beste daraus machen, nicht wahr?","Wie meinst du das?","Wir haben auch einige schwierige Tage hinter uns.","Echt? Ich habe schon von Bellas Vater gehört. Das ist alles echt nicht ohne.","Wenn es nur das wäre.","Ich verstehe nur Bahnhof.","Ich wäre Vater geworden Yvonne. Bella hat das Kind am gleichen Tag verloren.","Oh Gott Marco, wie-, wieso sagst du denn nichts?","Ich weiß nicht. Ich kann da noch nicht so einfach drüber reden. Es fällt mir ehrlich gesagt ziemlich schwer. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass Bella schwanger war. Sie wusste es auch erst wenige Tage zuvor.","Das ist schrecklich Bruderherz. Es tut mir schrecklich leid für euch. Bella ist noch so jung und ihr werdet mit Sicherheit noch genug Zeit haben, Kinder zu bekommen.","Diese Aussage haben wir schon oft gehört. Ist aber ziemlich nüchtern ausgedrückt. Diese Leere die ich in diesem Moment gespürt habe war unbeschreiblich. Man denkt nur an das was wäre, wenn und an wie es hätte sein können. Es war schrecklich für mich und da frage ich mich, wie sich Bella nur gefühlt hat. Mein armer Schatz, das hat sie nicht verdient. Deswegen versuche ich alles, dass sie wieder glücklich wird. Schließlich ist sie meine große Liebe und bald endlich auch meine Frau."
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Optimist
FanfictionNachdem die heute 20 jährige Dortmunderin Isabella ihre Schule beendete, fiel sie für einige Zeit in ein tiefes Loch. Sie war umgeben von schlechten Gedanken, Stress und Kummer. Ihre Eltern konnten diesen Zustand nicht mehr unterstützen und so gerie...