Rahmen

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Du bist zum Seh'n gewiss gewillt,
und meinst wohl zu begreifen
das von dem Geist begehrte Bild,
lässt Blick' nicht weiter schleifen.
Ein Funk von Farben scheint dir nicht
vom Bild gesprung, kein Samen.
Du sahst ja nur das blasse Licht
von seinem toten Rahmen.

Die dein Iriden leicht sich irrn -
bevor sie Bilder blicken,
die könnt' durch die Gedanken schwirrn,
am Rahmengrau ersticken.
Sein hartes Holz ist heller b'reits
als alle Alltagswelten.
Er leider lässt durch seinen Reiz
Naturgesetze gelten.

Ohn festen Rahmen, der es hält,
kein Bild kann je bestehen.
Und stets der dumme Sicht vergällt,
weil er zu groß zu sehen.
Mitunter ist er Kunstwerk auch,
nur nimmer zu durchdringen;
statt Blum ist Blatt dem Farbenstrauch,
kann klatschen statt zu singen.

Versuch nicht durch den Rahm' zu gehn
und suche seine Mitte.
Dann kannst du auch ein Bild verstehn,
im Freien machen Schritte.
Erfahrung, Tiefe, weite Sicht
will ich durch Bilder geben.
Enttäuscht bin ich und freu mich nicht,
wenn Narrn mein Rahm' erstreben.

Erzähle ich Geschichten dir,
dann tu ich baun und malen
das Holz, die zum Geschehen Tür
mit farbenarmen, fahlen
Verbildlichungen jener Welt,
von der ich will erzählen.
Doch was dein Denk' hervor 'von stellt,
das muss das Auge wählen.

Du hast ja Recht, die Vorwürf' stimm' -
wohl, weis' zu unterscheiden,
ist schwierig, da bei Wort' verschwimm'
wie Aquarell die Seiten.

Ein Buch, so bunt wie das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt