Aurelia

Kapitel 10 ~ Verrat

Mit klopfendem Herzen und festen Schritten näherte sich Macro seinem Princeps, welcher sich gerade von seinem Sklaven einen Brief vorlesen ließ. Was er ihm gleich ins Ohr flüstern würde, öffnete ihm endlich alle Türen. Langsam beugte er sich über das Ohr und flüsterte: „Princeps, ich muss Euch etwas von größter Dringlichkeit berichten"
Der Princeps bedeutete dem Sekretär zu pausieren, wandte sich hoheitsvoll seinem Prätorianerpräfekten zu und nickte erwartungsvoll. Macro beugte sich vor und flüsterte ihm einen ausführlich Bericht über all seine Beobachtungen der letzten Monate ins Ohr: von Gaius' verändertem Verhalten, über die plötzliche Vertrautheit zwischen Clemens und seinem Schützling und wie Gaius immer mehr Zeit auf seinem Zimmer verbrachte ohne sonderliches Interesse für eine der Frauen am Hof gezeigt hatte. Mit jedem geflüsterten Wort wurde er immer ruhiger. Als er seinem Princeps endlich von ihr erzählte, stahl sich ein kleines, grausames Lächeln in sein Gesicht.
Gaius würde beim Princeps endlich in Ungnade fallen und sobald Tiberius endlich in Plutos Gefilde überwechseln würde, würde ihm Gemellus folgen, den Macro leicht kontrollieren konnte und wenn nicht... nun, andere männliche Erben hatten die Julier nicht mehr aufzuweisen. Denn niemand mit Verstand würde dieses Land in die Hände dieses Krüppels von Claudius geben, den nicht einmal seine eigene Mutter lieben konnte.
„Du hast gut daran getan mir davon zu berichten, Macro", schnurrte Tiberius. „Leider kann man niemandem auf dieser Welt vertrauen. Schon gar nicht seiner eigenen Familie. Ich will, dass du heute Abend, während mein Großneffe an meinem Fest teilnimmt, seine Gemächer aufsuchst und dieses Mädchen zu mir auf das Fest bringst. Alle sollen sie Zeuge werden wie sie mein Mittel wird um diesen Verräter zu brechen"
„Euer Wunsch ist mir Befehl", erwiderte Macro, verbeugte sich tief und verließ zufrieden mit sich selbst Tiberius' Gemächer. Seine Zukunft war besiegelt.