Kapitel 79

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"Mensch, wie kann man so viel Zeug haben?" fragte ich Mats, als ich die letzte Kiste in seine neue Wohnung trug, die eigentlich meine hätte werden sollen. Mats und ich waren uns jedoch einig, dass Marco das ja nicht unbedingt wissen musste. Er zuckte mit den Schultern: "Keine Ahnung, ich habe eben auch schon gesehen, dass eine Kiste voll mit Cathys Zeug hier angekommen ist. Ich frage mich jetzt schon, wie ich die wieder ohne Streit los werden soll." den letzten Teil murmelte er nur noch. Mats und Cathy hatten unglaublich Streit seit ihrer Scheidung. Mats war einfach total verletzt und Cathy zog mit ihrem neuen Macker zusammen, was ihn zusätzlich zur Weißglut brachte. Genau deswegen entschied er sich auch für einen Sorgerechtsstreit vor Gericht um Ludwig bei sich haben zu können, denn Cathy weigerte sich sogar, ihn Mats für ein paar Tage die Woche zu geben. Da dachte man doch zehn Mal darüber nach, zu heiraten oder nicht. Mittlerweile kamen Mario, Marco, Julian, Roman, Andre und Marius zusammen mit Ann-Kathrin, die den Kleinen auf dem Arm hatte, herein. Marco stellte die Kiste Bier in seiner Hand lautstark auf dem Parkettboden ab und rieb sich voller Vorfreude die Hände: "Endlich haben wir wieder jemanden, der am Phönixsee wohnt und die Kiste Bier werden wir jetzt auch killen.". Alle begannen lauthals zu lachen. Ann-Kathrin warf mir ein Grinsen zu, als sie sah, dass ich ich schmunzelte. Marco war so befreit seitdem wir wieder glücklich waren und obwohl ich es nicht erwartete, war alles so schön wie früher. Roman zwinkerte mir zu und stupste mich mit dem Ellenbogen an: "Es freut mich, dass zwischen euch alles wieder gut ist." lächelte er. Ich nickte: "Danke Roman, das ist total lieb von dir." Er nickte lächelnd. Ann kam zu mir herüber als Mats feierlich die Bierflasche öffnete und sie übertrieben demonstrierend in die Höhe hielt: "Wir sollten Anstoßen auf unsere gute alte Heimat Dortmund, auf das Götze Baby, auf Marco der doch bei Dortmund bleibt und endlich mal keine kalten Füße wegen einer Frau bekam, auf meine Freiheit und auf die gute Saison." Alle Männer brüllten plötzlich herum wie die letzten Idioten und stießen mit klirrenden Flaschen auf Mats Ansage an. "Die werden immer bescheuerter." murmelte Ann-Kathrin neben mir. Ich nickte und begann zu lachen. Jona schlummerte weiterhin auf ihrem Arm, als wäre die grölende Meute nichts abnormales. Baby müsste man sein. 

Wie aus dem Nichts zauberten Ann-Kathrin und ich zwei leckere Salate, während Marco und Roman kurz verschwanden, um Brötchen und Grillfleisch zu holen. 
"Wie sieht es eigentlich jetzt mit eurer Hochzeitsplanung aus?" fragte Ann-Kathrin interessiert. Ich überlegte kurz: "Marco hat vor drei Tagen erst bemerkt, dass ich meinen Verlobungsring gar nicht mehr getragen habe und hat mir dann bei einem Spaziergang gestern Abend nach den ganzen Umzugsstrapazen hier am Phönixsee plötzlich nochmal den Ring unter die Nase gehalten.","Wow, wie schön ist das denn. Zum Glück habt ihr die Kurve nochmal gekriegt. Es wäre gar nicht auszudenken, wenn mein Lieblingspaar sich endgültig trennen würde." scherzte sie. Ich schlug ihr spielerisch gegen den Arm: "Jedenfalls haben wir dann gestern ein wenig herum gesponnen und das Ende vom Lied war, dass ich morgen einen Termin mit meiner und Marcos Mutter bei einem Brautmodengeschäft habe und heute morgen haben wir einen Termin beim Standesamt bekommen und einen für die freie Trauung haben wir auch schon. Jetzt wo Papa nächste Woche entlassen wird aus Leipzig, kann es endlich los gehen.","Ja und wann?" fragte meine beste Freundin aufgeregt. "Das wirst du noch früh genug erfahren." säuselte ich und brachte den Salat zum Tisch. Mats hatte die Wohnung natürlich anders als ich es gemacht hätte gleich gekauft und das auch noch möbelliert. Fußballspieler konnten es sich manchmal schon echt einfach machen.

"Bella, ich bin so froh dich zu sehen." grinste meine Mutter vor dem angesagtesten Brautmodengeschäft in Dortmund. Auch Manuela, Marcos Mutter war schon da. "Marco lag mir den ganzen Morgen in den Ohren, dass ich ja noch tausendmal erwähne das er das Brautkleid spendiert und du dich bloß nicht zurückhalten sollst was den Preis angeht." rollte sie mit den Augen. Meine Mutter lachte: "Mensch hätten wir nur damals solche Privilegien gehabt.","Pf, was denkt der denn was ich für ein teures Kleid kaufe? So ein Proll." lachte ich. Gemeinsam und gut gelaunt betraten wir das Geschäft und wurden warmherzig empfangen. Als die Verkäuferin meine Nervosität bemerkte, grinste sie: "Erstmal einen Sekt zum einstimmen?","Ohja!" antworteten wir drei im Einklang. Sie nickte eifrig und besorgte diesen schnell und genau das war es auch was ich brauchte, um nicht auszurasten. Tausend verschiedene Formen und Arten von beispielsweise Spitze brachten mich in die Verzweiflung. Als ich eigentlich schon nicht mehr damit gerechnet hatte, fand ich das perfekte Kleid: eins im Meerjungfrauenstil, mit Spitzendetails, einem großen Rückenausschnitt, schönem Ausschnitt und langen filigranen Spitzenärmeln. Unerwartet traf ich eine Entscheidung. Das Kleid war es und kein Anderes. Außerdem war es laut der Verkäuferin gut relativ früh zu kommen, denn es fielen einige Anpassungsarbeiten an, weil ich nach dem ganzen Stress so abgenommen hatte. 

Weil Manuela so mitleid mit ihrem geliebten Sohn hatte, luden wir ihn daraufhin auch zum Essen ein. Wir gingen zu ihrem Lieblingsitaliener. 
"Da seid ihr ja, ich habe euch gar nicht gesehen." grinste Marco gut gelaunt als er unseren Tisch erreichte. Nachdem er neben mir Platz nahm, küsste er mich liebevoll und nahm einen Schluck von dem Wasser, dass ich ihm bereits bestellt hatte. "Und, wie sieht das Kleid aus?" fragte Marco frech und wackelte mit den Augenbrauen. Während Manuela ihren Sohn schockiert musterte, brach meine Mutter in schallendem Gelächter aus: "Das hättest du wohl gerne Marco.","Hör jetzt auf damit, du wirst es nicht sehen bis zur Trauung." mahnte ich ihn. Er zwinkerte mir neckisch zu und flüsterte leise: "Weiß ich doch.". Ich begann ihn anzulächeln. Er war so ein Idiot.

Auf dem Weg zum Auto machten Marco und ich Hand in Hand einen kleinen Umweg durch die Innenstadt. Die Laternen glühten schon, so dunkel war es. Irgendwann grinste er mich die ganze Zeit von der Seite an und blieb plötzlich stehen. "Was ist?" fragte ich lachend. "Keine Ahnung. Ich muss mir doch die ganze Zeit in einem Brautkleid vorstellen, da werde ich ganz nervös." erklärte er und biss sich nervös auf die Unterlippe. Ich strahlte: "Ich liebe dich Marco. Ich bin so froh, dass alles wieder gut ist." murmelte ich ehrlich. "Und ich dich erst. Ich habe mich schon gewundert, dass du mich nach Allem noch heiratest." grinste er wie immer schelmisch. Ich schüttelte lachend den Kopf, bevor wir uns tief in die Augen schauten. Wie von selbst lagen seine Lippen kurz darauf gefühlvoll auf meinen. Er war so schön und romantisch, dass mir erneut bewusst wurde, wie sehr das alles richtig war, was wir taten. Ich freute mich schon so darauf ihn zu heiraten. Es war toll und fühlte sich gut an, dass alles sich langsam wieder zum Guten wendete."

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