Weihnachten.
Für mich war Weihnachten schon immer das Fest der Liebe, wahrscheinlich wie für jeden Anderen auch. Aber vielleicht hing ich ein bisschen mehr an diesem Fest als alle anderen. Schon immer hat mich mehr das Zusammensein mit der Familie interessiert, als Bescherungen oder materielle Dinge im allgemeinen. Trotzdem liebte ich es meine Liebsten zu beschenken und ihre Gesichter zu sehen. Heiligabend verbrachten wir nie bloß zu dritt, Nobby und seine Frau Anette waren immer dabei, genau so wie Mats und Cathy, wenn sie Zeit hatten und nicht gerade der Jahrhundert Streik in unserer Familie ausgebrochen war. Heute waren zum ersten Mal auch Ludwig und Marco bei uns. Mein Vater hat Marco auf der Weihnachtsfeier vor ein paar Tagen zu uns eingeladen, wahrscheinlich, um mir zu zeigen, dass er es ernst meinte mit seiner Entschuldigung. Mir war jedoch sein Hintergrund egal, Hauptsache Marco und ich konnten so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen.
Ich wurde immer aufgeregter, während ich den ganzen Tag meiner Mutter in der Küche half und nachher noch mit ihr Laufen ging. Morgen Abend hatten Marcos mich zu ihrem Familienessen eingeladen, als wäre das selbstverständlich. Ich fand es so unglaublich nett von ihnen, war jedoch gleichzeitig mehr als nervös. Ich hatte Angst, zweifelte an mir, aber versuchte es so gut wie es ging zu verdrängen.
Nachdem ich Duschen ging, machte ich mich ein wenig fertig. Ich zog mir ein graues Strickkleid und eine schwarze Strumpfhose an, schminkte ich dezent und zauberte mir Locken in die frisch gewaschenen Haare. Zuletzt trug ich mein Lieblingsparfum auf, bevor ich die Treppe herunter stapfte. Das ganze Haus roch nach leckerem Essen und leise ertönte Weihnachtsmusik aus der Küche. Als es plötzlich an der Tür klingelte erwartete ich Mats und Cathy, jedoch stand Marco plötzlich vor mir. Lässig hatte er eine Sporttasche über seine Schulter geschwungen und grinste mich friedlich an: "Hi","Da bist du ja endlich." scherzte ich und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Während er vor mir die Treppe hoch ging musterte ich ihn. Seine Haare waren wie immer penibel hochgestylt. Er trug dunkelgraue Jeans und ein weißes Hemd, über das er einen schwarzen Pullover trug. Seine Sneaker waren wie immer so weiß, dass mann von ihnen hätte essen können. "Du siehst wunderschön aus." lächelte er in meinem Zimmer. Ich umarmte ihn nervös: "Marco, du glaubst nicht wie aufgeregt ich wegen morgen bin.","Das brauchst du nicht, meine Familie wird dich lieben und Nico kennst du ja schon.","Nico ist aber ein kleiner Zwerg, ich rede von deinen Eltern und deinen Schwestern, die ich kennen lernen werde." murmelte ich. "Irgendwann ist immer das erste Mal. Ich bin mir ganz sicher, dass sie dich genau so lieben werden, wie ich dich." beruhigte er mich. Mein unzufriedenes Murren wurde zu einem zaghaften Lächeln: "Meinst du wirklich?","Ich bin mir wie gesagt sicher." hauchte er, während er mein Kinn sanft an sich heranzog und seine Lippen gefühlvoll auf meine legte. Schon wieder nahm er mir die Zweifel, die sich langsam in meinen Gedanken aufgebaut hatten. Ich umarmte ihn liebevoll und vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge. Seine Hand begann zärtlich damit, über mein Haar zu streicheln. Nachdem wir eine Zeit lang so verweilten schaute ich ihm tief in die Augen. Er lächelte zufrieden. Auch meine Lippen formten sich zu einem glücklichen Lächeln. Wie von selbst setzten sie zum Reden an: "Ich liebe Dich." sagte ich gefestigt und strahlte. Hatte ich das gerade wirklich einfach so gesagt? Ich erschreckte mich über meine eigenen Worte und bereute es zwar keines Falls, aber wurde von Sekunde zu Sekunde unsicherer, ob es nicht doch zu früh für diese schwer wiegenden drei Worte waren. "Ich dich auch, Bella." antwortete er ernst und schaute mir ehrlich in die Augen, bevor ich meine Lippen überglücklich auf seine legte. Dieses Jahr würde Weihnachten mit Sicherheit mehr als perfekt werden.Später, vor der Bescherung und als alle endlich eingetroffen waren, gab es endlich Essen. Ludwig, der neben mir friedlich in einer Art Reisebett schlummerte, stiel alle paar Minuten meine Aufmerksamkeit. Ich liebte den kleinen Wutz schon so sehr, obwohl ich ihn nicht von der ersten Sekunde an begleiten konnte. Schon blöd, wenn man so stur wie ich war. Mats beobachtete mich wohl schon seit längerem: "Na, ist da selbst jemand bereit für Kinder?" fragte er ohne Hemmungen. Ich wusste zwar, dass es nur Spaß war, trank aber schockiert einen extra großen Schluck Wein: "Nein ich bin noch viel zu Jung." murmelte ich daraufhin. "Aber erstmal habe ich ja den Kleinen Ludwig." rettete ich mich. Marco warf mir einen mitfühlenden Blick zu. Mit ihm hatte ich zwar noch nie über dieses Thema geredet, warum denn auch, aber ich hoffte insgeheim er sah es genauso. Schließlich konnte ich das nicht genau wissen, er war nun mal schon alt genug dafür und sicherlich hatte er mit seiner Exfreundin schon über dieses Thema nachgedacht. Ich schob es jedoch erstmal zur Seite und holte den Auslöser dafür, der gerade kichernd aufwachte aus seinem Bettchen auf meinen Arm. Ludwigs Blick fiel sofort auf Marco und löste ein Grinsen in seinem Gesicht aus. Marco nahm mir den Kleinen ab und strahlte. Ihm standen Kinder so unglaublich gut, das hatte ich schon bei Nico festgestellt.
DU LIEST GERADE
Optimist
FanfictionNachdem die heute 20 jährige Dortmunderin Isabella ihre Schule beendete, fiel sie für einige Zeit in ein tiefes Loch. Sie war umgeben von schlechten Gedanken, Stress und Kummer. Ihre Eltern konnten diesen Zustand nicht mehr unterstützen und so gerie...