Jimmy
Ich hatte am Abend noch mit Papa telefoniert, denn er würde morgen vorbeikommen. Kathy und ich hatten beschlossen, dass das Paddy gut tun würde. Heute morgen war Paddy schon früh aufgewacht und hatte mich geweckt. Jetzt warteten wir auf Dr Verreet. Schließlich klopfte es an der Tür und er kam herein. „So, dann schauen wir uns jetzt mal deinen Bauch an", meinte er zur Begrüßung. Dann löste er den Verband um Paddys Bauch. Als Paddy sah, was darunter war, fing er sofort an zu weinen. Aus seiner bauchdecke ragte ein kurzer Schlauch und drumherum war alles rot. „Das sieht gut aus. Ich muss jetzt kurz die Sonde bewegen, nicht erschrecken, das ist unangenehm", sagte er dann und rüttelte kurz an dem Schlauch. Paddy ertrug es tapfer, weinte aber noch immer still. „Ich will das nicht haben", meinte er dann leise. „Das bleibt ja auch nicht für immer so. In ein paar Wochen kommt der Schlauch weg und du bekommst den Button", beruhigte ihn Dr Verreet. „Und jetzt testen wir mal die Sonde. Wenn alles gut klappt, rufe ich nachher deine Schwester an, damit ihr abgeholt werden könnt", erklärte er. Dann schloss er einen kleinen Beutel an den Schlauch an. „Das ist jetzt mal ein kleines bisschen Nahrung. Du bekommst in Zukunft immer über Nacht Nahrung über sonde, aber natürlich mehr als jetzt. Nachher zeige ich dir und deinen Geschwistern noch, wie ihr die Sonde reinigen müsst und wie die Nahrung angeschlossen wird", erklärte er. Dann ging er kurz aus dem Raum. Paddy hypnotisierte den Beutel, der langsam leerer wurde. Dann klopfte es an der Tür. Ich öffnete und draußen standen Papa, Kathy und Patricia. Sie kamen herein und Paddy weinte sofort wieder. Kathy half Papa zu Paddys Bett und er nahm meinen kleinen Bruder sanft in den Arm. „Patrick, wir bekommen das hin. Du bist stark, du schaffst das. Denk an die Bühne und an die Worte deiner Mutter", sagte Papa leise zu Paddy. Dann kam auch schon wieder Dr Verreet herein und zeigte uns den Umgang mit der Sonde. Danach durfte Paddy auch schon nach Hause. Kathy fuhr zuerst Papa heim, während wir uns fertig machten. Dann holte sie uns und wir führen wieder zum Bus. Paddy redete die ganze Zeit kein Wort und sah nur nachdenklich zum Fenster hinaus, bis wir am Bus ankamen. Die anderen kamen gerade vom ersten Konzert zurück und John trug Paddy nach drinnen. Die nächsten Tage durfte dieser noch nicht herumkrabbeln, solange die Wunde noch nicht verheilt war. Paddy wollte oben am Tisch sitzen und ich setzte mich zu ihm. Zum Konzert ging ich dann aber doch mit und wir ließen Maite bei Paddy, der jetzt wieder die Beatmung brauchte. Er war noch immer sehr schwach.
Mich strengste das Konzert auch sehr an und ich hatte danach starke Schmerzen. „Das dritte Konzert bleibe ich bei Paddy. Mir tut wieder alles weh", erklärte ich deshalb meinen Geschwistern. Sie waren einverstanden. Als sie zum dritten Konzert gingen, holte ich ein Kartenspiel und beschäftigte Paddy solange. Eigentlich hätte ich gerne Gitarre gespielt, aber das ging mit dem Gips ja nicht. Dann kamen auch schon die anderen wieder zurück und Maite kochte. Joey trug Paddy nach unten, der wieder nur in seinem essen stocherte. Angelo leerte aber Paddys Teller ohne Probleme. „Angelito, du bist ein kleiner fresssack, eigentlich müsste Paddy so viel essen wie du", lachte Maite. Ich verkniff mir mein lachen, weil ich sonst wieder mehr schmerzen haben würde.
Danach wollte Paddy dann auch schon ins Bett. John brachte ihn nach oben und Patricia folgte. Ich konnte sie oben diskutierten hören, bis die Nahrung an der Sonde angeschlossen war. Dann war oben Ruhe und die beiden kamen wieder nach unten. „Jimmy, ich möchte noch kurz mit dir reden", sagte da plötzlich Joey. Gemeinsam gingen wir nach draußen. „Was ist?" „Du wirst erpresst oder"?, fragte Joey direkt. „Woher?", weiter kam ich nicht. „Ich auch. Heute hat mir ein Typ aufgelauert. Er wollte Geld. Und er hat gesagt, dass mir sonst das selbe passiert wie Dir. Und dass ich nur Dir davon erzählen darf. Wenn ich den anderen etwas sage, würde ihnen was passieren", erzählte Joey. „Genau das hat er zu mir auch gesagt. Aber ich hatte kein Geld, deshalb ist das passiert", ich hielt meine eingegipste Hand hoch. „Ich weiß nicht, was wir tun sollen. Eigentlich sollten wir den Typen anzeigen, aber dann passiert den anderen vielleicht was. Ich könnte nicht damit umgehen, wenn er Angelo oder Maite oder Barby etwas antun würde. Ich denke, dass vor allem die drei und Kathy und Patricia in Gefahr sind. John und Paddy können sich wehren. Und muss etwas einfallen, so kann es doch auch nicht weitergehen", sagte Joey leicht verzweifelt. „Ich denke auch, eine Anzeige wäre erstmal falsch. Am besten warten wir noch eine Weile. Vielleicht finden wir ja eine Lösung. Es muss schließlich eine geben. Und jetzt komm, wir müssen losfahren", ich zog Joey zurück zum Bus. Dort gingen wir gleich nach oben. Paddy war an die Nahrung und Beatmung angeschlossen und sah sehr verletzlich aus. Er sah aus wie ein kleines Kind, wie er so dalag und fest schlief. Ich legte mich mit einem Klos im Hals neben Joey und war kurz darauf erschöpft eingeschlafen.
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Manchmal kommt alles anders
FanfictionDie Kelly Family tourt gerade durch Deutschland, als sich das Leben aller Mitglieder plötzlich verändert. Paddy rettet seiner Schwester das Leben, doch dies hat dramatische Folgen für ihn. Doch auch für die anderen Familienmitglieder verändert sich...