Kapitel 49

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"Mist!" murmelte ich in mich hinein als ich am nächsten Morgen auf dem Sofa aufwachte. Wir waren wohl beim Fernsehen eingeschlafen, super dieser Komaschlaf hatte mir gerade noch gefehlt. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits zehn Uhr war. Zwei Stunden mindestens war ich zu diesem Zeitpunkt schon zu spät auf der Arbeit. Ich entschied mich dazu, schnell vom Sofa aufzuhüpfen, Marco schlafen zu lassen und in meine Hose von gestern zu schlüpfen die noch unordentlich auf dem Boden lag. Nicht mal einen Blick in den Spiegel riskierte ich, denn ein unordentlicher Zopf musste reichen. Fast hatte ich auch noch vergessen mir Schuhe anzuziehen, erinnerte mich jedoch glücklicherweise daran und fand mich in unter zehn Minuten in Marcos Sportwagen wieder. Das PS-starke Gefährt war doch die perfekte Möglichkeit noch schneller auf der Arbeit anzukommen als vorher.

"Du traust dich ja was, zwei Stunden zu spät ist ein Armutszeugnis Bella. So habe ich dich aber nicht erzogen." sagte mein Vater plötzlich neben mir, während ich auf dem Trainingsplatz nach freiwilligen Spielern für ein Video zu suchen. Nobby hat über mein zu spät kommen gelacht. Er zeigte sogar Verständnis, denn ich müsste mich schließlich erst in meine neue Funktion und Rolle einfinden. Er hatte recht, die Balance zwischen Studium und Arbeit war noch schwerer als ich dachte. Egal, denn ich wurde schließlich mehrmals vor einem Dualen Studium gewarnt und war mir nach kurzer Überlegung trotzdem sicher, dass es mein Weg, vor allem der richtige, war. Ich rümpfte meine Nase, tapste nervös von einer Stelle auf der Anderen: "Sag mal, hast du nichts Anderes zu tun?" brummte ich sauer während ich nach Roman Ausschau hielt. Der würde mir bestimmt helfen. "Doch genau deswegen ärgert mich ja dein Verhalten.","Papa ich weiß ja nicht welche Laus dir in den letzten Wochen über die Leber gelaufen ist, aber ich bezweifele, dass alles was es verursacht an mir liegt." antwortete ich schnippisch. Als Roman an mir vorbei lief auf dem Weg in die Kabine fing ich ihn erleichtert ab: "Moin, Bock darauf mit Nobby und mir etwas zu drehen?" fragte ich optimistisch: "Auch wenn du nicht willst sag bitte kurz ja." raunte ich unauffällig hinterher. Er Grinste mich an: "Klar Bella, mit dir doch immer." und schob mich vor sich her. "Das Gespräch mit deinem Vater hörte sich echt übel an, ihr solltet euch wirklich mal aussprechen. Sonst wart ihr doch immer ein Herz und eine Seele." riet er mir besorgt. Wie lieb es doch von ihm war, obwohl wir in letzter Zeit wenig miteinander sprachen, hatte er das bemerkt und wollte mit mir darüber reden. Ich seufzte: "Ich weiß, aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung was mit ihm los ist, das kann nur er heraus finden und mir dann wenn die Zeit reif dafür ist mitteilen." erklärte ich. Roman nickte: "Ich gehe schnell duschen, aber danach komme ich zu dir und Nobby ja? Wenn dir gleich noch was einfällt dazu kannst du gerne mit mir darüber reden." zwinkerte er. Ich nickte während ich ihm nachsah. 

"Bist du heute morgen eigentlich pünktlich weg gekommen?" fragte Marco mich später am Telefon. Es war bereits sechs Uhr, heute musste ich leider länger machen: "Nein, deswegen bin ich ja auch noch hier." kicherte ich. "Stimmt, du ich war heute bei der Reha. Die Frau dort meinte ich darf bald schon wieder auf dem Trainingsgelände in die Reha bei deinem Vater un Helmut, aber erst wenn die letzten Untersuchungen abgeschlossen ist. Das heißt, dass ich bald vielleicht schon wieder individuelles Training bekomme.","Ist doch toll!" freute ich mich. Ich freute mich wirklich für ihn, nur erschienen mir seine Vorstellung sehr optimistisch: "Aber übernehme dich bitte nicht. Du weißt, das alles braucht seine Zeit.","Ja klar, Bella. Versprochen!" sagte er am anderen Ende des Hörers. Seine Stimme schien gefestigt, es beruhigte mich ihn so zu hören. Ich begann ihn zu vermissen, wollte plötzlich unglaublich gerne bei ihm sein und in seinen Armen liegen. Momentan war er abgesehen von meinen Freunden der wirklich einzige familiäre Halt in meinem Leben. Er machte mich so glücklich. Deshalb schob ich meine Bedenken zur Seite, denn wenn er der Meinung war es zu schaffen dann würde mich das glücklich machen und ich müsste ihn so unterstützen, wie er mich unterstützte. Vor meinem inneren Auge sah ich schon sein breites Grinsen wegen den erfreulichen Nachrichten, das auf mich zukommen würde sobald ich durch die Haustür treten würde. "Ich mache  ich jetzt auf den Weg nach Hause Marco." lächelte ich bei dem Gedanken daran, ihn in meine Arme zu schließen. Endlich schien Licht am Ende des Tunnels zu sein.

Als ich Zuhause nach Tagen mal wieder auf Mats traf, fiel mir ein dass ich ihn unbedingt noch fragen musste was eigentlich bei ihm los war. Meine Sehnsucht nach Marco musste also erstmal warten. Denn er hatte mir am Telefon auch mitgeteilt, dass Mats doch nicht wie geplant morgen nach Hause fahren würde. Das war natürlich kein Problem für uns, jedoch kam es mir schon vor ein paar Tagen spanisch vor dass er und Ludwig freiwillig so lange von Cathy getrennt waren. 
"Mats?" fragte ich in einer ruhigen Minute oben im Badezimmer nachdem ich Ludwig in sein Reisebett schlafen legte. Er schaute vom Waschbecken auf, an dem er sich kaltes Wasser über das Gesicht fließen ließ und warf mir einen fragenden Blick zu. "Du erzählst mir doch, wenn du Probleme hast oder?" hackte ich liebevoll nach. Ein wenig ertappt warf er mir einen zögerlichen Blick zu, seine Augen verwandelten sich in diesem Moment in die Hundewelpen-Glubschaugen von früher. Die bekam er immer wenn er mich anlog. "Naja wir haben uns irgendwie ziemlich gestritten." gab er kleinlaut zu. Ich stemmte meine Hände in die Hüfte und betete bloß, dass es nichts schlimmes war zwischen den beiden. Ich wusste es war irgendetwas vorgefallen. Das ich mit dieser optimistischen Hoffnung jedoch bitterlich falsch lag, wurde mir kurz darauf von ihm bewusst gemacht.


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