Manchmal kommt alles anders

Kapitel 55

Clara
Jimmy Kelly hatte mich tatsächlich angesprochen. Ich konnte es nicht fassen und wäre fast in Ohnmacht gefallen, als er sich zu mir gebeugt hatte und gesagt hatte: „kommt nachher zum Bus." Das hätte ich mir nie träumen lassen. Jetzt musste ich nur noch zum Bus kommen und dann konnte ich wirklich ein paar Worte mit dem Jungen wechseln, in den ich seit ein paar Monaten unsterblich verliebt war. Vorausgesetzt, ich fiel dann nicht in Ohnmacht.
Dann war es auch schon so weit. Lisa war ein bisschen unsicher, doch ich schnappte ihre Hand und zog sie mit mir zwischen den Zuschauern hindurch. Unterwegs lief uns noch Maite über den Weg und gab uns Autogramme. Jetzt fehlte mir nur noch John und Jimmy, dann hätte ich von allen Kellys ein Autogramm. Ich zog Lisa weiter zum Bus der Kellys. Dort stand Jimmy herum und schien auf uns zu warten. In der Nähe stand ein leerer Rollstuhl, der Paddy gehörte. Anscheinend war er im Bus. Ich lief mit Lisa zielstrebig auf Jimmy zu. „Da seid ihr ja", empfing er uns. „Paddy hätte sich gerne auch mit euch unterhalten, aber er braucht eine Pause", erklärte er uns dann. „Das macht gar nichts", brachte ich heraus. Plötzlich begann Jimmy, mit mir zu flirten. Lisa stand neben uns und trat nervös von einem Bein aufs andere. Jimmy schien das aber nicht zu merken. Seine Augen waren fest auf mich gerichtet. Nach einer Weile ließ ich mich auf seine flirtversuche ein und beteiligte mich. Jimmy hatte ganz cool getan, aber als ich ebenfalls zu flirten begann, wurde er knallrot und fing an zu stottern. Das war so süß. Anscheinend war Jimmy Kelly wirklich von mir beeindruckt. Und ich auch von ihm. Er war nicht nur so hübsch, sondern auch total nett. Mit jedem Wort, das wir wechselten, verliebte ich mich mehr und mehr in Victor James Kelly. Inzwischen hatte ich sogar vergessen, dass Lisa auch noch da war. Doch plötzlich wurden wir unterbrochen. John kam aus dem Bus. „Jimmy, du sollst nicht ständig flirten, schau lieber, dass du nicht wieder zu spät zur Bühne kommst. Die Damen kannst du direkt mitnehmen und auf dem Weg weiter flirten", sagte er zu Jimmy. Dann wandte er sich an uns. „Möchtet ihr beiden auch noch ein Autogramm von mir? Oder habt ihr nur Augen für Jimmy?" „Nein, gegen ein Autogramm hätte ich wirklich nichts. Dann hätte ich endlich von euch allen ein Autogramm", meinte ich zu ihm. „Na dann, den Wunsch kann ich dir noch schnell erfüllen. Dann müsst ihr aber wirklich zur Bühne. Wir spielen gleich nochmal und ich muss noch Paddy holen", erklärte uns John. Er gab Lisa und mir schnell ein Autogramm und verschwand dann wieder im Bus. „Mädels, wir müssen jetzt wirklich los. Sonst bekomme ich nochmal Ärger mit Kathy, ich bin vorher schon fast zu spät gekommen, aber da war Paddy Schuld. Er hat da so ein Mädchen entdeckt und brauchte dringend den Rat von seinem großen, erfahrenen Bruder", gab Jimmy an. Da musste ich einfach lachen. Jimmys Witze waren definitiv um Längen besser als die von Paddy. „Na hoffentlich konntest du kleiner angeber deinem Bruder helfen", konterte Lisa. „Leider nicht so wirklich. Das Mädchen steht zwar vor mir, aber der Herr Michael Patrick Kelly fehlt. Da müsst ihr wohl beide eure Telefonnummern bei mir lassen, denn ich verrate euch nicht, welche von euch beiden das Objekt der Begierde von Paddy ist. Aber ich kann euch beruhigen, die andere von euch beiden würde auch ich nehmen", flirtete Jimmy weiter. Jetzt ließ er aber wirklich gar nichts mehr anbrennen. Hoffentlich war ich das Objekt, an dem Jimmy Interesse hatte. Lisa konnte Paddy gerne haben, solange ich Jimmy haben konnte. Wir gaben beide unsere Telefonnummern an Jimmy weiter und dann brachte er uns noch vor die Bühne. „Kommt doch nachher nochmal schnell an den Bus, vielleicht klappt es ja dann noch und Paddy kann zu euch kommen", sagte er noch im weglaufen. Dann rannte er los und stand Sekunden später mit seinen Geschwistern auf der Bühne.