Kapitel 65

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Paddy
Während dem Konzert war ich total unkonzentriert. Zum einen fragte ich mich die ganze Zeit, was genau Jimmy passiert war. Zum anderen ging es mir nicht so gut und ich hatte ziemlich zu kämpfen, genug Luft zu bekommen. Jedes einatmen war heute mal wieder anstrengend. Zum Glück spielten wir heute nicht so lange, sondern konnten bald zurück zum Bus. Dort ließ ich mich von John nach oben tragen. Robben hätte ich nicht geschafft. Oben schloss mich mein großer Bruder direkt an die Beatmung an. Maite saß an Jimmys Bett und strickte und Jimmy schlief. Er lag auf dem Rücken und war sehr blass. Plötzlich kam Bewegung in ihn. Er setzte sich auf und übergab sich über seine Bettdecke. Dann ließ er sich wieder nach hinten fallen und blieb stöhnend liegen. Anscheinend hatte er durch die schnellen Bewegungen starke Schmerzen. „Jimmy, ist alles in Ordnung?", fragte Maite sofort. „Naja, mir war so schlecht und jetzt tun mir meine Rippen noch viel mehr weh als vorher. Hilf mir mal beim aufstehen und ich fürchte du musst das Bett für mich frisch beziehen", antwortete Jimmy. Maite half Jimmy dabei, sich langsam hinzustellen und stützte ihn dann, bis er neben mir im Bett lag. Er stöhnte und zitterte ziemlich. Mühsam zerrte ich die Decke über ihn. „Danke, kleiner", flüsterte Jimmy. Maite kümmerte sich um das Bett, Jimmy schlief aber bereits neben mir wieder. Er stöhnte im Schlaf und war so unendlich blass. So fertig hatte ich meinen großen Bruder noch nie erlebt. Maite setzte sich zu uns. So blieben wir eine Weile, bis John leise heraufkam. „Paddy, schaffst du das Konzert?", wollte er von mir wissen und ich nickte. Sofort war die Beatmung weg und John hob mich über Jimmy drüber. Dann trug er mich nach unten, wo er mich auf dem Boden absetzte. Ich robbte mühsam zur Tür und meinem Rollstuhl, wo ich kaum allein hineinkam. Barby unterstützte mich aber sofort. Während dem Konzert brauchte ich sehr viel Sauerstoff und danach war ich so fertig wie lange nicht mehr. John brachte mich deshalb direkt in den Bus zu Maite und Jimmy. Beide lagen in meinem Bett und schliefen. Deshalb legte mich John in sein Bett und schloss mich endlich an die Beatmung an. Ich war noch nie so froh gewesen, das Teil zu haben. Meine Lunge tat vom atmen weh und auch sonst hatte ich am ganzen Körper schmerzen. Jimmy dagegen schien es besser zu gehen, denn er schlief tief und fest. Ich war so erledigt, dass ich nicht mal mehr die Kraft hatte, etwas zu essen. Ich hätte es nicht durchgehalten, selbst zu atmen, während ich aß. Deshalb durfte ich einfach nur liegen bleiben und wartete bis, Angelo zu mir kam. Ich zeigte auf meinen Schritt und er verstand sofort. Sekunden später hatte ich einen Katheter in der Hand und Angelo berschwand. Er kam einige Minuten später wieder, als ich bereits fertig war und auf ihn wartete. Angelo kletterte zu mir ins Bett und wir hielten uns gegenseitig im Arm, als wir einschliefen.
Am nächsten morgen ging es mir ein bisschen besser, aber noch nicht wirklich. Ich fühlte mich nicht dazu im Stande, zu frühstücken. Jimmy hatte heute kaum noch Kopfschmerzen und Hunger. Maite brachte ihm ein Brot und Tee. Allein aufstehen schaffte er aber noch nicht, weil er dann wieder starke Schmerzen hatte. John half ihm, zu mir ins Bett zu kommen, damit wir beide nicht so allein waren.
Nachdem Jimmy gegessen hatte, wobei ich ihm ein bisschen helfen musste, weil er ja nur eine Hand zur Verfügung hatte, legte er sich wieder hin und schloss die Augen. Ich blieb einfach neben ihm liegen und wartete, dass es Zeit wurde, um zum ersten Konzert des Tages zu gehen. Aber als es soweit war, ging es mir noch nicht besser und meine Lunge tat weh, kaum dass ich selbst atmen musste. "Willst du lieber hier bei Jimmy bleiben?", fragte John und ich nickte. Er gab mir noch etwas zu trinken, bevor er mich wieder an die erlösende Beatmung anschloss. Jimmy neben mir bewegte sich irgendwann und wachte auf. „Wo sind denn die anderen?", wollte er von mir wissen. Mein Block lag nicht hier, sondern unten und so konnte ich Jimmy nicht antworten. Also zeigte ich nur nach draußen. Doch zum Glück verstand Jimmy sofort. „Sind sie beim Konzert?", fragte er und ich nickte. „Willst du kurz von der Beatmung, dann kannst mir richtig antworten?", wollte er dann wissen, doch ich schüttelte nur den Kopf und zeigte auf meine Brust. „Hast du schmerzen?", fragte er und ich nickte wieder. „Da passen wir ja super zusammen. Mir tut auch alles weh. Ich hätte nie gedacht, dass gebrochene Rippen so weh tun. Und ich müsste so langsam mal aufs Klo, aber aufstehen klappt allein irgendwie nicht. Und um mir dabei zu helfen, bist du definitiv im Moment nicht geeignet", meinte er. „Wie lange sind die anderen denn schon weg?" Ich zeigte Jimmy auf meiner Uhr, wann die anderen ungefähr gegangen waren. „Dann müssten sie ja bald zurück kommen. Solange werde ich es wohl noch aushalten müssen", sagte Jimmy dann. Er legte sich wieder richtig hin und schloss die Augen. Ich selbst hasste meinen Körper im Moment wieder sehr. Jimmy hätte Hilfe gebraucht und ich konnte nichts für ihn tun. Wenn wenigstens meine Lunge heute besser wäre, hätte ich den Bus verlassen und John oder Joey von der Bühne holen können. Aber so wie ich heute atmete, traute ich es mir nicht zu, mich ohne die Beatmung und vor allem auch ohne Sauerstoff allein fortzubewegen. Frustriert blieb ich neben Jimmy liegen, bis endlich Schritte zu hören waren. Jemand kam zurück.

Manchmal kommt alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt