Augen

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Die Augen, selber wunderbar,
uns Wunder lassen sehen.
Der Vorhang logen, 's Glas ist wahr,
was lässt mich dich verstehen.
Die Augen sind so schön wie nichts
auf allen, allen Welten.
Der Durst'ge scheint die Quelle's Lichts -
nicht Ratios Regeln gelten.

Sie blitzen, jung, ohn Donnerschlag,
als Antlitzes Juwelen.
Aus ihnen spricht der neue Tag,
derweil die alten schwelen.
In Bildniss' wie auch der Musik
sie lassen gern sich preisen.
Der Liebe schenken sie den Sieg,
sie schicken's Herz auf Reisen.

Durch Auges Pracht die Seele scheint,
als Licht, das nicht zu knicken.
Empfindlich's Kleine ist und weint,
um laut sich auszudrücken.
Solang nicht ein Bekehrung g'schieht,
wir immer sehn durch Sorgen.
Zuweilen sind vom zarten Lid
die müden Aug verborgen.

Ob grob, ob fein, ob Trutz, ob Schutz,
wir sehen nur durch Decken.
Wir wähnen unsre Welt im Schmutz,
da's Sichtfeld füllen Flecken.
Dein Auge ist dein schönster Schatz,
so arm sind doch die Blinden.
Du bohrtest ihm ein Höhl zum Platz,
drum solltest du's nicht schinden.

Ein Werkzeug ist es dem Verstand -
der will so ungern hören.
Es steht auf einem innern Band:
Sie dem Gehirn gehören.
Das Sehen kann das Zentrum nur,
doch Licht ihm lehrt das Auge.
Dafür es schuftet zur Natur,
und spürt den Reiz von Lauge.

Das Aug wir wolln, den Gott zu schaun,
doch wir es schlicht nicht haben.
Kein Dank's Aug schickt zum Himmelblaun
ob seiner schönen Gaben.

Ein Buch, so bunt wie das LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt