Kapitel 29

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Die Hochzeitsgesellschaft am nächsten Tag war ein bunter Mix aus Mannschaftskollegen oder auch Ex-Kollegen, Freunden aber vor allem Familie. Der Kreis wurde aber möglichst klein gehalten. Während Marco und Sarah vorne als Trauzeugen saßen, gesellte ich mich ein wenig weiter hinten zu Julian.
Als Ann-Kathrin ganz langsam zusammen mit ihrem Vater zu Mario schreitete standen wir als Gäste auf. Mir schossen direkt Tränen in die Augen, um mich herum hörte man hier und da jemanden schluchzen und wie sich viele die Taschentücher weiterreichten. Sie trug ein enges weißes Kleid mit vielen Spitzendetails und sah einfach wunderschön aus. Marco warf mir von vorne ein Lächeln zu. Ich grinste zurück und begann daraufhin damit, mir die traumhafte Zeremonie anzuschauen. Ob ich vielleicht irgendwann auch an dieser Stelle stehen würde? Vielleicht sogar zusammen mit Marco?

Umgeben von den nettesten Menschen, weichem Sand, strahlend blauem Meer und im sanften Sonnenschein, ließ konnte man das alles mehr als nur gut aushalten.
Nach der Trauung und den ganzen Glückwünschen gab es einen Sektempfang. Ann-Kathrin sprang herum wie ein aufgescheuchtes Huhn nachdem die Last endlich von ihr abgefallen ist. In den letzten Tagen waren Mario und sie doch sehr angespannt, verständlich. Marco und Roman unterhielten sich lachend, während Julian sich um den aufgelösten Mario kümmerte. Sarah versuchte Ann derweil die ganze Zeit zu beruhigen. Grinsend und mit verschränkten Armen vor der Brust beobachtete ich das Geschehen. Unglaublich idiotisch waren meine Freunde ja alle, aber was sich in diesem Moment zeigte war einfach mehr als das. Es war der ganze Zusammenhalt und der Spaß der diese Freundschaft einfach ausmachte. Ich war so glücklich dabei sein zu dürfen und war froh, endlich wahre Freunde gefunden zu haben.

Die Party am Abend, nachdem das Essen abgeschlossen war und das was dazugehörte, konnte sich echt sehen lassen. Auf einem abgesperrten Strandteil wurde eine Tanzfläche aus Holz auf dem Sand platziert, überall waren kleine Fackeln aufgebaut, die Wege abgrenzten und zu einer Art Pavillion führten. Ich saß alleine an einer der unzähligen Bars, weil ich den ganzen Tag schon unterschwellig versuchte Marco aus dem Weg zu gehen. Meine Luft wurde nämlich immer dünner, schließlich konnte ich meine Stummheit nicht mehr mit der Hochzeit begründen. Nur noch morgen musste ich es aushalten, die BVB-Jungs mussten nämlich nicht mit uns nach Hause fliegen sondern direkt nach Marbella ins Trainingslager. Danach würde ich es Marxo ganz sicher erzählen. Ich konnte ihm doch nicht auch noch das Trainingslager vermiesen. Eigentlich müsste ich genau deswegen jetzt so viel Zeit mit Marco verbringen, wie es nur ging da er für acht Tage weg sein würde. Ich hätte sogar dabei sein können im Trainingslager, aber seit dem Marco und ich offiziell ein Paar waren durfte ich es nicht mehr. Ich wäre eine Ablenkung und Freundinnen seien nicht erlaubt, selbst wenn ich zum Arbeiten mitgefahren wäre. Aber was soll's, so konnte ich wenigstens in Dortmund die Stellung halten.
"Ich habe dich schon überall gesucht!" prustete Marco plötzlich neben mir außer Atem. Ich trank den letzten Schluck meines Getränks aus, sodass der Strohhalm Schlürfgeräusche in meinem Glas erzeugte: "Hatte durst." erklärte ich und stellte das Glas mit einem großen Knall auf die Theke. Irgendwie musste ich ab jetzt mein schlechtes Gewissen ausstellen und die Zeit mit Marco genießen: "Ich liebe Dich, Bella." lächelte er sanft, während er meine Hände nahm. "Ich Dich auch." lächelte ich zurück nachdem ich von meinem Stuhl aufstand. Er schaute mir tief in die Augen, suchte nach den Dingen, die mich nicht losließen. Misstrauisch war er immer noch, aber auch er versuchte es abzuschütteln, nicht daran zu denken. Mir tat es so leid, ihn so zu sehen. Ich merkte wie es unsere so frische Beziehung belastete und wusste nicht wozu die ganzen Lügen noch führen sollte und warum ich so sehr daran festhielt, aber irgendwie war es auch schon zu spät, oder? Ich war so verliebt in ihn, was mache ich denn wenn ich ihm es jetzt sage und er sauer ist, weil ich ihm die Tage so vermiest habe mit meinem zurück gezogenem Verhalten. Es war einfach nur schrecklich, ich reitete mich tiefer und tiefer in den ganzen Mist rein und das obwohl ich doch nicht mal etwas dafür konnte. Roman und ich hatten uns ja nicht geküsst oder sonst etwas dergleichen. Er hatte mir nur von seinen Gefühlen erzählt. Trotzdem ging es mir hauptsächlich um die Freundschaft der beiden. Mir war bewusst, dass ich alles schlimmer machte als es wirklich war. Wir gingen tanzen, als ein langsames Lied lief und ich genoss einfach nur seine Nähe, indem ich meine Hände locker um seinen Hals legte und mich eng an ihn drückte. Wie sonst auch lagen seine Arme um meine Mitte und er wippte uns sanft hin und her. Wir beide waren jedoch nachdenklich und wussten nicht so recht etwas mit uns anzufangen. Aber es war für's Erste egal, Hauptsache ich konnte den Moment mit ihm genießen und hoffte insgeheim alles würde sich zum Guten wenden. Sein regelmäßiger Herzschlag, den ich gegen meinen Oberkörper verspürte, beruhigte mich ein wenig. Jedoch war mir eigentlich klar, dass es dafür schon zu spät war. Die Wahrheit hätte schon längst raus gemusst.

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