Kindervögel

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Die Glückes sind den Vögeln gleich,
durch dünne Luft sie fliegen.
Sie fliegen träumend, reich an Wahn,
ihr Herzen fiebrig brennen.
Den Kindern Leiden viel geschah'n,
doch könn sie sie verkennen.
Die Körper ihrer sind gar leicht,
die Schwerkraft zu besiegen.

Die Katzen auf dem Erdengrund,
die Tötungskraftmaschinen,
Invasor'n kamen zu der Stund,
wo's Ende kam zu ihnen.
Die Erde friedlich Kinder nährt,
kein Menschen sind die Toten.
Ein paar auch haben sich gelehrt
ein Leben im Flug am Boden.

Im Flugzeug rast der Mensch, wenn alt;
die Kinder flattern, gleiten.
Das Alter Arm der Spaltgewalt
ist seit den frühsten Zeiten.
Den saugend, löschend Weltenriss
nur Kinder könn' verzeihen.
Mit jedem weiter Teufelsbiss
kann wen'ger Farb gedeihen.

Der Mensch, wenn jung, verehrt die Wies',
im Alter dies verliert.
Er marodiert im Paradies,
sein Weib den Tod gebiert.
Die Vögel prägt nicht Schlafesrast,
vergiss die weichen Fläume.
Was du, o Mann, verloren hast,
das sind der Lüfte Träume.

Mit Alterslast die Leichtigkeit
verloren scheint für immer.
Doch seit der allerfrühsten Zeit
dir bleibt ein Hoffnungsschimmer.
Der Geist des großen Vaters nimmt
dich hoch herauf zum Himmel,
verheißt: "Du bist noch immer Kind!",
befreit dich von dem Schimmel.

Du wirst erst sagen: "Halt mich fest,
die Flügel sind gefallen."
Doch Gott die Stümpfe wachsen lässt,
dann fliegst du mit ihn' allen.

31. 08. 2019

Ein Buch, so bunt wie das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt