Der Tod

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Mich packt an diesem trüben Tag
das geisterhafte Grauen.
Er ist mir folgt, weil er's so mag -
das muss ich schwer verdauen.
Gegangen bin ich meinen Pfad
am unsichtbaren Grate.
Der Boden stumpf, die Lüfte fad,
das Ziel ich nur erwarte.

Da ging er auch, der graue Mann,
zwar blass, doch zu erkennen.
Ich sprach zu ihm, er sagte dann:
“Wie deine Feuer brennen!“
Er sagte ferner, manches Mal
sei er auf diesem Wege,
zu teilen seine Höllenqual,
uns auf den Boden lege.

Die absolute Einsamkeit
ihn macht zum Monster immer.
Sein Zukunft bleibt Vergangenheit,
dass alles nur noch schlimmer.
Am Anfang war er noch gar gut,
nur ungeschickt im Leben.
So floss im Unfall einmal Blut,
was wir ihm nicht vergeben.

Nicht einer wollte je mehr noch
ihn wieder integrieren.
So sprang aus seiner Seele Loch
der Trieb, zu marodieren.
Im Hasses- statt im Liebeswahn
geht er auf allen Steinen.
Sein Fingerkuppe Sägezahn,
sein Zwiebelwund lässt weinen.

Getrieben von dem eignen Schmerz,
will er uns suchen, packen,
dann reißen raus das warme Herz,
so blutig, uns entschlacken.
Geschrieben haben sie, man schrie,
bedauerte die Lämmer,
die riss er; doch man hörte nie
sein inner Herzenshämmer.

Er sagt zu mir: “Ich will dich nicht
im Leben wiedersehen.
Verdient hast du des Lebens Licht,
ich könnt nicht widerstehen.
Ich würd - Affekte sind so schwer
für mich zu unterdrücken -
verletzen und dir schaden sehr -
drum lass dich mir nicht blicken.“

Ich frage ihn: “Was tust du dann,
du effektiver Mördermann?
Könn all nicht lebend bleiben?“
Er konnte nur mehr schweigen.

6. 12. 2019

Ein Buch, so bunt wie das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt