Angelo
Kathy nahm meine Hand und betrat mit mir zusammen das Zimmer. Sofort fiel mein Blick auf Paddy. Er lag bleich in einem Bett. Paddy war an mehrere Geräte angeschlossen, die gleichmäßig piepten. Aus seinen Händen ragten Schläuche, durch die Infusionen liefen. Paddy hatte die Augen geschlossen und darunter waren dunkle Schatten zu sehen. Er sah einfach nur total fertig aus. Kathy drückte beruhigend meine Hand. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich musste jetzt schließlich stark sein, stark für meinen großen Bruder. Kathy und ich setzten uns jeweils an eine Seite von Paddys Bett. Ich nahm ganz vorsichtig seine Hand in meine. Sie war eiskalt und ganz schlaff. Sanft drückte ich seine Hand. „Paddy, bitte wach auf, ich brauche dich doch. Bitte, du darfst mich nicht allein lassen. Du hast mir doch versprochen, immer für mich da zu sein. Ich will dich nicht verlieren, ich hab dich doch schonmal fast verloren. Paddy, ohne dich will ich auch nicht mehr leben." „Angelo, sag sowas nicht", kam es da plötzlich von Kathy. Sie kam zu mir und nahm mich fest in den Arm. „Paddy schafft das, er wird bestimmt morgen wieder aufwachen und bald wird er wieder fit sein. Paddy wird nicht sterben, das weiß ich. Und du auch nicht, Angelito." Ich weinte an Kathys Schulter und hielt weiter Paddys Hand umklammert. Irgendwann beruhigte ich mich einigermaßen und wir gingen wieder nach draußen zu den anderen. „Am besten wir fahren wieder auf den Campingplatz und schlafen alle eine Runde", schlug Kathy vor. „Ich will aber nicht. Ich will bei Paddy bleiben, wenn er aufwacht", sagte ich trotzig. John seufzte genervt und versuchte, mich davon zu überzeugen, dass ich mich ausruhen sollte. Doch ich blieb stur. Schließlich war es Jimmy, der aufgab. „Vielleicht wäre es ja doch ganz gut für Paddy, wenn jemand von uns bei ihm ist, wenn er aufwacht." „Na gut, ich frage mal bei dem Arzt nach", lenkte schließlich Patricia ein und verschwand. Als sie wieder zurück kam, berichtete sie, dass zwei von uns über Nacht auf dem Flur vor Paddys Zimmer warten durften, falls er aufwachte. Die Entscheidung, wer bleiben durfte, fiel ziemlich schnell. Ich weigerte mich nämlich zu gehen und Jimmy bot an, bei mir zu bleiben. Nachdem das geklärt war, verschwanden die anderen und Jimmy und ich setzten uns auf den Boden. Jimmy legte seinen Arm um mich und lehnte mich an ihn. Schon wieder stiegen mir die Tränen in die Augen. „Jimmy, ich hab so Angst um Paddy", sagte ich. Jimmy streichelte mir sanft über den Kopf. „Du brauchst keine Angst haben, Angelito. Es wird alles gut, Mama passt auf uns auf und sorgt dafür, dass niemand von uns etwas schlimmes passiert." Ich nickte stumm, als plötzlich ein Piepsen aus Paddys Zimmer zu hören war. Erschrocken sprang ich auf, als bereits ein Arzt den Gang entlang kam. „Ihr wartet hier", rief er uns zu und lief ins Zimmer. Ich weinte jetzt wieder richtig und Jimmy hielt mich fest im Arm. „Angelito, beruhig dich, vielleicht ist Paddy ja wach geworden." Ein paar Minuten später kam der Arzt wieder aus dem Zimmer und wandte sich an uns: „euer Bruder wollte gerade nicht mehr so gut atmen. Er hatte viel zu wenig Sauerstoff im Blut. Wir helfen ihm jetzt ein bisschen damit, indem er zusätzlich Sauerstoff bekommt", erklärte er uns. Dann durften wir doch noch zu Paddy hinein. Er lag genauso still da wie vorher, nur hatte er jetzt zusätzlich noch einen Schlauch in der Nase, vermutlich der Sauerstoff. Bei dem Anblick musste ich sofort wieder weinen. „Angelo, beruhig dich bitte. Paddy wird hier gut versorgt, die Ärzte passen gut auf ihn auf", beruhigte mich Jimmy. Da kam eine Krankenschwester herein und erlaubte uns, den Rest der Nacht bei Paddy im Zimmer zu verbringen. So lange war das sowieso nicht mehr, denn es war bereits drei Uhr morgens. Jimmy und ich setzten uns neben Paddys Bett und Jimmy war kurz darauf eingeschlafen. Ich hielt Paddys Hand fest in meiner und schloss ebenfalls die Augen. Das piepsen der Geräte, an die Paddy angeschlossen war, war ganz gleichmäßig und irgendwie einschläfernd. Innerhalb weniger Minuten war auch ich eingeschlafen.
Ich wurde davon wach, dass eines der Geräte wie wild piepte. Ich erschrak ziemlich und sprang noch im Halbschlaf von meinem Stuhl. Auch Jimmy sprang auf. Ich schaute zu Paddy und sah, dass er die Augen geöffnet hatte. Er wirkte ziemlich verwirrt und versuchte, sich von den Kabeln zu befreien. „Paddy, lass das", sagte Jimmy und ich griff nach Paddys Händen. Da kam auch schon ein Arzt herein. „Schön, du bist wach." „Wo bin ich? Was ist los?", fragte Paddy verwirrt und versuchte, sich aus meinem Griff zu befreien. „Michael Patrick, du bist zusammengebrochen und warst mehr als zwölf Stunden bewusstlos. Du bist im Krankenhaus. Bitte lass die Kabel und Zugänge, wo sie sind. Du bekommst Infusionen und dein Herzschlag, Puls, Blutdruck und Sauerstoffgehalt im Blut werden mit den Geräten kontrolliert. Der Schlauch in der Nase bleibt auch erstmal noch dort, damit bekommst du Sauerstoff. Jetzt ruh dich noch ein bisschen aus, nachher bekommst du noch etwas zu essen und später machen wir noch ein paar Untersuchungen, um herauszufinden, was mit dir los ist. Deine Brüder können bei dir bleiben. Jetzt muss ich dir aber noch schnell Blut abnehmen", erklärte der Arzt. Erst jetzt schien Paddy wahrzunehmen, dass Jimmy und ich neben ihm standen. Er war sichtlich überfordert, ließ sich protestlos Blut abnehmen und blieb dann ganz ruhig liegen. Er schaute mir in die Augen. „Angelo, bitte bleib bei mir. Ich hab Angst", murmelte er und ich drückte sanft seine Hand. „Angelito, ich lass dich mal kurz mit Paddy allein und rufe die anderen an, damit sie auch vorbei kommen können", sagte Jimmy und verschwand.
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Manchmal kommt alles anders
FanfictionDie Kelly Family tourt gerade durch Deutschland, als sich das Leben aller Mitglieder plötzlich verändert. Paddy rettet seiner Schwester das Leben, doch dies hat dramatische Folgen für ihn. Doch auch für die anderen Familienmitglieder verändert sich...