Kapitel 51 ~ Saltamus

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Voller Vorfreude materialisierte sich Fauna vor ihrer neuen Hohepriesterin. Auf diese Nacht, die sie immer im Kreis ihrer Anhängerinnen verbrachte, freute sie sich schon das ganze Jahr. Diese guten Frauen bewahrten seit Jahrhunderten ihren wahren Namen. Ihnen hatte sie es zu verdanken, dass nur diejenigen sie beim Namen anrufen konnten, die ihre Hilfe auch wirklich brauchten: Frauen. So tanzte sie jedes Jahr aufs Neue bis zum ersten Strahl der Morgensonne mit ihren Priesterinnen und konnte für eine Nacht ihre göttlichen Pflichten vergessen, ohne dass man sie dafür schalte - denn welche Gottheit ließ sich schon ihr eigenes Fest entgehen?
Vor ihr kniete Amphitrites Schützling und obwohl sie die anderen Götter oft von der Schönheit der jungen Frau hatte schwärmen hören, verschlug ihr Anblick Fauna den Atem. Aber wie jede Gottheit konnte auch sie hinter die sterbliche Fassade blicken und im Inneren war diese Frau genauso schön wie äußerlich. Abgesehen von der Angst, die Aurelia um ihren Mann und sich selbst in diesem Moment verspürte. Diese Angst, die sie geschickt vor den sterblichen Frauen verborgen hielt, störte das Bild. Ohne zu zögern sprach Fauna von den Menschen ungehört ihren Segen über ihrer Hohepriesterin. Heute Nacht würde ihre Angst sie nicht hemmen. Heute Nacht sollte sie mit ihr das Leben feiern. Mit klaren Stimme erklang das Gebet. Vergnügt schloss Fauna die Augen und ließ sich fallen.

Euphorisiert drehte sich Fauna im Kreis ihrer Priesterinnen, die ihre Körper zur Musik wiegten. Vom Wein hatte sie wie die Frauen reichlich konsumiert, aber noch drehte ihr nicht der Kopf. Aus ganzem Herzen lachte und tanzte sie und es kümmerte sie nicht, dass keine der Frauen sie sehen konnte. Alles was zählte, war das hier und jetzt.
Mit einem Mal breitete sich ein Prickeln auf ihrer Haut aus und Fauna hielt inne. Schlagartig wurde sie ernst. Ihre Zeit war abgelaufen. Hoffnungsvoll blitzte der erste Strahl der aufgehenden Sonne am Horizont auf und fiel direkt auf Aurelias Haar, welches golden aufflammte. Blinzelnd blickte Aurelia aus dem Fenster und die Musik verklang.
Zufrieden wandte sich Fauna ab. In dieser einen Nacht hatte sie genug gesehen und nun wusste sie, dass sie sich keine Sorgen um die Zukunft Roms machen musste. Hier gab es für sie nichts zu tun. Denn Roms Zukunft war bereits ohne ihr Eingreifen gesichert.

AureliaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt