Es war schwer für mich, wieder in der Uni Anschluss zu finden. Marco war Momentan in Liverpool zum Championsleague Spiel. Obwohl ich hätte mitkommen können, entschied ich mich dagegen und blieb bei Ann. Mich wunderte es, dass Mario sogar mit nach England flog. Natürlich hätte ich Marco auch begleiten können, aber ich konnte unmöglich noch länger in der Uni fehlen und musste mich so langsam wieder einarbeiten. Es war um auf die Uni zurück zu kommen nicht der Lernstoff der mir alles erschwerte dort, denn dieser fiel mir ziemlich leicht, sondern es waren die Grüppchen die sich gebildet haben und die ganzen Freundschaften an die ich nur schwer Anteil haben konnte, weil ich so lange fehlte. Ich stürzte mich trotzdem mutig ins Getümmel. Es war normal für mich, von Zeit zu Zeit schief angesehen zu werden durch meine Beziehung zu Marco, aber vielleicht bildete ich es mir oft auch ein. "Ach dich gibt es auch noch?" fragte Tim, der sich zu meinem Leid direkt zu mir in den Vorlesungssaal gesellte. Ich verdrehte meine Augen. Auf diesen Gockel hätte ich nur zu gut verzichten können. "Wenn du so zu mir bist, kannst du gleich wieder gehen." sagte ich ehrlich und rückte dabei etwas weiter von ihm weg. Er musterte mich ungläubig: "Was ist los?" fragte er skeptisch und kratzte sich am Kinn. Seine Augenbrauen verzogen sich. Tja, er kannte mich schließlich auch noch ein bisschen. "Ich möchte nicht so gerne darüber reden, aber es wäre total nett, wenn du mich mit deinen dummen Sprüchen in Ruhe lassen könntest." stellte ich klar. Tim fuhr sich nachdenklich durch die Haare: "Wenn du jemanden zum Reden brauchst, tue dir keinen Zwang an. Ich bin gar nicht so schlimm, wie du vielleicht denkst." lächelte er lieb. Ich schaute ihm in die Augen. Da hatte er recht, ich war ja auch nicht umsonst vor Jahren mit ihm zusammen. Aber das ist Geschichte. Immer wenn ich meine Zeit in der Uni mit ihm verbringen musste, dankte ich meinem Vergangenheits-Ich dafür Schluss gemacht zu haben, denn er war im Endeffekt so gar nicht mein Typ und im direkten Vergleich zu Marco ein kindischer Idiot. Naja, aber mit Marco konnte sowieso niemand mithalten. "Hey, du bist verlobt?" grinste er plötzlich und beobachtete meinen Ring. Ich strahlte: "Ja seit einigen Wochen schon.","Glückwunsch! Cleverer Schachzug." zwinkerte er. Schon wieder verdrehte ich meine Augen: "Ja, ja." murmelte ich abgeneigt. Wie konnte man nur so unterbelichtet sein? Ich war froh, aus dem Saal zu sein nach 2 Stunden und freute mich ungemein auf zuhause. In meinen Vorstellungen war ich schon längst auf dem Sofa am Netflix gucken oder in der Badewanne. "Bella warte mal!" rief Vera plötzlich hinter mir. Sie war ein nettes Mädchen. Schon ein paar Mal hatten wir uns unterhalten, sie war locker und immer gut drauf, ein wenig Jünger als ich. Auch schien sie jeden zu akzeptieren und war gefühlt vorurteilslos. Das mochte ich gerne an ihr. "Ja?" fragte ich, während es in meinem Kopf ratterte. Hatte ich doch noch eine Vorlesung vergessen? Oder mutierte ich schon wieder zum Stifte-Dieb? Ich hatte ihr ihren Lieblingskulli bis jetzt schon vier mal versehentlich abgezogen, genau so kamen wir vor einiger Zeit auch ins Gespräch. Direkt begann ich damit, hektisch in meiner Handtasche zu wühlen. "Lass das" lachte sie und stoppte meine Hände vom Kramen, indem sie ihre auf meine legte. "Ich feiere das kommende Wochenende meinen Geburtstag im View, möchtest du auch kommen? Wenn du willst, kannst du auch deinen Marco mitbringen." lächelte sie. Innerlich rastete ich aus vor Freude. Es gab also doch noch normale Personen an dieser Uni: "Klar, gerne. Ob Marco mitkommen kann, weiß ich noch nicht." grinste ich. "Super, da freue ich mich. Bis übermorgen dann!".
Meine langersehnte Netflixrunde musste dann doch warten. Es war gerade mal 14 Uhr, als ich das Gelände der TMI Dortmund verließ. Ich beschloss, meine Mutter abzuholen und meinen Vater gemeinsam mit ihr zu besuchen. In Marcos Mercedes herrschte erst konsequente Stille, bis Mama sich räusperte: "Ich vermisse dich zuhause. Jetzt ist immer alles so ruhig. Du bist plötzlich so schnell erwachsen geworden." lächelte sie. Ich musste amüsiert kichern: "Wir müssen Papa schnell wieder fit kriegen und wenn ich mein Zeug auch wieder zusammen habe komme ich oft zu besuch." rutschte es mir heraus. "Wie meinst du das Süße?","Ich meinte das nicht so." lachte ich nervös. Während meine Augen die Straße fokussierten, dachte ich mir im Inneren wie bescheuert ich doch manchmal sein konnte. "Isabella Dietrich, egal was gerade mit deinem Vater los ist du erzählst mir jetzt sofort was mit dir los ist und dir auf dem Herzen liegt." stellte meine Mutter deutlich klar. Ich war aufgewühlt. Es musste jedoch einfach heraus. Marco erzählte mir vor wenigen Tagen, dass seine Familie es auch schon weiß. Er hatte darüber mit Yvonne gesprochen und so ist dann alles nach und nach ans Licht gerückt. Aber es war erleichternd. Vielleicht ist es ja genauso bei Mama? "Versprich mir erst, dass du nichts davon Papa erzählst.","Ja versprochen." Ich räusperte mich einige Male, bevor ich zum reden ansetzte: "Ich hatte an dem selben Tag, als Papa seinen Herzinfarkt bekam, eine Fehlgeburt." sagte ich klar und deutlich. Natürlich taten diese Worte noch weh, aber Marco und ich trauerten und das genug, dass wir damit an einem Punkt angelangten, an dem es uns besser ging. Meine Mutter jedoch war schockiert und still. Ungläubig schaute sie mich von der Seite an und schluckte so laut, dass sogar ich auf dem Fahrersitz es hörte. "Ach mein Schätzchen, wieso hast du denn nichts erzählt?" fragte sie leise. Natürlich bemerkte ich, dass sie erschüttert war. Jedoch erklärte ich ihr alles und auch dass Marco und ich das zusammen durchgestanden haben und zunächst Zeit für uns gebraucht haben, bevor wir es erzählen konnten. Sie verstand es und ich war unglaublich erleichtert deswegen. Einfach fiel es ihr aber nicht. Jedoch hatten wir andere Sorgen, denn Papa ging es nicht so gut, wie an den letzten Tagen. Heute hatte er strenge Bettruhe aufgetragen bekommen. Das gefiel mir gar nicht. "Da ist ja meine wunderbare Familie." lächelte er so gut er konnte. Mama und ich taten ihm gleich. Ich drückte ihm einen Schmatzer auf, bevor ich mich auf die Bettkante setzte. "Wie läuft der Laden ohne mich.","Alle vermissen dich Papa." sagte ich ehrlich und gab ihm eine Genesungskarte von Watzke. "Nobby ist auch fast jeden Tag hier." lachte er. "Ja, er erzählt mir immer davon." erklärte ich. Es war nicht zu übersehen, dass mein Vater schwach war. Ihm fiel es schwer viel zu reden und er war ein wenig dudelig. Wer konnte es ihm verübeln?
Am Abend, als ich dann endlich meine Serien anschaute, nur im weitaus bequemeren Bett anstatt auf dem einst geplanten Sofa, klingelte mein Smartphone. Glücklich nahm ich den Anruf an und freute mich schon darauf, Marcos Stimme lauschen zu können. "Hi Liebling.","Guten Abend mein Schatz, wie war der Flug?","Es gab keine Komplikationen. Schön, deine Stimme zu hören. Was hast du heute gemacht?","Das ist doch perfekt. Ohja, finde ich auch. Ich war heute in der Uni und danach im Krankenhaus.","Wie war es denn in der Uni? Und wie geht es Michael?","Ich hatte erst ein wenig Angst, aber es war im Endeffekt super. Ein nettes Mädchen hat mich sogar am Wochenende zu ihrer Geburtstagsparty im View eingeladen, damit hätte ich gar nicht gerechnet. Kommst du mit? Papa ging es heute schlechter als sonst, er war irgendwie total verwirrt.","Das hört sich doch gut an, dass du endlich Anschluss findest mein Schatz. Schade, ich dachte es wird jetzt endlich besser mit deinem Vater. Mal sehen, ob ich mitkommen kann, ja?". Seine Stimme war ein wenig rau und angeschlagen. Ich seufzte: "In Ordnung. Ich wünsche dir ganz viel Glück morgen Marco. Ich vermisse dich.","Danke, ich dich auch. Und ich liebe dich über alles. Ich denke die ganze Zeit an dich.".
Ich war überglücklich nach unserem Telefonat. Es tat gut, mit ihm zu reden, es beruhigte mich so seine Stimme zu hören. Komisch, dass man sich so sehr an eine Person gewöhnen kann. Auch alleine im Bett zu schlafen fühlte sich urkomisch an.
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Optimist
FanfictionNachdem die heute 20 jährige Dortmunderin Isabella ihre Schule beendete, fiel sie für einige Zeit in ein tiefes Loch. Sie war umgeben von schlechten Gedanken, Stress und Kummer. Ihre Eltern konnten diesen Zustand nicht mehr unterstützen und so gerie...