Kapitel 38

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Als ich dann mitten in der Nacht wieder zu Marco fuhr, war ich ziemlich gerädert. Heute wurden meine Bauchmuskeln eindeutig überbelastet. Glücklich legte ich meinen Schlüssel auf den Küchentresen. Komisch, wo war Marco denn? Verwundert schaltete ich alles unten aus und schaute oben nach ihm. 
Im Schlafzimmer angelte ich mir bequeme Schlafsachen aus meinem Koffer und zog sie mir direkt über. "Wie war's?" fragte Marco plötzlich hinter mir. Mein Blick blieb an seinem halb nacktem Körper hängen. Er trug nichts außer Boxershorts. Der ganze Raum füllte sich im gleichen Moment mit dem Duft eines herkömmlichen Männerduschgels und sein nasses Haar viel ihm ins Gesicht. Er sah total heiß aus in diesem Moment und beinahe wäre ich ihm verfallen, aber als mein Blick zu seinem Bein herunter wanderte erschreckte ich mich. Er trug weder seine Schiene, noch lief er mit Krücken und sein Bein war immer noch schrecklich geschwollen. "Schatz das geht so nicht, willst du deine Profikarriere an den Nagel hängen?" fragte ich ihn erschüttert und gab ihm schnell seine Krücken. Er stöhnte genervt auf. "Was denn? Du brauchst nur einmal wegknicken und dann ist das Geheule groß." tadelte ich. Wortlos trottete er zwei Schritte zum Bettende und nahm platz: "Du hast ja recht." und zog mich auf seinen Schoß. Seine starken Arme umschlangen meine Mitte während er einen sanften Kuss auf meinen Nacken hauchte: "Wie kann es eigentlich, dass du so spät wieder kommst? Ab morgen wolltest du doch wieder arbeiten gehen." fragte er plötzlich nachdenklich. Das angenehme, verliebte Kribbeln in meinem Bauch wurde plötzlich zu Übelkeit. So, als würde mein Magen bei den Worten "arbeiten gehen" Achterbahn fahren. Ich räusperte mich hilflos und drehte meinen Kopf zu in seine Richtung, um ihm in die Augen schauen zu können: "Ich- äh also-". Mein herum gedruckse führte dazu, dass Marcos Augenbrauen gefährlich in die Höhe schossen: "Ehrlich gesagt habe ich letztens, als ich in Brackel war mit Watzke und meinem Vater besprochen, dass es am Besten für alle Beteiligten wäre wenn ich mich um dich kümmere. Mein Praktikum ist also sozusagen vorzeitig beendet und ich muss offiziell erst wieder arbeiten, wenn mein Studium beginnt." erklärte ich. Mein Blick war starr auf den Boden gerichtet. Gegen meinen Rücken spürte ich Marcos schwere Atmung: "Ehrlich gesagt denke ich, dass dir bewusst ist dass ich damit nicht einverstanden bin. Aber danke, dass du es direkt erzählt hast und daraus kein Geheimnis machst wie bei dem Thema mit Roman." sagte er sanftmütig. Verwundert schaute ich meinem Freund wieder in die Augen, drehte mich schräg auf seine Beine, damit es einfacher für mich war. Jetzt war es also da, dass unangenehme Gespräch. "In München habe ich viel nachgedacht und gemerkt, dass es nicht richtig von mir war. Natürlich kann ich mit dir über alles reden, aber irgendwie war ich blockiert. Ich wollte dein Vertrauen nicht missbrauchen." erklärte ich ehrlich. Marco schenkte mir ein warmes Lächeln: "Ist schon längst vergessen. Ich hoffe, du verzeihst mir, dass ich dich kindisch genannt habe. Das bist du nicht, warst du nie und vor allem seit dem du wieder da bist, bist du noch erwachsener geworden. Ich hatte schon Angst, dass du nie wieder zurück kommst." gab er zu. Ich strahlte: "Ist auch schon längst vergessen. Die Zeit in München war echt schön, aber hier mit dir ist alles viel schöner Marco.". Er schenkte mir auch ein Lächeln und ließ uns beide nach hinten plumpsen. Ich kuschelte mich enger an ihn und genoss die Wärme die sein Körper auf mich übertrug. In seinen Armen fühlte ich mich immer so geborgen, erst recht nachdem endlich diese Last von uns abgefallen ist. "Ich liebe dich." murmelte ich nach ein paar Sekunden, die gefüllt von angenehmer Stille waren. "Ich dich auch." antwortete er direkt, aber nachdenklich. Immer wieder zwierbelte er eine Strähne meiner Haare um seinen Finger. Endlich war dieses Thema aus der Welt geschafft. "Willst du nicht hier einziehen?" fragte er plötzlich und überrumpelte mich so sehr damit, dass ich mich erschrocken aufsetzte und mit großen Augen musterte. "Ich meine, du bist doch eh die ganze Zeit hier. Aus dem Koffer zu leben ist doch total blöd. Außerdem gehörst du hier hin, zu mir. Wenn du schon deine Arbeit für die nächsten drei Monate an den Nagel gehangen hast für mich, dann bitte ich dich jetzt auch noch hier mit mir zu leben.","Aber Marco, wir sind doch gerade mal knapp drei Monate zusammen meinst du nicht, dass es zu früh ist? Und meine Eltern-","Warum sollte es zu früh sein? Es ist doch jetzt schon fast genau so, nur dass du all deine Sachen hier hast und deine Eltern die werden damit bestimmt kein Problem haben. Du bist doch alt genug, um das selbst entscheiden zu können." unterbrach er mich mit beinahe schon bebender Unterlippe. Er brachte mich zum Lachen: "Liebend gerne würde ich hier einziehen. Aber meine Eltern, ich bin doch ihr einziges Kind, ich denke ich muss vorher erstmal in Ruhe mit den beiden reden." strahlte ich. Schon lagen seine Lippen auf meinen. Mit einem starken Ruck befand ich mich plötzlich auf seinem Brustkorb und wurde eng von seinen starken Armen umschlungen: "Ich freue mich so sehr Bella. Du glaubst nicht wie glücklich ich mit dir bin.","Mir geht es doch genau so." strahlte ich. Natürlich war das nicht gelogen. Ich konnte mir ein Leben ohne Marco gar nicht mehr vorstellen. Er war der einzige, der mich glücklich machen konnte und ich wollte an seiner Seite sein. Mit jedem Tag wuchs meine Liebe zu ihm und an jedem Tag faszinierte er mich aufs neue. Also, warum nicht den Schritt mit meiner großen Liebe wagen? Ich war in diesem Moment so glücklich wie schon lange nicht mehr.


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