Obwohl der Sommer gerade erst richtig Fahrt aufnahm, begann leider wieder der Alltag für mich. Marco durfte endlich wieder seit ein paar Tagen am Mannschaftstraining teilnehmen und ab heute musste ich mich wieder auf der Arbeit Blicken lassen. Es war unglaublich wie fit er schon wieder war.
Jedoch wollte ich vor der Arbeit noch zu meinen Eltern. Als ich aus dem Auto stieg und kurz davor war, seit Ewigkeiten wieder mein Elternhaus zu betreten wurde mir doch überraschenderweise etwas mulmig zumute. Zusätzlich wollte ich mir gar nicht ausmalen, wie schwach und krank mein Vater eventuell aussehen könnte. Trotz allen Zweifeln drehte ich rigoros meinen Haustürschlüssel im Türschloss um und öffnete die schwere Tür mit einem kleinen Ruck, so wie früher. "Hi Kleine." begrüßte mich meine Mutter direkt in der Küche und drückte mir eine Tasse Tee in die Hand. "Wie geht's dir? Wie war der Urlaub?","Mir geht's wieder ganz gut, der Urlaub war total klasse. Marco und ich hatten eine wunderschöne Zeit zusammen. Sag mal, wo ist Papa?" fragte ich misstrauisch. "Der kommt sofort. Er lag gerade noch auf dem Sofa und hat sich ausgeruht." erklärte sie. Ich nickte. Jedoch hatte sie recht, kurz darauf betrat mein Vater auch die Küche: "Hi Schätzchen, da bist du ja wieder." grinste er so gut er konnte. Ich umarmte ihn und küsste ihn flüchtig auf die Wange. "Wie geht es dir Papa?" fragte ich besorgt. Auch meine Mutter beobachtete ihn kritisch. Nicht nur mein Vater sah sehr Krank und vor allem blass aus, sondern auch meine Mutter erschien mir ziemlich kraftlos und am Ende zu sein. "Ach es wird jeden Tag besser." lächelte er zaghaft. Ich glaubte ihm kein Wort. "Durftest du wirklich schon aus dem Krankenhaus oder hast du dich selbst entlassen?" fragte ich mit einem kritischen Unterton in der Stimme. "Er hat sich selbst entlassen." stellte meine Mutter umgehend klar. "Man Papa du merkst doch, dass es dir überhaupt nicht gut geht. Soll ich dich nicht lieber ins Krankenhaus fahren?","Nein, ich probiere es noch ein oder zwei Tage und wenn es dann nicht besser wird stelle ich mich da nochmal vor." Ich war nicht glücklich mit dieser Entscheidung, aber er war schließlich mein Vater, ich konnte ihm schlecht sagen was richtig und was falsch war er war alt genug um das selbst für sich zu entscheiden. Außerdem habe ich ihm gerade ehrlich gesagt, wie krank er auf mich wirkte. Mehr konnte ich nicht machen. Hilflos schaute ich zu meiner Mutter herüber, die mit den Achseln zuckte. Ich seufzte: "Danke übrigens Mama, dass du mir das Reisebüro empfohlen hast, die Reise war perfekt.","Gerne. Jetzt erzähle uns doch endlich wie es war.","Genau, lass uns lieber darüber reden." klingte sich mein Vater ein. Er schien bei diesem Thema echt wieder der alte zu sein: mein lieber, sympathischer Vater, der mit Allem und Jedem gut konnte. Umso mehr besorgte es mich, dass er immer noch so schwach war. Normal war das nicht. "Also" fing ich an, nachdem ich meinen Tee leer trank, mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen: "Marco und ich hatten ein wirklich tolles Zimmer in einem Strandhotel mit Meerblick, wir waren beinahe jeden Tag am Strand oder haben die Stadt erkundet. Manchmal waren wir sogar wandern auf kleinen Bergen, das war echt voll entspannend." erzählte ich aufgeregt. "Das ist doch noch nicht alles, so sehr wie du grinst." bemerkte mein Vater. Ich zuckte mit den Schultern: "Ist es auch noch nicht." gab ich glücklich grinsend zu. Die beiden schauten mich genauso fragend an wie Marcos Familie vorgestern Morgen. Ich hielt ihnen direkt meine Hand entgegen: "Marco hat mich gefragt ob ich ihn heiraten möchte." erzählte ich stolz. Die Augen meiner Eltern wurden groß, in den Augen meiner Mutter bildeten sich Tränen: "Herzlichen Glückwunsch mein Schatz! Marco ist wirklich der richtige Mann für dich und der Ring, der ist echt wunderschön." Ich umarmte sie, wurde daraufhin überraschender Weise von meinem Vater aus ihren Armen gezogen: "Ich weiß es kam in den letzten Monaten nicht so rüber, aber ich sehe das mittlerweile genauso wie deine Mutter. Herzlichen Glückwunsch." Mit so einer tollen Reaktion von ihm hätte ich nicht gerechnet. Mir rutschte direkt eine kleine Freudenträne aus dem Auge: "Danke ihr zwei, euer Segen bedeutet mir viel und Marco natürlich auch.","Wir sind stolz auf dich Bella, du bist so erwachsen geworden im letzten Jahr." lächelte mein Vater. Ich war froh, jetzt stand uns nichts mehr im Weg. Alle Sorgen waren erstmal wie weggeblasen.
Nur leider musste ich irgendwann Adieu sagen und mich auf den Weg nach Brackel machen. So gerne ich meinen Vater mitgenommen hätte, er war einfach immer noch nicht fit. Ich grübelte, wie ich ihm klar machen konnte, dass es wichtig war zum Arzt zu gehen. Aber das musste erstmal warten. Denn schon bevor ich überhaupt das kühle Gebäude betrat, wurde ich von einigen Leuten dämlich angegrinst. Netterweise grinste ich etwas irritiert zurück und wurde auch innerhalb des Gebäudes nicht damit in Ruhe gelassen. Man, man, man das musste sich hier ja wie ein Lauffeuer verbreitet haben, dass Marco und ich verlobt waren. Immer noch irritiert entschloss ich mich dazu, ihn beim Training auf dem Fußballfeld aufzusuchen und ihn mal zu fragen, ob die Bild-Zeitung mittlerweile schon davon berichtet hatte oder er den Job übernommen hatte. Vielleicht hatte ich einfach etwas im Gesicht oder so.
Zu meinem Glück hatte das Training noch gar nicht angefangen und die meisten bereits wartenden Spieler standen wie immer ein wenig verloren auf dem Feld herum. Irgendwie wurde mir in diesem Moment ein wenig Übel, aber dass lag höchstwahrscheinlich daran, dass nur ein paar Meter entfernt von mir vor ein paar Wochen der ganze Stress seinen Höhepunkt erreichte. "Moin Jule, ist Marco schon umgezogen?" fragte ich ihn schon während ich in seine Richtung lief. Er grinste und umarmte mich direkt: "Nein, aber komm erstmal her. Herzlichen Glückwunsch!","Von mir auch!" kam Mario plötzlich an und umarmte mich ebenfalls. "Marco hat es euch direkt erzählt oder?" frage ich lachend. Die beiden schüttelten entgegen meinen Erwartungen die Köpfe: "Wir wussten natürlich schon vorher davon." erklärte mir Julian. Endlich hatte ich jemanden gefunden der mir mal erzählen konnte, wie lange Marco das Ganze schon plante: "Wie vorher?","Wir haben den Ring mit ihm ausgesucht, schon vor seinem Geburtstag." mischte Mario sich ein. Ich musste noch mehr lachen: "Noch vor seinem Geburtstag?","Ja, aber dann bist du so krank geworden, da wollte er lieber warten.","Du kannst froh sein, dass er es überhaupt noch in Amerika gemacht hatte. Ich kenne keinen, der sich so viel Gedanken über einen Antrag macht, wie Marco. Er wollte das alles perfekt ist und dafür haben wir tausende Nachrichten bekommen." fuhr Mario fort. "Das hat er ja auch geschafft." murmelte ich leise. "Wahrscheinlich hatte er einfach bloß Angst, den Ring nicht ein zweites Mal durch die Flughafenkontrolle zu bekommen und das dann womöglich noch alles aufgeflogen wäre." scherzte Jule. Die beiden fingen an laut los zulachen. "Könntet ihr beide bitte aufhören mich vor meiner zukünftigen Frau zu blamieren?" rief Marco plötzlich hinter uns. Als er uns erreichte legte er seinen Arm um meine Schultern und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. "Ich habe nur eine Frage" teilte ich ihm mit: "Hast du es irgendwie allen erzählt oder steht das schon in der Bild-Zeitung. Das erste wäre mir durchaus angenehmer oder habe ich irgendwie was im Gesicht hängen? Ich werde die ganze Zeit so blöd angegrinst." Marco schmunzelte amüsiert: "Ich war das, naja wahrscheinlich hat es sich dann wohl herumgesprochen." schon wieder funkelten seine Augen so stark. Ich musste verliebt grinsen: "Ist ja auch nichts schlimmes. Ich wollte nur wissen, warum ich ständig so angegrinst werde." stellte ich klar und wuschelte durch seine penibel gestylten Haare: "Man Schatz, kannst du dir das nicht langsam mal abgewöhnen?" schnell versuchte er seine Frisur zu richten. Schon lange hatte ich ihn nicht mehr in seinem Trikot gesehen. Irgendwie freute ich mich schon auf den Saisonbeginn und die Stadionbesuche mit den Mädels und dazu sah er noch extrem gut aus. "Tut mir leid" sagte ich daraufhin: "Mario, Ann-Kathrin hat doch zu eurer Verlobung ein riesen Tamtam hier bekommen mit Blumenstrauß, Kuchen und allem drum und dran, oder?","Ja, da hat sie sich riesig drüber gefreut." antwortete er mir. Julian und Marco tauschten irritierte Blicke miteinander aus. Dann richtete ich mich von Mario wieder zu Marco: "Schatz, bitte versuch alles, damit ich das nicht erleben muss, ja?" flehte ich mit Schmollmund. So etwas war nun echt gar nicht meins. "Schon getan." zwinkerte er. Strahlend küsste ich ihn: "Du bist der Beste. So Jungs, viel Spaß euch. Ich muss jetzt arbeiten, bis später.".

DU LIEST GERADE
Optimist
FanfictionNachdem die heute 20 jährige Dortmunderin Isabella ihre Schule beendete, fiel sie für einige Zeit in ein tiefes Loch. Sie war umgeben von schlechten Gedanken, Stress und Kummer. Ihre Eltern konnten diesen Zustand nicht mehr unterstützen und so gerie...