Kapitel 33

2.3K 70 4
                                    

Ein wenig hilflos saß ich auf meinem Bett in München. 12 Tage war ich nun schon hier bei Mats und Cathy. 12 Tage ohne Stress, Zwang, Arbeit, Dortmund, Freunde. Aber vor allem waren es 12 Tage ohne Marco. Seufzend raufte ich mir die Haare. Verdammt, es konnte doch nicht so schwer sein seinen eigenen Freund anzurufen, oder? Ich hämmerte mein Smartphone immer wieder nervös gegen meine Handfläche. Irgendwann schaltete ich einfach meinen Kopf aus und wählte seine Nummer: "Hallo?" hörte man Marco nach wenigen Sekunden am anderen Ende. Es schien, als hätte er darauf gewartet, dass ich mich meldete. Man hörte für ein paar Sekunden Gespräche im Hintergrund, die mit dem Schließen einer Tür verstummten. "Stör ich?","Natürlich nicht." schwor er direkt und klang erleichtert. "Ich äh-, Marco es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe in den letzten Tagen.","Dir brauch nichts leid tun, es ist alles in Ordnung.","Gut, ich dachte schon du wärst sauer.""Nein, ich bin nicht sauer auf dich. Wann kommst du wieder? Ich kann es kaum erwarten dich zu sehen.","Für Sonntag ist mein Ticket reserviert, mal sehen. Also spätestens dann. Ich freue mich auch. Wie geht's dir?","Ganz gut, mein rechtes Bein streikt ein bisschen und ich vermisse dich.", ich lächelte in mich hinein: "Ich vermisse dich auch ungemein, tut dein Knie einfach so weh?" fragte ich besorgt. Es konnte doch nicht schon wieder eine Verletzung sein, bitte nicht. "Ja, seit dem Training letzten Freitag.","Heute ist auch Freitag Marco, das ist doch schon eine Woche.","Ja, dein Vater weiß auch schon bescheid, es ist anscheinend aber nichts ernstes. Nobby und er drehen übrigens am Rad, seit dem du nicht mehr da bist um zu Helfen. Du wirst hier echt gebraucht." sagte er plötzlich und anhand seiner Tonlage, wusste ich dass er grinste. "Ich bin ja bald wieder da.","Zum Glück, dann ist es endlich wieder norma-" plötzlich wurde er unterbrochen, ich hörte Julians Stimme am anderen Ende. Marco räusperte sich bevor er wieder zum Reden ansetzte: "Ich muss leider aufhören, wir sind mitten in einer Besprechung mit Favre gewesen. Ich liebe dich." hasteter er schnell und das direkt darauf folgende Tuten hinderte mich daran ihm antworten zu können. Trotzdem konnte ich nicht aufhören zu Grinsen. Seine Stimme zu hören löste ein wohliges Gefühl tief in mir aus. In meinen Vorstellungen war ich schon am Flughafen, denn ich hätte ihn am liebsten umarmt und nie wieder losgelassen.
"Und geschafft?" fragte Mats später als ich wieder das Wohnzimmer betrat. "Ja, alles gut gelaufen." grinste ich und gesellte mich zu ihm auf das Sofa. Beschützend legte er seinen Arm um meine Schulter und drückte mich an sich: "Ich bin stolz auf dich, du bist so erwachsen geworden.","Jetzt nicht melancholisch werden mein Lieber." grinste ich. Ein Kompliment war es trotzdem. "Hat Marco was wegen dem Spiel morgen gegen Wolfsburg erzählt?","Nein, nur dass sein rechtes Bein herum zickt.","Der hat es auch nicht leicht, das ist ja wie ein Teufelskreis.","Papa meinte es sei halb so wild, laut Marco.". Mats warf mir einen zögerlichen Blick zu: "Hoffentlich.","Ach, die wissen zu Hause schon was sie machen müssen." lächelte ich. Mats nickte wortlos. Ich wollte mir darüber lieber erstmal keine Sorgen machen. Bei Marco den Teufel immer direkt an die Wand zu malen, brachte ihn nur unnötig herunter und er würde sich bloß in die Schmerzen hinein steigern.

Später machten wir einen gemütlichen Filmabend, da Cathy mit Freunden ausging. Ludwig schlummerte tief und fest in seinem Bettchen oben. Währenddessen wurde ich dazu gezwungen mehrere Teile von Transformers hintereinander zu gucken. Zugegeben, so schlecht wie ich dachte waren sie gar nicht. Aber mehr amüsierte mich der Blick meines nicht ganz dichten Cousins, der so angespannt vor dem Fernseher saß, wie ein 4-Jähriger bei Toy Story. Es war ja nicht so, als hätte er diesen Film nicht schon 30 Mal gesehen. Egal, ich hatte meinen Spaß an diesem Abend und war froh, mein altes Verhältnis zu Mats wiedererlangt zu haben.

OptimistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt