Schwarz und Licht

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Geblieben ist die Dunkelheit
seit alln bekannt Äonen.
Das Licht oft trägt sein schwarzes Kleid,
die schwachen Aug' zu schonen.
Sein Anblick hat den Kopf verdreht,
besonders wenn entkleidet,
vereinigt mit dem Wind, der weht,
und wahlweis richtet, schneidet.

Die Dunkelheit gar ehrlich ist,
doch irgendwie zu wenig.
Das Licht, wenngleich sein Kuss mich frisst,
seit ehedem ersehn ich.
Der Körper liebt die Sonne sehr,
sich lässt denaturieren.(1)
Denn dunkel wird der Speicher leer,(2)
Entzugslast zu kaschieren.

Das Dunkel von dir einzig braucht
nach inn' geöffnet Augen.
Sie aufsperrnd, es dich mürbe schlaucht,
dein Seele auszusaugen.
Doch wenn du's Dunkel an nur nimmst,
erfährst du wahre Stille.
Dass tauchend du dann schneller schwimmst,
das ist sein wahrer Wille.

Verzweiflung wird vom Licht geborn,
die Kraft entspringt der Ruhe.
Ich habe mir so falsch geschworn,
dass ich ein hell Ding tue.
Das Schwarze ist der Boden auch
für gutes Lichtgetreide.
Der hungrig Hirn- und Augenbauch
erwart' ein gute Weide.

Das Licht scheint immer krasser;
das Schwarze immer bieder,
doch brauchen wir sein Wasser
zum Trinken immer wieder.
Das Schwarze immer Ursprung war,
das Weiß des Lebens Strahl.
Verkannt, verhasst vom weißen Klar,
das Schwarz verliert an Zahl.

1) Gemeint sind Sonnenbrand und Hautkrebs.
2) Ohne Sonne kein Vitamin D, und die innere Uhr funktioniert ohne Tageslicht auch überhaupt nicht

Ein Buch, so bunt wie das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt