Kaputel 13

288 10 2
                                    

Paddy
Ich wurde wie jeden Morgen von Hotel California geweckt, wenn auch heute leiser als sonst. Angelo neben mir war bereits wach, lag aber noch immer ganz dicht an mich gekuschelt da. Ich streichelte ihm sanft über den Kopf und musste plötzlich husten. Sofort kam Kathy zu uns herüber und fasste mir an die Stirn. „Paddy, du bist ganz warm. Du hast Fieber", stellte sie fest. Jetzt merkte ich, dass ich ganz verschwitzt war. „Ich fühle mich auch nicht so gut", meinte ich und stellte fest, dass ich ziemlich heißer war. „Kleiner, dir war es wohl gestern viel zu kalt. Du bleibst heute auf jeden Fall im Bett und wir warten ab, ob du heute Abend auf die Bühne kannst oder nicht", meinte Kathy und stand auf. Ich ließ mich zurück in die Kissen fallen. Ich konnte mich noch nicht einmal darüber aufregen, dass ich heute im Bett bleiben musste und am Abend vielleicht nicht auf die Bühne durfte. Da kam Kathy wieder und brachte mir irgendeine Tablette, die ich schlucken musste. Außerdem hatte sie noch eine Tasse Tee und eine Scheibe Brot dabei. „Du musst ein bisschen was essen. Und du musst aus den verschwitzten Sachen raus", meinte sie. Jimmy kam hinzu. „Jimmy, bleib du hier oben bei Paddy. Er muss was frisches anziehen und was essen", befahl sie ihm und ging nach unten zu den anderen. „Komm, ich helfe dir schnell mit den Klamotten und dann müssen wir wohl auch das Bett frisch beziehen", sagte Jimmy und deckte mich auf. Sofort wurde mir kalt und ich zitterte. Jimmy zog mich aus, zum helfen fehlte mir die Kraft. Dann zog er mir einen frischen Schlafanzug an. „So, du darfst jetzt du erstmal in mein Bett, bis ich deins frisch bezogen habe." mit diesen Worten hob er mich hoch und trug mich zu seinem Bett. Dort lagen lauter Klamotten und ich kuschelte mich in einen Pulli von Joey. Ich war kurz davor einzuschlafen, als Jimmy mit dem Bett fertig war. „So, geschafft." er trug mich wieder in mein Bett und setzte mich hin. Jimmy stopfte mir ein Kissen in den Rücken und setzte sich zu mir. Er gab mir den Tee und das Brot. Auch wenn ich keinen Hunger hatte, aß und trank ich. Dann lehnte ich meinen Kopf an Jimmy und war kurz darauf eingeschlafen.
Als ich das nächste mal wach wurde, stand John vor mir. Er strich durch meine Haare und fasste an meine Stirn. „Das Fieber ist weniger", stellte er fest. „Gut", sagte ich leise und musste wieder husten. „Du ruhst dich am besten noch ein bisschen aus. In zwei Stunden schaut Kathy nochmal nach dir und dann könnt ihr entscheiden, ob du nachher mit auf die Bühne gehst oder nicht", sagte mein großer Bruder noch und verschwand wieder nach unten. Ich blieb liegen, konnte aber nicht mehr schlafen. Irgendwann kam Barby nach oben und setzte sich an den Tisch. Sie holte ein Kleid und Nadel und Faden. Anscheinend war eines der Kleider mal wieder kaputt. Barby nähte irgendwas an dem Kleid und sang dabei. Ich schloss die Augen und lauschte ihrer wunderschönen Stimme. Nach einer Weile kam Kathy zu uns nach oben und hatte diesmal ein Fieberthermometer dabei. Sie kontrollierte meine Temperatur. „Paddy, das Fieber ist fast weg. Wie fühlst du dich?" „viel besser, darf ich nachher dann auf die Bühne?", wollte ich wissen. Kathy schwieg kurz. „Ja, das wird gehen, aber singen kannst du heute vergessen, so heißer wie du bist." ich nickte ergeben. Kathy verschwand wieder und Barby sang weiter. Nach einer weiteren Stunde tauchten nach und nach alle meine Geschwister auf, um sich umzuziehen. Jetzt sah ich, dass Barby an das Kleid einen Saum aus spitze genäht hatte. Es sah wunderschön an ihr aus. „Paddy, du musst dich auch anziehen", quengelte Maite und warf mir Klamotten hin. Ich setzte mich auf und kämpfte mit meiner schlafanzugshose. Joey beobachtete mich kurz, kam dann aber her und half mir. Ich musste heute eine warme Jacke anziehen und Barby gab mir noch Ihre fellweste. Die passte gerade noch so über die Jacke. Meine Beine wurden draußen von Jimmy in eine Decke gewickelt. Außerdem band mir Angelo noch den Schal um, den er gestern getragen hatte und setzte mir eine Mütze auf. Jetzt schwitzte ich schon fast wieder. „Paddy, du hast ganz rote Wangen. Geht es dir wieder schlechter", fragte Barby besorgt. „Nein nein, mir ist es nur fast zu warm. Aber später werde ich bestimmt froh darüber sein", antwortete ich und Barby nahm mir die Mütze wieder ab. „Die kannst du auch noch später aufsetzen, wenn es kälter wird. Nicht, dass du uns jetzt hier noch einen Hitzschlag bekommst." Sie strich mir über den Kopf und schob mich dann die Rampe zur Bühne nach oben.
Wir spielten heute mal wieder mit Pause, damit die großen Platten verkaufen konnten. Währenddessen spielte ich den Alleinunterhalter und erzählte dem Publikum alles mögliche. Das hatte ich schon mit 7 gerne gemacht und zwar in allen Sprachen, die ich beherrschte. Nach der Pause setzte ich dann doch die Mütze auf. Das Konzert klappte ziemlich gut, nur singen konnte ich nicht, denn dafür war ich zu heißer. Aber immerhin konnte ich Gitarre spielen und heute auch mal wieder Akkordeon.
Nach dem Konzert gingen wir jüngeren mit Sean zum Bus, während die anderen abbauten. Angelo schleppte mich zum Tisch und rannte dann noch draußen herum. Barby und ich zählten die Einnahmen vom Plattenverkauf, während Maite noch die Reste vom Mittagessen aufwärmte und Tee kochte. Heute war der Verkauf richtig gut gelaufen und wir hatten einiges einnehmen können. Bald würden wir neue Platten einpacken müssen. Wie gut, dass wir übermorgen zum Hausboot fuhren. Als die älteren auch auftauchten, aßen wir noch schnell und dann gab Kathy mir nochmal eine Tablette. „Morgen bist du bestimmt wieder fit", meinte sie und gähnte. Patricia setzte sich direkt hinters Steuer, damit wir noch in der Nacht in Stuttgart ankommen würden. John brachte mich nach oben und half mir, meinen Schlafanzug anzuziehen. Heute waren meine Beine nicht kalt, zitterten aber trotzdem. „Das soll übermorgen mal Papas Arzt anschauen", meinte John dazu und deckte mich zu. Dann kam Angelo und kuschelte sich zu mir. „Du kleines Stinktier musst morgen unbedingt duschen", murmelte ich schon halb am einschlafen und Angelo knuffte mich in die Seite. Dann legte er den Kopf an meine Brust und wir waren beide schnell eingeschlafen.

Manchmal kommt alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt