Entschlafen

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Sehr kurz bevor "Entschlafen" beim Poetry Contest Thema wurde, schrieb ich zufällig dies. Es passte thematisch beinahe.

Es scheint zu End. Kann ich nun
ein Letztes euch noch sagen,
kann ich mir und auch meinen Tun
aus viel vergangnen Tagen
ein Siegel finden, wie ich's brauch?
So vieles angefangen!
Ich wünsche euch, den Kranken, auch, was inner Lieder sangen.

Der Trennungs- wird dem Todesschmerz
wohl bald schon ewig weichen.
Ich hoffe, dass die Schläg vom Herz
so lange wer'n noch reichen.
War ich euch letztlich gut genug?
besonders? So viel wissen
will ich von euch, doch diesen Krug
Gewissheit brauch ich, bis ich fall ins Kissen.

Was ich auch sag', mit letzter Macht,
bis alle Kraft abhanden,
dann sicher länger keiner lacht,
trotz meiner schlimmster Schanden.
Ich weiß nicht, freut's mich, will ich dies,
wenn ihr da um mich trauert?
Denn Liebe ist vor allem süß,
wenn sie im Leben dauert.

Nun also bricht die Zeit herein
der letzten Herzensschläge,
wenn während alle um mich wein',
ich mich dann nimmer rege.
Ich weiß nicht, ob sie's wirklich tun,
der Tod hat mich gekrallet.
Der Puls, erschöpft, schon fallet,
er will auf ewig ruhn.

Ich könnte, was ich überlegt,
euch nach der Zeit erzählen.
Doch was hat solcherlei bewegt?
Nur Tränen, die da schwelen.
Ich wollte, greis und todesweis',
euch leicht sein wie ein Feder.
Ihr blickt' wohl traurig, sagtet leis:
“Du lügst“ - es wisse jeder.

Ich traue mich und bitte euch:
“Ach ihr, vergesst mein Spiegel!
Was sind schon letzte Siegel
des Lebens?“, sink' ins Kissen, weich.

11. 1. 2020

Ein Buch, so bunt wie das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt