Vater Dunkel

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Wir Menschen streben nach dem Licht
und kommen aus dem Dunkeln.
Doch diesem es das Leerherz bricht,
dass wir wolln alle funkeln.
Obskur und duster schimpfen wir
das, welchem wir entstammen.
Die primitive Lichtesgier
vereint uns all zusammen.

Das Dunkle greift um unsre Gruft -
dann kann es seine Kinder,
für die es war nicht einmal Luft,
berühren, warm wie Winter.
Ein Fehlversuch war auch der Mond,
obgleich er auch entzündet
und Blasen bringt, was sich nicht lohnt -
wir sind der Sonn Verbündet'.

Das arme Schwarz, in Größe klein,
muss immer wieder leiden.
Das Virus lässt es gehen ein
für immer, alle Zeiten. (1)
Wie Luft, wie Meer, wo'm Grunde nah
die festen Farben höhnen,
erwächst die glänzend, grell Gefahr,
woran sich zu gewöhnen.

Wie glücklich war, als wir geborn,
der Vater, welcher's Leere.
Er strahlte stumm bis zu den Ohrn,
und sah nicht's Unglücks Schwere.
Im Schlaf ereilt die Sehnsucht uns nach ihm, doch wir verlieren
dann wieder an die Träume uns;
er traurig lässt's passieren.

Zuweilen suchen wir ihn noch,
den so verkannten Vater.
Sein Herz jedoch gesprengt zum Loch ist, zu ei'm schwarzen Krater.
Sein' Lava hässlich harte Stein'
in Strömen stumm zerschleifen;
und glücklich Kinder falln nicht rein,
wenn sie da fröhlich pfeifen.

Ach stell dir vor, die Dunkelheit
wär solchermaßen traurig.
Ihr gänzlich auswegloses Leid
wär einfach nur noch schaurig.

Zumindest sind all Schmerzen heut
doch wie die's Dunkeln; seiner
sind sie, nun quäl'n beleuchtet Leut,
dem's Vaters Blut wehrt keiner.
Wohl keiner will wie's Schwarze sein,
dabei sind wir es alle.
Ohn Schwarzes bricht kein Licht herein,
drum dankt mit schönem Schalle

Und manche fühl'n als Vater nach,
als Pelikanenmütter.
Wenn Kinder sehn deins Blutes Lach,
und gehen, schweigst du bitter.
Der Vater sucht noch, wer ihn mag;
die's Todes nach ihm rufen.
Doch nur für ihren eignen Tag
erklimmt der Vat'r ihr Stufen.

Ein jeder hat ein ander Ziel,
und sei'n es Kondensate
des Vaters, welcher früh schon fiel,
dass's Beben wohl gerate.

4. 12. 2019

1) Solche reißen auch mal Fleisch aus ihrer Brust, die Kinder zu versorgen.
2) Der Entropie nach wird alles heller und heißer

Ein Buch, so bunt wie das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt