Kapitel 30

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Zurück in Dortmund wusste ich erstmal nichts mit mir anzufangen. Mein Vater war mit der Mannschaft weg, genauso wie Nobby. Meine Mutter begleitete meinen Vater. Ich traf mich täglich mit Sarah, meistens war Ann-Kathrin auch mit dabei.
Heute war das Wetter wunderschön - lau und sonnig. Kein Vergleich zu dem Wetter auf Ibiza aber ich hatte auch erstmal wieder genug von Kleidern und kurzen Hosen. Fürs Erste mochte ich den deutschen Winter mit langen Hosen, gemütlichen Pullovern. Sarah und ich hatten den ganzen Vormittag damit verbracht, ihre Weihnachtsdekoration zu verstauen und gingen danach mit ihrem Hund Mason am Phönixsee spazieren. "Hat Julian sich schon bei dir gemeldet?" fragte ich sie irgendwann unauffällig, als es mir zu langweilig wurde Mason Stöcke zu zuwerfen. Natürlich hatte meine Frage auch einen besonderen Hintergrund, denn Marco hatte sich bloß am ersten Abend bei mir gemeldet, nun war es schon fünf Tage her dass er auf meine Anrufe oder Nachrichten reagiert hat. Erst schob ich es darauf, dass er sich aufs Trainingslager konzentrierte aber dann dachte ich mir, dass wenigstens eine Nachricht am Tag schon drin säße. "Ja klar, er ruft mich jeden Abend an um zu fragen wie es mir geht." lächelte sie zufrieden. Mir hingegen stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. "Wieso?" fragte sie skeptisch. Ich seufzte: "Marco meldet sich seit Tagen nicht mehr, egal ob ich anrufe, oder ihm schreibe." erklärte ich betrübt. Sarah nahm mich in den Arm und versicherte mir, dass es bestimmt nichts schlimmes sei und er bestimmt momentan einfach nicht weiß wo ihm der Kopf stehe. Wir gingen darauf noch zusammen in die City, um zu shoppen und danach gemeinsam was essen zu gehen.

Ein paar Tage später, Marco kam abends aus dem Trainingslager wieder, fuhr ich gegen Nachmittag zu ihm, räumte sein Haus ein wenig auf und kochte extra einen leckeren Auflauf für uns beide. Heute Abend habe ich mir fest vorgenommen, ihm von allem zu erzählen damit es endlich nichts mehr gab, das zwischen uns lag.
Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis man draußen eine Autotür hörte und sich kurz darauf der Schlüssel im Türschloss bewegte. Ich lehnte mich in den Türrahmen der Wohnküche und wartete mit einem breiten Grinsen darauf, ihn endlich wieder zusehen. In meinem Bauch schwirrten die Schmetterlinge wie verrückt herum und ich freute mich total darauf, ihn endlich wieder in meine Arme schließen zu können.
Die Tür ging auf und wieder zu. Er hatte mich bis jetzt noch nicht bemerkt, erst als er sich umdrehte und in meine Richtung blickte wurden seine Augen groß: "Was machst du denn hier?" fragte er desinteressiert und gefühlskalt. Ich dachte erst, er würde mich verarschen wollen. Ein paar weitere Sekunden grinste ich ihn glücklich an, bis ich bemerkte dass er es ernst meinte. Mein Grinsen wurde zu einem nervösen, stumpfen Blick. Sein hingegen fast schon arroganter Blick durchbohrte mich beinahe und er ließ extra laut im selben Moment seine Reisetasche und den Koffer auf den Boden fallen. Ich zuckte erschrocken zusammen: "Ich- äh, ich wollte dich überraschen." stammelte ich unsicher. "Okay?". War das jetzt sein Ernst? Stand ich wirklich über zwei Stunden für ein undankbares okay in der Küche? Egal, ich versuchte mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Meine Umarmung wimmelte er genervt ab: "Lass mich doch erstmal ankommen, man!" zischte er angepisst. "Marco, was ist denn los?" fragte ich traurig. "Was los ist? Keine Ahnung, das frage ich dich doch schon seit über einer Woche, aber du lügst mich die ganze Zeit dreist an!","Wie bitte?","Roman hat mir alles erzählt.". Meine Augen wurden groß und Tränen bildeten sich innerhalb von wenigen Sekunden in meinen Augen: "Aber Marco, ich habe es doch nur gemacht damit deiner Freundschaft zu Roman nichts im Wege steht. Ich hab mich hundeelend gefühlt es dir nicht sagen zu können." erklärte ich aufgebracht. Meine Stimme überschlug sich total, so enttäuscht war ich von mir selbst. "Ach so, dann ist Lügen also die bessere Art und Weise, oder wie soll ich das interpretieren?","Nein, aber ich wollte es dir in Ru-","Nichts da. Ich bin einfach nur enttäuscht von dir Isabella! Wenn ich eins hasse dann sind es Lügen. Egal warum oder welchen Hintergrund es hatte du kannst einfach nicht, egal mit wem, wie ein erwachsener Mensch über Probleme reden. Das war mit Mats so, es war mit deinem Vater so und du wirst es auch so schnell nicht lernen." brüllte er plötzlich aufgebracht. Mein ganzer Körper erstarrte. Hatte er mich gerade kindisch genannt? Ich hatte Verständnis dafür, dass ich ihn enttäuschte aber ich hätte niemals gedacht, dass er so ausfahrend werden könnte. Ich räusperte mich und wischte meine Tränen aus dem Gesicht: "Okay, also war das der Grund warum du dich nie gemeldet hast? Ich kann verstehen, dass ich dich enttäuscht habe aber ich habe es nur getan, damit nichts zwischen uns oder deiner Freundschaft mit Roman steht. Es tut mir leid." erklärte ich leise und versuchte, nicht jeden Moment vor ihm los zuschluchzen: "Ich- äh, ich glaube ich sollte besser dann jetzt besser gehen. Anscheinend hast du genug von deiner unerwachsenen Freundin, wenn ich mich überhaupt noch so nennen darf." feuerte ich nach und verließ ohne zu zögern sein Haus. Alles was ich heute gemacht habe für ihn war umsonst, ich hatte es zu spät in Angriff genommen mit ihm zu reden und im Endeffekt wahrscheinlich alles verschlimmert mit der eigentlichen Intention genau das nicht zu tun. Er hatte recht, ich war kindisch. So kindisch, dass er mir nicht mal hinterher ging, mich nicht versuchte aufzuhalten und ebenso wenig respektvoll mit mir umging. Anscheinend war ich ihm doch nicht so viel wert.

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