Kapitel 32

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Es waren mittlerweile schon ein paar Tage in München vergangen, da klingelte mein Telefon. Ich saß gerade gemeinsam mit Mats und Cathy am Frühstückstisch und fütterte Ludwig liebevoll mit Brei. Als ich Marcos Namen aufblinken sah, rutschte mir mein Herz in die Hose. Die ersten Tage hatten wir immer mindestens einmal am Tag kurz telefoniert oder ein, zwei Nachrichten hin und her geschickt. Irgendwann fiel mir aber auf, dass es mir nicht half um den Kopf ernsthaft von Dortmund und allem drum und dran frei zu kriegen. Denn in München ging es mir wider erwarten ziemlich gut, ich begann wieder zu lernen etwas alleine zu machen aber im gesunden Sinne. Jeden Tag nahm ich mir vor einen anderen Winkel der Stadt zu erkunden. Manchmal mit Mats, manchmal mit Cathy, manchmal alleine mit Ludwig, aber meistens alleine. Heute Abend würde ich mit Cathy ins Stadion gehen, um das Bayernspiel gegen Hertha zu sehen. Als relativ eingeschweißte Borussin fiel mir das eher schwer, aber interessant würde es bestimmt trotzdem werden. Das durften aber bloß nicht die Jungs wissen, die würden mich mit Sicherheit zum Hauspsychologen schicken. Jedoch half es mir und meinem mentalen Wohlergehen ungemein, etwas anders, neues sehen zu können.
Die Hälfte meiner Zeit hier war schon fast um und ich hatte meinen Kopf schon ziemlich gut frei bekommen und das, ohne das Andere zu verdrängen. Trotzdem wollte ich erstmal ein wenig Abstand zu Marco waren. Ich ignorierte unsere Probleme keines Wegs, nein ich setzte mich damit in Ruhe auseinander aber verlor nicht das Andere aus den Augen. 

"Sag mal Bella, willst du nicht drangehen?", fragte Mats stirnrunzelnd: "Das ist nämlich Marco.". Mein Blick fiel erneut auf das Display, jedoch drehte ich es schnell um nachdem ich den Anruf ablehnte: "Nicht beim Frühstück." redete ich mich raus und widmete mich meinem Patenkind. "Du erzählst gar nichts mehr von im, Kleine." bemerkte Mats plötzlich scharfsinnig. Mein Kopf lief auf Hochtouren, ich musste mir schnell was einfallen lassen: "Wie denn auch? Ich bin schon eine knappe Woche hier. Irgendwann hat es sich ja mal aus erzählt.","Jetzt erzähl uns endlich mal, warum du wirklich hier bist. Ich meine, du bist natürlich immer hier willkommen, aber sich am Anfang des Jahres, frisch in einer Beziehung erstmal hier 14 Tage einzuquatieren ist seltsam." stellte Cathy neugierig klar. Ich erzählte ihnen in Kurzfassung, was seit Silvester passiert ist und mich seit dem quälte. Auch, was ich versuchte wiederzufinden und meinen Willen, den Kopf frei von meinen dummen Gedanken und vielleicht auch von meiner Sturheit zu bekommen. Die beiden hörten sich alles total lieb an und Mats seufzte verzweifelt: "Ich glaube das renkt sich ganz schnell wieder ein, wenn du den Kopf frei hast und ihr beide dazu bereit seit darüber zu reden. Nur darfst du nicht zu lange warten, sonst geht die Liebe irgendwann flöten.","Genau, aber ich habe dir an Weihnachten noch gesagt eure Liebe ist so schön anzusehen, du musst dich echt darum kümmern.". Zum ersten Mal seit Tagen fasste ich wieder ein wenig neuen Mut, alles mit Marco zu klären. Ich hoffte bloß, er war auch bereit dazu. Die Angst, er will mich doch nicht mehr in seinem Leben haben, hatte sich in den letzten Tagen in mir breit gemacht.

Trotzdem ließ ich mein Handy erstmal auf stumm schließlich ging es schon bald in die Allianz Arena und dort ab in den Bereich für die Frauen und Kinder oder Angehörige, um das Spiel dort anschauen zu können. Die Stimmung war ehrlich gesagt nicht halb so gut wie in Dortmund und auch die Bauern, außer Mats, interessierten mich wenig. Aber es war ganz interessant mal beim Erzfeind vorbei zu schauen und zu spitzeln. Cathy und ich gönnten uns danach eine leckere warme Suppe um wieder warm zu werden. Ich dachte immer noch viel über ihre Worte nach. Marco und ich hatten schon irgendwie eine besondere Bindung zueinander. Er war mir unbeschreiblich wichtig. Vielleicht musste ich ja nachgeben, um es kippen zu können? Irgendwie hatte ich und meine Denkweise ja Schuld. Ich hatte mich schließlich immer weiter in meine Lügen verstrickt. Aber wofür denn im Endeffekt? Mein Verhältnis zu Marco hätte mir doch wichtiger sein müssen als Romans, oder nicht? Warum war es dann nicht so? Warum musste ich überhaupt momentan so oft an ihn denken? Ich schüttelte innerlich heftig meinen Kopf. Nein, Jetzt war Schluss mit diesen Verzettelungen. Morgen, das nahm ich mir fest vor, würde ich mich bei Marco melden. Ich erwägte sogar eine frühere Heimreise in diesem Moment. Denn ich hatte ziemlich Sehnsucht nach ihm. Er war schließlich derjenige, der meinen Horizont im Leben stets erweiterte, mir immer gute Laune schenkte, mich wunderschön fühlen lies und vor allem schenkte er mir diesen Optimismus und die Freude im Leben zurück. Wie könnte man diesen Mann denn nicht lieben?

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