Kapitel 42

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Von Tag zu Tag wurde es mittlerweile wärmer. Der tiefe Winter den alle nach diesem hammermäßigen Sommer erwarteten blieb glücklicherweise aus. Außerdem kam ich jedem Tag dem Kennenlernen-Tag in der Uni näher. Es war ein komisches Gefühl.
Als ich mich eher weniger wach aufrichtete, bemerkte ich dass es draußen bereits hell war. Marco lag nicht mehr neben mir. Als ich dann auf den Wecker blickte, realisierte ich erst, dass es bereits 12 Uhr mittags war. Eigentlich waren wir schon um halb 10 wach, aber anstatt aufzustehen gefiel uns eine andere, ganz bestimmte Sache irgendwie besser. Also bei dem Thema bemerkte man Marcos Verletzung jedenfalls kein Bisschen, das konnte doch nur Gutes bedeuten, oder?
Jedenfalls raffte ich mich jetzt auf, sprang unter die Dusche und wickelte meinen zierlichen Körper daraufhin in ein großes weißes Badehandtuch ein, bevor ich gelangweilt meine Haare föhnte. In meinem Kopf ging ich derweil sämtliche Termine von Marco durch, aber ich war mir sicher dass er heute nichts auf dem Plan stehen hatte. Also sprintete ich so wie ich gerade eben aussah nach unten in die Wohnküche um nach ihm zu sehen. Bestimmt lag er, wie die letzten eineinhalb Monate einfach nur auf dem Sofa. "Marco, bist du hier?" rief ich stirnrunzelnd, als ich durch die Küche in das angrenzende Wohnzimmer schlenderte. Daraufhin pustete und strich ich mir sämtliche nervige Haarsträhnen meiner langen Haare aus dem Gesicht. Jedoch stand ich plötzlich, als ich meine vollständige Sicht wiedererlangte, nicht nur halbnackt vor meinem Freund, sondern auch vor der Hälfte des BVB-Kaders. Ich und Marco tauschten schockierte Blicke aus, während Julian der Erste war, der sich wieder fing. Natürlich nach einem heftigen Lachanfall: "Marco, vielleicht solltet ihr euch besser absprechen wenn du uns schon zu dir einlädst. Also wäre Bella Sarah, wäre ich ganz schön angeknackst." Nach diesem gut gemeinten Rat fing mein Freund sich wieder und war nur noch halb so schockiert, sprang auf und hechtete so schnell er konnte, mit seinem Bein, aus der Sichtweite der Jungs indem er mich vor sich her schob. Immer noch schockiert, fuhr ich mir mit den Händen durch mein Gesicht und raunte unverständliches Zeug. Marco seufzte: "Jule hat recht, ich bin angeknackst. Jetzt haben alle meine heiße Freundin in nur einem Handtuch eingewickelt gesehen." schmollte er gespielt. Als er mir die Treppen hoch hinterher humpelte. Am liebsten hätte ich in diesem Moment einen auf Speedy Gonzales gemacht und wäre mit einem ordentlichen Kick-Start abgedampft. Angekommen im Schlafzimmer schloss Marco die Tür hinter uns: "Sorry, ich habe total vergessen dir heute morgen davon zu erzählen." murmelte er außer Atem. Frustriert setzte ich mich aufs Bett: "Schon gut, war ja meine Schuld. Warum renne ich hier auch in so einem Aufzug im Haus herum?" antwortete ich gelassen und lachte beschämt. Marco grinste grenzdebil und krabbelte zu mir aufs Bett. Er drückte meinen Körper mit einem sanften Kuss nach hinten, bevor er sich vorsichtig über mich lehnte: "Bist du verrückt? Das sollst du sogar tun, meinst du ich lasse mir diesen Bomben mäßigen Anblick entgehen?" fragte er empört. Sein warmer Atem streifte meinen nackten Hals und erzeugte eine heftige Gänsehaut auf meiner Haut. Bevor ich auch nur dazu ansetzen konnte, etwas gegen ihn einzuwenden, drückte er verlangend seine Lippen auf meine. Relativ schnell schaffte ich es, mich aus dieser Trance zu befreien: "Vergiss es Reus, ich bin viel zu schockiert dafür. Außerdem schlafe ich nicht mit dir während deine Freunde unten genau das erwarten und uns womöglich noch hören können." stellte ich klar, während ich in eine graue Mom Jeans schlüpfte und mir einen engen schwarzen Pullover über den Kopf zog. Mit jedem weiterem Kleidungsstück schaute Marco empörter: "Das kannst du mir nicht antun Bella!" protestierte er, stand auf und stemmte seine Hände in die Hüften. "Oh doch." grinste ich frech: "Jetzt husch, husch geh wieder runter." befahl ich, während ich meine Ohrringe hinein fummelte. Er lächelte kopfschüttelnd und drückte mir noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, bevor er nach unten verschwand. Ich schaute meinem humpelnden Freund hinterher und war überglücklich, auch wenn es mir gleichzeitig mehr als peinlich war.

Später traf ich mich mit Sarah in der City, bei den Jungs wurde es mir zu laut und die Scham stand mir natürlich ins Gesicht geschrieben. Als ich die Tür des Solos auf drückte, ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Schnell fand ich Sarah, die in einem der oberen Bereiche des Cafés saß, ein wenig abgelegen von dem ganzen lauten Trubel. Nachdem ich sie fröhlich begrüßte schmiss ich meine Jacke auf einen der freien Stühle und setzte mich. "Sarah du glaubst nicht was mir heute passiert ist." murmelte ich, während ich durch die Karte schaute obwohl ich diese schon mehr als auswendig konnte. Sarah runzelte ihre Stirn: "Was denn? Achso du brauchst nichts mehr bestellen übrigens, ich habe uns beiden erstmal einen Latte Macchiato bestellt.","Sehr gut Wahl!" grinste ich überzeugt. "Und was ist dir jetzt heute früh passiert?","Ich wollte nach dem duschen nachsehen wo Marco war, natürlich im Badehandtuch, warum auch immer ich das gemacht habe. Jedenfalls stand ich dann plötzlich halbnackt vor dem halben Kader weil Marco sie eingeladen hat. Das war mir so peinlich.","Oh Gott, das ist mir auch schon mal passiert. Julian und ich haben uns einmal nicht abgesprochen und schon stand ich da halbnackt." lachte Sarah amüsiert. "Dann muss mir das ja nicht mehr so peinlich sein, wenn du schon die Vorarbeit geleistet hat." lachte ich laut und knuffte ihr in die Seite. Als dann auch noch ausgerechnet Tim sich neben uns räusperte und wahrscheinlich alles mitbekommen hatte, obwohl er uns einfach nur die Getränke bringen wollte. "Hi" grinste er lächelnd und stellte die Tassen auf dem Tisch ab. Ich nickte ihm zu, aber war froh als er dabei war abzudampfen. Bis er sich noch einmal umdrehte: "Sag mal, studierst du nächstes Semester an der ISM hier in Dortmund?" fragte er mich wie aus dem Nichts. Ich schluckte ordentlich: "Ja woher weißt du das?" antwortete ich zögerlich. "Wir haben gerade die Listen bekommen für die Kennenlernen-Tage und du stehst auf meiner Tutoren Liste." lächelte er schwach. Mein Herz rutschte mir derzeit in die Hose. Tim konnte unmöglich meine Bezugsperson an der Uni werden. Das konnte doch nicht wahr sein. Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit: "Ich wusste gar nicht, dass du auch dahin gehst." sagte ich leise und war eher weniger begeistert von dieser Tatsache. "Ich mache das, um den Laden hier irgendwann übernehmen zu können. Was willst du denn studieren?","Ich studiere Dual, international Sport Management beim BVB." murmelte ich. Er nickte und schaute ein wenig abwertend: "Bei deinem neuen Freund und deinem Vater auch ein cleverer Schachzug." bemerkte er. Genervt zog ich meine Augenbrauen hoch: "Bei dir könnte ich nichts anderes Behaupten, bei deinen Eltern." zwinkerte ich selbstbewusst und war froh als er in der Menge verschwunden war. Sarah kicherte neben mir: "Kein Wunder, dass ihr euch damals trennen musstet ihr seid ja wie Sodom und Gomorra." Ich seufzte laut: "Warum werden mir auch immer Steine in den Weg gelegt?","Ach Quatsch, sag Marco aber bitte vorher, dass du mit ihm zusammen warst. Nicht, dass du wieder nach München flüchten musst als Deeskalationsmaßnahme." kicherte sie weiter. "Ha, Ha!" grummelte ich ironisch und schlürfte genervt meinen Kaffee. Es wurde wirklich Zeit für ein neues Stammlokal.

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