Du siehst die Kakerlake

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Du siehst die Kakerlake,
die dich erzürnen lässt,
der Lebensfaden hake
an manchen Dornen fest.
Dies sind nicht selten deine-
zuweilen meine auch-
des Glückespfades Steine
und Dorn' im Beerenstrauch.

Tun wir nicht gut zu schauen,
wo Ros' und Apfel blüht,
zum Himmel hoch dem blauen,
statt was das Herz betrübt.
Wenn wir auch gut dran täten,
so tuen wir es nicht,
womit sie einst uns säten,
die Saat verbaut das Licht.

Was immer wir im Geiste
und im Gewissen sind,
so zählt nun doch das Meiste:
wir sind der Tiere Kind.
Zerstöret nicht den Boden,
an Lebensspenden reich,
die Würmer all, die toten,
bedauern wir sogleich.

Denn wir sind keine Blume,
die still in Frieden lebt.
Wir sind des Brotes Krume,
die's eigne Fangnetz webt.
So klein und leicht zu spalten,
und doch so unverfrorn:
den Laib wolln wir verwalten,
das Unheil ist geborn.

Doch sind im Denken Lücken
und ist das Herz nicht weit -
nicht weiter überbrücken
durch Skrupellosigkeit!
Dies solltet ihr bereuen,
ihr schadet allen schwer;
lernt lieber ehrlich freuen,
die Welt freut's umso mehr.

Juli 2018

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