Kapitel 31

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Es vergingen weitere Tage, manchmal redeten Marco und ich flüchtig, aber immer noch nicht richtig. Es schlauchte mich und obwohl ich dachte, meine Gefühle zu Marco würden abnehmen, sie stiegen eher und ich vermisste ihn immer mehr. Was halt los getreten wurde, konnte eben nicht so schnell gestoppt werden. Ich wollte aber auch nicht, dass es aufhörte. Im Gegenteil, ich wollte Marco lieben und vernünftig mit ihm zusammen sein, aber das wurde uns dem Anschein nach irgendwie nicht gegönnt. Ich schaute mir das erste Spiel vom BVB nach der Winterpause an und versuchte Marco zu zeigen, dass ich ihn trotz allem unterstützte. Warum ich nicht einfach mit ihm redete? Ich wusste einfach nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Dazu kränkte mich sein Ausraster so sehr, dass ich einfach noch nicht dazu bereit war. Wir waren wohl beide in dieser Hinsicht Sturköpfe. Oder vielleicht eher kindisch? Es konnte jedoch nicht so weitergehen, ich musste einfach jetzt die Reißleine ziehen.
Nachdem die Jungs den ersten Tabellenplatz souverän verteidigten, wartete ich auf Marco nach dem Spiel. Ich hatte einen Entschluss gefasst. Bevor mein Studium in ein paar Monaten losgehen würde, musste ich dringend meinen Kopf frei bekommen.
Als Marco dann mit Kopfhörern in den Ohren an mir vorbei ging, ohne mich zu bemerken, machte ich selbstbewusst auf mich aufmerksam, während er eher betrübt ins leere schaute, bevor er mich bemerkte: "Marco, ich muss unbedingt mit dir reden.". Er schaute verwundert hoch und lächelte sogar ein kleines bisschen: "Ja klar, ist alles gut? Ist was passiert?","Nein, also ja, aber nicht direkt." stammelte ich und verschränkte dann doch ein wenig unsicher meine Arme vor der Brust. Er zog irritiert seine Augenbrauen hoch: "Du kannst mir immer alles erzählen." murmelte er und fuhr sich genauso unsicher über den Nacken. "Ich habe mich dazu entschieden für ein paar Tage nach München zu Mats und Cathy zu fahren. Ich habe das Gefühl, ich bräuchte erstmal Abstand von allem, irgendwie führt unser stures Verhalten gerade zu nichts. Obwohl wir uns doch eigentlich lieben sollten, jedenfalls sehe ich das so. Ich liebe dich. Aber ich kann das gerade einfach nicht mehr, es ist alles so stressig und ich weiß mittlerweile nicht, wo mir der Kopf steht. Dabei war ich doch gerade so glücklich." erklärte ich traurig und wurde immer leiser am Ende. Marco hörte mir die ganze Zeit verständnisvoll zu. Ich war insgeheim davon überrascht, dass er das noch konnte. Schließlich bestand unsere Beziehung seit ein paar Tagen nur noch aus Streit, Stress und Ignoranz. Er wurde ganz nervös und uns beiden stiegen plötzlich sogar die Tränen in die Augen: "Bella ich weiß, dass es zwischen uns nicht so rund lief wie wir es uns vorgestellt haben, ich liebe dich doch auch. Bitte mach nicht direkt mit mir Schluss. Wir können uns wieder zusammenraufen, das weiß ich.","Marco, ich will nicht mit dir Schluss machen. Ich muss wirklich für eine kurze Zeit hier raus und meinen Kopf frei kriegen von allem, was anderes sehen, weißt du? Ansonsten komme ich nie aus dem Teufelskreis raus und verschanze mich wieder, wie sonst auch immer. Ich habe Mats und Cathy schließlich auch zu Weihnachten geschenkt, auf Ludwig aufzupassen.". Marco war die Erleichterung anzusehen: "Ich werde dir da auf keinen Fall im Weg stehen, wenn du mir versprichst, dass du uns nicht aufgibst und wir ernsthaft über das reden, was zwischen uns passiert ist, wenn du wieder da bist."."Versprochen, ich rufe dich an wenn ich angekommen bin.","Wann fliegst du denn?","Am späten Abend.". Marco nahm mich umgehend in den Arm und drückte mich fest an sich: "Ich liebe dich wirklich Bella, das wird schon wieder. Ich bin mir ganz sicher.","Ich liebe dich auch Marco." antwortete ich leise und ließ mich auf einen Kuss ein. Es war unser erster Kuss seit langem, aber auch unser letzter Kuss für einige Tage. In mir kam das altbekannte Gefühl auf, denn in mir explodierte in diesem Moment regelrecht ein Feuerwerk. Trotzdem hatte ich mein Rückflugticket erst 14 Tage später gebucht und das war auch gut so. Ich musste mir über meine Gefühle klar werden und hinterfragen, warum ich plötzlich so aufgewühlt war. Ich verabschiedete mich direkt, so kurz und schmerzlos wie es ging. Ich bemerkte, dass Marco mir lange hinterher blickte und sein Blick fast schon meinen Rücken durchbohrte.

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