Der Zug

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Der Plan war, eine Interpretation vom "letzten Atemzug" von Lacrima-la-Saoirse zu verfassen. Klappte so semi. Zusätzliche Inspirationen - vielleicht habe ich auch was vergessen - kamen daher, dass ich den inhaltlichen Stil meines Beitrages für " Schreib um dein Leben" (Sprachparadoxon) ganz witzig fand, von "Maschine" (EAV) sowie von einem Gedicht von Mila_Luna04

Ich lass Gedanken freien Lauf
und meine Blicke schweifen.
Das Schicksal zieht schon bald herauf -
vernehmlich ist sein Pfeifen.
Das Eisen, gut geschweißt und Stahl,
ihm weist die wilden Wege.
Vom Glyphosat steril, fatal,
es trägt meins Lebens Säge.

Auf majestätisch, geradezu
auf witzlos wahre Weise
nun raubt der Zug die meine Ruh,
schreit an ob bald'ger Reise.
Die Hupe kracht, die Bremse quiekt,
verrückt ist die Maschine.
Sie förmlich aus den Schienen fliegt,
bei Tempo von Draisine.

Sie wütet, kommt alsbald nun an,
und stampft, obgleich sie gleitet.
Es öffnet sich ihr Schlund sodann,
sie endlich wieder weidet.
Das Schicksal muss mit Kohle fahrn,
wenngleich sie nicht vorhanden.
Zu solcher werden Sünderscharn,
Gesetz die größten Schanden.

Die Lok, ihr Herz, von vorne reißt,
entglitten Körp'r und Knochen.
Was immer sie auch bremsen heißt,,
Maschine hat's gebrochen.
Ihr Auge meinen Bahnhof sieht,
es stieben alle Funken.
Es ist gewiss nicht mehr verfrüht,
zu jammern und zu unken.

Da stehe ich, vielleicht allein,
werd v'lleicht vom Tod gespalten.
Ich stehe stumm, so starr wie Stein,
den Atem angehalten.
Ich stehe an der Kante, schief,
kann lassen mich krepieren.
Die Lunge den Alarm längst rief,
zu hypoventilieren.

Der Zug, der bringt, der in sich heilt
Verletzungen und Wunden,
herbei kommt, hält und keuchend weilt -
entscheidende Sekunden
verfliegen, wie ein Kolibri
bei wilden Flügelschlägen
in Höhe, als wär's Agonie,
verhindert jeds Bewegen.

Ich könnte jetzt zurück wohl gehn,
ich könnte einfach fallen.
Nur schwer fällt, noch zu bleiben stehn,
doch find ich dran Gefallen.
Der Zug fährt ein, ich weiß es jetzt:
Ich will im Schicksal fahren,
Nur hat die Schwerkraft festgesetzt,
dass siegen die Gefahren.

Ich stürze, lande auf dem Gleis,
wo Räder nunmehr rollen.
Noch kälter wird der kalte Schweiß -
ich tat was Mensch' nicht sollen.
Ich spielte mit dem Feuer Flug,
versuche nun zu fliehen,
vor dem so schweren Schicksalszug,
dass Blutes Tropf' nicht sprühen.

Ich schaffe es, entkomme flink,
kann ein jedoch nicht steigen.
Der Schaffner sieht's und macht nicht Wink,
den Vogel mir zu zeigen.
Das Schicksal schmerzt nicht, doch es lässt
am Bahnhof, mich, alleine.
Statt flügge bin ich lahm im Nest,
und schließlich drum ich weine.

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