Am nächsten Morgen wachte ich nach langer Zeit mal wieder in Marcos Armen auf. Ich grinste. Wie lange war das schon nicht mehr der Fall? Endlich waren die Zeiten des Stress und des Streits vorbei und wir kamen uns auch auf diese Weise wieder näher.
Mir wurde immer klarer, wie dumm die letzten Wochen doch waren, wie sehr ich mich durch Marco zum Guten veränderte und es einfach nicht mehr gesehen hatte. Glücklicherweise waren in diesem Fall meine trübsinnigen Gedanken Geschichte.Das hieß jedoch keines Falls, dass es Anderen auch so ging.
Während des ganzen Hochzeitsstress' musste ich mich auch noch um einen langsam aber sicher verrückt werdenden Verlobten kümmern. Ich hoffte es war nur Marcos Nervosität, ansonsten würde ich die Eheringe direkt dem Juwelier zurückgeben. Außerdem durfte ich mich um Mats kümmern, welcher inmitten eines Sorgerechtsstreits verharrte und daran kaputt zu gehen schien. Das schlimmste aber blieb in meinen Augen, dass ich nicht heiraten wollte, ohne meinem Vater von seinem Schutzengel zu erzählen. Das musste einfach sein, um damit vollends abschließen zu können. Mein Vater hatte außerdem das Recht davon zu erfahren. Dies gestaltete sich allerdings schwierig, denn mittlerweile war er wieder vollständig der Alte und konnte sich kaum noch von der Arbeit lösen.
Es war bereits Vormittag und Marco war längst im Stadion wegen des Heimspiels, als ich zum ersten Mal die Treppen hinunter ging, um in der Küche wie eigentlich immer zu Frühstücken.
"Was machst du denn hier?" fragte ich Mats, der wie ein Sack Mehl auf dem Barhocker saß und einen Zettel anstarrte. Er ließ traurig die Schultern hängen. "Sauer sein." antwortete er desinteressiert, mit genervtem Unterton. "Darf ich auch fragen warum, oder soll ich es mir sparen?","Doch. Du sollst es sogar. Der Prozess wurde wegen Cathy erneut verschoben. Ich bekomme langsam echt die Pimpernellen.","Wieso das?" fragte ich stirnrunzelnd und fast unverständlich mit einer Hand voll trockenen Cornflakes im Mund. Mats musterte mich mit dem selben genervten Blick, den der Unterton in seiner Stimme schon erahnen lies. "Weil sich niemand entscheiden kann. Mein Anwalt meint aber, ich hätte viel schlechtere Chancen.","Was ist da denn für ein Anwalt? Ist der noch von den Bauern gestellt oder was?" lachte ich. "Das ist nicht lustig, hier geht es um Ludwig, welcher schließlich dein Patenkind ist." Ich schluckte laut: "Ja, verstehe. Aber der Vater hat halt einen anderen Stellenwert als die Mutter vor dem Gesetz. Sie hat ihn schließlich ausgetragen, kann man so argumentieren?","Keine Ahnung ob man so argumentieren kann, aber das ist mir auch mehr als egal.","Jetzt lass deinen Ärger nicht an mir aus und lass das alles einfach erstmal auf dich zukommen. Zieh jetzt bitte diesen engen Anzug aus und schmeiße dich in etwas bequemes. Ich will in einer halben Stunde im Stadion sein, sonst komme ich wieder nicht schnell genug rein." murmelte ich. Das frühstück war jetzt gelaufen, also folgte ich meinem Cousin, der betont langsam und traurig die Treppen hoch schreitete. Meine Güte, man konnte es manchmal aber auch übertreiben.
Ein unglückliches Fehlverhalten von Marco sorgte dafür, dass er ziemlich schnell vom Platz flog und das mit großem Tara und roter Karte. Ich sah schon von der Tribüne aus, wie sehr er sich darüber ärgerte und natürlich auch schockiert war. Auch ich war überrascht, dass Marco so leichtsinnig war. Ändern konnte man es jedoch sowieso nicht mehr. Wütend schritt Marco also vom Platz und warf noch bevor er in den Katakomben verschwand seine Schuhe weg. "Hast du das gesehen?" schmunzelte Mats. "Sehr theatralisch." grinste ich. Lachend sahen wir uns an: "Ich glaube der Hochzeitsstress geht langsam mit ihm durch. Wann geht die Planung weiter? Heute Abend?","Kann gut sein. Nein Spaß, ich denke nicht, dass das heute Abend noch etwas wird, so wie der drauf zu sein scheint.","Zum Glück dauert es nur noch zwei Wochen, bis es so weit ist." Mats wackelte mit seinen dominanten Augenbrauen und brachte mich zum Lachen: „Es ist wirklich ein Glück, ansonsten mutiert er noch für immer zur Diva. Dabei haben Mario und Jule mich doch Brautzilla genannt, aber vielleicht ist Marco es ja doch?" grinste ich. Innerlich war ich dennoch total nervös, aber das war bestimmt völlig normal.Da ich meinen Vater nirgendswo antraf, weder im Stadion noch zu Hause, beschloss ich nach einem langen Gespräch mit meiner Mutter ihn in Brackel aufzusuchen. Mir war mulmig zumute, als ich an die Tür seines Büros klopfte. Hier, wo regelrecht mein Glück vor mehr als einem Jahr begann, musste ich ihm nun von meinem größten Leid erzählen.
"Hi" lächelte ich. Mein Vater strahlte: "Was machst du denn hier?" und umarmte mich zur Begrüßung. "Die Frage ist eher, was machst du noch hier?", er lachte: "Ich muss unbedingt langsam mal diese Akten auf Vordermann bringen. Laut denen spielt Mats gar nicht mehr hier." erklärte er amüsiert. Ich setzte mich gegenüber von ihm an seinen Schreibtisch und spielte nervös an meinen Fingernägeln herum. "Und jetzt erzähl mir endlich, was dich hier hergeführt hat." sagte er, als er mich dabei beobachtete. "Ich möchte dir gerne noch etwas erzählen aber das fällt mir sehr schwer." gab ich zu und biss mir dabei auf die Unterlippe. Irgendwie war ich überrascht darüber, dass ich den Tränen nahe stand und mir dieses Thema immer noch so nahe ging. Obwohl, letzteres wäre glaube ich für immer der Fall. "Nimm dir die Zeit dafür die du brauchst." lächelte mein Vater. "Oder bist du schwanger?", natürlich traf er nicht direkt ins schwarze aber er war nahe dran. Ich überlegte, was ich ihm sagen sollte und stammelte erstmal ordentlich herum, bis ich mich wieder fasste: "Schwanger? Nein, also nicht wirklich, nicht gerade, ich meine... - Ich war schwanger." sagte ich kurz und schmerzlos. Der Gesichtsausdruck meines Vaters änderte sich von irritiert zu schockiert. "Also, bevor du jetzt etwas sagst erkläre ich es am besten gleich. Als ich herausfand, dass ich schwanger war habe ich mich nicht getraut es Marco zu sagen, weil ich nicht wusste ob ich schon Mutter sein kann. Dann, als ich endlich damit im Reinen war und es Marco sagen wollte, hattest du deinen Herzinfarkt und höchstwahrscheinlich durch den Stress zuvor und deshalb habe ich das Kind verloren." erklärte ich. Plötzlich bemerkte ich, dass mein Vater Tränen in den Augen hatte: "Papa, dich trifft keine Schuld." lächelte ich. Er nickte schnell mit geschlossenen Augen. "Marco und ich - wir haben ausgemacht, dass das Kind dein Schutzengel ist." Nun lächelte mein Vater leicht. Auch ich hatte mittlerweile Tränen in den Augen und stand auf, um ihn in den Arm zu nehmen. Nach einiger Zeit räusperte ich mich: "Ich musste das unbedingt noch loswerden vor der Hochzeit.","Verstehe ich, danke." sagte er leis und nahm mich wieder in den Arm.Erleichtert, aber total aufgewühlt kam ich am späten Abend Zuhause an. Ein Sorgenkind hatte ich schließlich noch und zwar Marco.
"Und Diva, hast du dich wieder beruhigt?" grinste ich verstohlen, als ich in der Küche auf ihn traf. Auf seinem Smartphone schaute er sich immer und immer wieder sein Foul an, für das er vom Platz musste. "Ne, ich bin immer noch so sauer." keifte er und schmetterte das Telefon in den Flur. "Sag mal geht's noch? Meinst du, dass es besser wird wenn du ständig deine Klamotten durch die Gegend schmeißt oder wie soll ich das interpretieren?" fragte ich ihn entsetzt. Marco schaute mich schockiert an und atmete tief ein und aus bevor er mich auf seinen Schoß zog. "Entschuldige bitte." murmelte er gegen meinen Hals und küsste ihn daraufhin zärtlich: "Aber mich ärgert mein Verhalten so. Ich bin so abgelenkt und mit den Gedanken ganz woanders, als beim Fußball.","Naja, also ich habe im Internet gelesen, dass du wahrscheinlich für zwei Spiele gesperrt wirst, also musst du erst nach unserer Hochzeit wieder spielen." erklärte ich amüsiert. "Echt jetzt?" fragte er noch geknickter als zuvor. "Ja, selbst schuld." lachte ich. "Pass bloß auf, sonst kitzel ich dich." grinste er dann, umschloss meine Taille jedoch gleichzeitig mit seinen Armen ganz Fest: "Machst du eh nicht." lächelte ich sanft und kuschelte mich mit geschlossenen Augen gegen seine Brust. Irgendwann atmete ich dann schwer aus: "Ich habe Papa erzählt von meiner Fehlgeburt." hauchte ich und durchbrach somit die Stille. Verwundert brachte Marco mich dazu, ihn anzusehen: "Davon hast du gar nichts erzählt, wie war es denn?","Gut, wenn man das überhaupt so bezeichnen kann. Aufjedenfall bin ich jetzt endlich erleichtert.","Da hast du recht. Ab jetzt steht unserer Hochzeit nichts mehr im Wege." lächelte er leise. Ich lächelte ihn an: "Endlich." und küsste zärtlich seine rosigen Lippen.
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Optimist
FanfictionNachdem die heute 20 jährige Dortmunderin Isabella ihre Schule beendete, fiel sie für einige Zeit in ein tiefes Loch. Sie war umgeben von schlechten Gedanken, Stress und Kummer. Ihre Eltern konnten diesen Zustand nicht mehr unterstützen und so gerie...