Du, mein Wasser

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Mein Seel ist übel zugericht',
mit Wunden wie von Pocken.
Das heiße deiner Sonne Licht,
es macht mich durstig, trocken.
Die Stunde sehne ich herbei,
wo ich dir deiner Liebe.
Der Segen dein' gesegnet sei,
doch macht er mich gar trübe.

Kein Hunger, wie man ihn so kennt,
nein, Anämie der Seele.
Die Kehle fühlt, als ob sie brennt',
ich ungelöscht verschwele.
Ich will nur dich statt deinem Glück,
was ich so sehr bedauer' -
so unscharf ist der töricht Blick,
zur hart, verkannten Mauer.

Du fühlst dich furchtbar richtig an,
und bist es nicht im Kleinen.
Wir käm' zusammen nicht voran,
und Antrieb gäb es keinen.
Du machst, was ich nicht machen will,
im Guten, auch im Schlechten.
Nur werde schüchtern ich zu still,
will weiter uns verflechten.

Du hast doch ihn, den du so liebst -
bleib bitte ihm verbunden!
Denn wünschend, dass du auf ihn gibst,
hoff ich bei dir auf Wunden.
Ich will nicht, dass mein Teufel juchzt,
weil Trost ich soll dir spenden.
Ich will nicht, dass du, Liebes, schluchzt,
will seh'n nicht euch beenden.

Wenngleich mein übler Teil es will,
so glaube mir das Eine:
Ich gönne euch alls Glücksgefühl -
die Freudensonn(1) euch scheine!
Es ist gar einzig Mimimi,
weil du da bist vergeben.
Du sollst dich darum scheren nie,
und fröhlich weiter leben.

Ich wünsche dir das Gute,
auch wenn ich dadurch blute.
Ich mag so sehr nur dich allein,
will dir drum Freund und Hilfe sein.
Ich will dir zeigen deinen Weg,
dein Steine auf den mein' ich leg.
Doch musst du ihn auch sehen,
und was dir alles fehlt, verstehen.

16. 12. 2019

1) Freudensonn ist aus “Macht hoch die Tür“. Sehr pikant, wenn implizit der Unglaube des Adressaten angedeutet wird.

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