Kriegeswelt

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“Die Tränen friern - sie sollten einst
die welke Blume gießen.
Es hilft nicht weiter, wenn du weinst -
es zählt nunmehr, zu schießen.“
So schreit der Narr, der laut befiehlt,
sich endlich anzuschicken,
zu brechen, dass das Blut wohl spült
hinweg die Schuld vom Rücken.

Nur was tun, wenn im Winterkrieg
und all der Brändekälte
das Sucht- und Trugbild namens Sieg
sein Löslichkeit vergällte?
Man wollte bis ins Herz hinein
zu Tode Menschen frosten.
Aus Knochen wird ein stummer Stein,
weil Siege Opfer kosten.

Das größte Scheinglück ist die Macht,
sie will nur danach streben,
dass unter Toten einzig wacht
der, einzig, krank, kann leben.
Sie führt dich zu dem deinen Heil
in keinem echten Falle.
Den Berg musst du erklettern, steil,
ein Seil nur gibt's für alle.

Die tragisch Schuld in jeder Schlacht,
im Wahnsinn, heißt da Morden
und brachte Leid an allen Orten,
und hat den Mensch zum Teufel macht.
Wenn alle Schrank' versagen,
man klagt und lässt drum klagen,
dann ist durchbrochen Fried wie Lieb,
dann wird nicht halten dicht das Sieb.
Der Krieg zerreißt; und doch verheilt,
was lang im Hoffnungsbad verweilt.
Ach Gott, gib Liebe und Vertrauen,
lass hoffen, Brunnen bauen.

Dann bricht nach langem Frieden
die Welle wieder neu ins Tal.
Und zeitweise ermüden
die Guten, dann quillt Schwefelqual.
Selen folgt auf dem Fuße,
der Schrecken sprengt die alten Maß',
Dämonen bringen Buße,
woran sie scheinbar haben Spaß.

Gefangen in Dämonen,
die foltern, sprengen ihre Seel',
die ärmsten Menschen wohnen,
die dumm, die trocken in der Kehl'.
Sie sehnen sich nach Wasser,
und sehen dieses in dem Blut.
Zu Leichen werden, blasser,
ihr Herzen, dann zu schwarzem Sud.

In Ewigkeit verzeihen
kann Gott ein jedem seiner Kind.
Im Schwefelherz gedeihen
könn' Blumen, die da heilig sind.

Magnesiumbomben schlagen
und Phosphor, umgekehrt -
die Stoffe, die vor Tagen
statt Tod das Leben uns beschert.
Zum Ende hin auch nuklear
erschlagen uns die Waffen,
Neutronenbomben immerdar,
ein jeden wegzuraffen.

Und doch wird jeweils nie geschehn,
dass je an einem Tage
die Hoffnung wird nicht überstehn,
dass siegte je die Klage.

An einem andern Ort,
wenn nicht auf dieser Erde,
die scheinbar alls, begehrte
der Teufel, wird gewiss das Wort.
Fürwahr, nach dem ewigsten Ende
erwächst aus der Asche die Wende.

28. 12. 2019

Ein Buch, so bunt wie das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt