Kapitel 48

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Ein paar Tage später wurde Marco dann endlich aus dem Krankenhaus entlassen. Es war ein tolles Gefühl ihn wieder bei mir zu haben. Immer wenn ich nach einem anstrengenden Uni- oder Arbeitstag nach Hause kam freute ich mich auf das blühende Leben dort. Wie es momentan aussah, ließ Marco glücklicherweise seine Rückkehr langsam angehen. Auch das Mats da war, war eine unglaubliche Stütze. Ich war ihm so dankbar dafür und dass er seinen Aufenthalt verlängerte ohne mit der Wimper zu zucken obwohl er seinen Sohn dabei hatte war unfassbar lieb, ohne ihn hätte ich diese Zeit psychisch gar nicht auf die Kette gekriegt. Trotzdem war es auch fragwürdig, ich musste unbedingt nochmal nachhacken was in München eigentlich wirklich los war.

Dennoch war es total normal, dass man dem Wahnsinn auch mal entfliehen musste. Heute war mein Tag. Nachdem ich gestern Abend die Vollkrise wegen den beiden Männern hatte, das Haus sah aus wie ein Saustall, hatten sie meine Anspannung wohl bemerkt und Marco hatte daraufhin gepredigt ich sollte mir heute nur Zeit für mich nehmen. Die brauchte ich auch dringendst. Arbeiten musste ich heute nur bis zwei Uhr, danach traf ich mich bei Sarah mit meinen beiden Mädels. Das konnte heute nur gut werden. 
Ich fuhr an diesem Freitag schon ziemlich früh, so gegen 6 nach Brackel. Es war schon hell draußen, die Vögelchen zwitscherten, es roch nach frischer Frühlingsluft so wie es Ende April sein musste. Die Sonne schien über das Trainingsgelände, besonders über die Stelle, über der ich ganz alleine meine Runden drehte. Bei angenehmen sechszehn Grad drehte ich auf dem Laufplatz einige Runden, um den Kopf freizubekommen. Nicht nur von dem ganzen Stress sondern auch von den ganzen Gedanken die ich in meinem Kopf bewahrte. Das ganze mit Marco, dann war da noch Mats und letztendlich der ganze Streit mit meinem Vater der mich wurmte. Das Tim mir in der Uni die ganze Zeit Stress machte wegen den ganzen Abgabefristen von irgendwelchen Aufsätzen und wegen dem Einschreiben in dämlichen Lerngruppen oder neuen Kursen, weil jetzt erst alles richtig losging, musste ich glaube ich nicht weiter ausführen.
Jedenfalls tat es mir gut joggen zu gehen. Als Student, das hatte ich jetzt die letzten Tage bemerkt, fraß man oft ziemlich viel in sich hinein. Fast Food hier, Sandwiches vom Kiosk da mit dick Remoulade, das war schon einiges. Ich nahm davon zwar nicht zu aber es war eine Wohltat für mein Gemüt diese Extrakalorien loszuwerden.

Nachdem ich fertig war, in der Personaldusche duschen ging, schlüpfte ich darauf in weiße Chucks, eine schwarze Hose mit Löchern an den Knien und einen dünnen, engen hell roten Pullover. In meinem Büro fuhr ich meinen Laptop hoch und rubbelte mir derweil die Haare mit einem Handtuch trocken. Aufeinmal sprang die Tür auf und Nobby platzte in in den Raum hinein: "Oh, ich wollte dir eigentlich nur Unterlagen vorbei bringen." Also war ab jetzt Schluss mit Lustig, jetzt musste ich ranklotzen damit ich um zwei Uhr hier raus sein würde.

"Sag mal, kommt Marco damit eigentlich gut klar, dass du ständig deinen Exfreund sehen musst?","Muss er ja wohl" antwortete ich Sarah, während ich mir ihre vorbereiteten Snacks in den Mund stopfte: "Schließlich kann ich nichts daran ändern, so sehr ich es auch will." warf ich hinterher mit vollem Mund. Ann-Kathrin schaute mir mit großen Augen zu: "Sag mal, willst du mir nicht auch was von den leckeren mini pPizzabrötchen überlassen? Hier ist nur Platz für eine Schwangere." Ich begann zu husten, während sie mir langsam den Teller aus der Hand riss: "Hier ist ja auch nur eine Schwangere du Idiot." zischte ich zurück. Wir drei begangen zu lachen. "Wir müssen unbedingt noch Baby Shopping machen, ich brauche noch Bodies und Schühchen." teilte Ann mit nachdem sie den Teller leer geputzt hatte. Ein wenig traurig schaute ich Sarah hinterher, wie sie den Teller in die Küche brachte. Schade, die Teile waren echt lecker. Aber Ann-Kathrins Idee war echt gut, ich wollte nach einem süßen Shirt für Ludwig gucken und brauchte so langsam ein Geschenk für Marco. Warum Ann jedoch Schuhe für ihr ungeborenes Kind kaufen wollte erschien mir Spanisch. Sarah wohl auch, nachdem sie länger darüber nachzudenken schien. Jedoch machten wir uns so oder so auf den Weg vom Phönixsee un die City.

Als ich nach einem lustigen, aber anstrengenden Tag mit vollen Tüten die Wohnung betrat empfing mich ein wohltuender Duft, in der großen Wohnküche brannte indirekt Licht und vor mir stand ein zurecht gemachter Marco. Seit langem hatte er mal wieder seine wunderschönen Haare hochgestylt, hatte zwar eine Jogginghose an aber so hatte ich ihn schließlich kennen gelernt und dazu ein vernünftiges schwarzes Shirt, ohne Flecken oder Löcher. Nachdem er mich ins Wohnzimmer führte, dort auf dem Couchtisch zwei Pizzen auf Tellern platziert waren und auf dem Fernseher Netflix schon bereit stand musste ich grinsen: "Oh wow, das ist aber eine Tolle Idee Marco.","Finde ich auch, Mats trifft sich mit Schmelle, wir sind ganz alleine für die nächsten Stunden." flüsterte er in mein Ohr, als er mich von hinten umarmte. Mein ganzer Körper überschauerte eine Gänsehaut, als er daraufhin auch noch einen Kuss in meine Halsbeuge platzierte. "Hier deine Jogginghose liegt auch schon parat." strahlte er lächelnd, während er sie wie aus dem Nichts hinter seinem Rücken hervor zog. Überglücklich überhäufte ich meinen Freund mit Küssen, nachdem ich in die bequeme Jogginghose schlüpfte. Er war so perfekt, niemand würde auch nur annähernd an ihn herankommen, dachte ich voller Euphorie. "Ich liebe dich!" platzte es aus mir heraus. Voller Freude huschte über Marcos Lippen ein Schmunzeln: "Und ich dich erst!", bevor er mich mit einem Ruck auf das Sofa trug und unser Abend in Zweisamkeit fahrt annahm.

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