Kaputel 8

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Patricia
Paddy hatte mal wieder das reinste Vogelnest auf dem kopf. Der Junge machte mich noch wahnsinnig mit seinen Haaren. Alle schafften es, dass ihre Haare einigermaßen ordentlich waren, aber Paddy schaffte es ständig, dass die Haare komplett verknoteten. Manchmal überlegte ich mir wirklich, ihm die Haare abzuschneiden. Dann wäre dieses Problem endlich erledigt, aber das wollte weder Paddy noch die anderen. Ich seufzte und kämpfte mich weiter durch seine Haare. Zuerst mit der Bürste, danach mit einem dünnen Kamm. Langsam wurde es besser. „Paddy, ich flechte dir die Haare wieder. Und bitte gewöhn dir doch endlich mal an, deine Haare beim schlafen wenigstens zusammenzubinden, würde auch mir eine Menge Arbeit ersparen", sagte ich zu ihm und flocht die Haare. Paddy blieb einfach still sitzen. Er schien ziemlich erschöpft zu sein. Als ich fertig war, kam Joey zu uns und hob Paddy ins Bett. Wahrscheinlich war der Tag heute doch etwas viel für ihn gewesen. Nach Paddy legten sich auch nach und nach die anderen in ihre Betten. Normal teilte ich mir das Bett mit John, aber heute wollte Kathy, dass Sean bei Barby schlief. Maite wollte aber nicht zu Kathy liegen, weil Kathy sie heute schon zwei mal angemotzt hatte. Irgendwas schien meine große Schwester so zu belasten, dass sie ziemlich schlechte Laune hatte. Also entschied ich mich dazu, heute bei Kathy zu schlafen und Maite konnte sich zu John legen.
Als alle in ihren Betten lagen, kehrte sehr schnell Ruhe ein, nur ich konnte noch nicht einschlafen. Da hörte ich, wie Kathy neben mir leise weinte. Sie dachte vermutlich, ich würde auch schlafen. Ich wartete kurz und drehte mich dann zu Kathy um. „Was ist denn los?", fragte ich leise. Kathy schüttelte nur den Kopf und bedeutete mir, ihr nach draußen zu folgen. Wir schlüpften in unsere Schuhe und Jacken und verließen leise den Bus. Draußen suchten wir uns eine Bank und setzten uns. Kathy weinte noch immer. „So jetzt nochmal, was ist los mit dir?", fragte ich erneut. „Irgendwie ist mir alles zu viel. Erst die Sache mit Paddy, dann schreit Sean zur Zeit so viel und heute morgen habe ich mich auch noch mit Vincent gestritten. Er ist wütend, weil ich so wenig Zeit für ihn habe. Ich hab so schrecklich Angst, dass er mich verlässt und Sean dann komplett ohne Vater aufwächst." Ich streichelte Kathy beruhigend über den Rücken. „Kathy, Vincent liebt dich. Und er liebt Sean. Selbst wenn er sich von dir trennt, würde er Sean trotzdem sehen wollen. Am besten wird sein, du telefonierst morgen nochmal mit ihm. Vielleicht kann er ja auch mal eine Weile lang mit uns mitkommen. Dann könntet ihr euch öfter sehen und Sean hätte seinen Vater auch bei sich. Und du könntest Sean dann während den Konzerten bei ihm lassen, damit du dich voll und ganz auf die Auftritte konzentrieren." Kathy atmete tief durch und ich umarmte sie fest. „Und wegen dem schreien, Sean bekommt bestimmt nur Zähne, da darf er auch mal schreien, das hört bestimmt bald wieder auf. Gib ihn doch einfach öfter mal tagsüber Barby, die ist so glücklich, wenn sie sich um Sean kümmern kann, oder Paddy, dann hat der auch eine Aufgabe." Ich schwieg kurz, bevor ich weitersprach. „Um Paddy brauchst du dir glaube ich keine Gedanken machen. Ich hab heute beobachtet, wie Joey und Jimmy sich um ihn kümmern. Die beiden bekommen das schon hin. Und Paddy hat Angelo. Die beiden sind ja unzertrennlich. Paddy wird nicht allein gelassen und er kann mit Angelo über alles reden. Auch wenn es nicht so aussieht, der kleine kapiert ganz schön viel und kann super zuhören. Wir müssen Paddy einfach Zeit geben, für ihn ist das im Moment aucj ziemlich schwer. Auf dem Boot hatte er alles, was er brauchte und konnte sich selbstständig bewegen. Hier im Bus braucht er bei so vielem Hilfe und ich glaube, ihm ist manches ziemlich peinlich, vor allem wenn wir Mädchen das mitbekommen. Da ist es wohl besser, es unseren beiden Chaoten zu überlassen, sich um Paddy zu kümmern. Von mir aus auch noch John, damit nicht alles im Chaos versinkt, was ja bei den beiden Spezialisten gerne mal passiert." Jetzt musste Kathy lachen. Sie blickte mich an und lachte und weinte gleichzeitig. „Da hast du wohl recht. Wir müssen nicht alles mitbekommen, was die Jungs so beschäftigt. Und am besten wird es wirklich sein, wenn sich die beiden um Paddy kümmern, John aber ein Auge darauf hat. Wer weiß, was da sonst so alles schiefgeht. Die beiden sind ja schon ziemlich chaotisch, aber Paddy ist auch nicht ohne. Mit dem werden wir wohl sowieso noch unseren Spaß haben. Wir können nur hoffen, dass Angelo da eher wie John wird. Drei solche Typen reichen völlig", meinte sie und wischte sich die Tränen ab. Ich suchte in meiner Tasche nach einem Tempo und gab es Kathy. Sie putzte sich die Nase. „Alles wieder gut?", wollte ich von ihr wissen. „Ja, es geht wieder. Ich glaube, morgen telefoniere ich erst nochmal mit Vincent und danach müssen wir beiden shoppen gehen. Nur wir zwei und Sean bleibt bei Barby. Den Rest können wir mal eine Weile ihrem Schicksal überlassen, Barby und John sind ja da", antwortete Kathy. „Und jetzt gehen wir zurück zum Bus, so langsam wird es kalt hier draußen." ich nickte und hakte mich bei Kathy unter. Zusammen machten wir uns auf den Weg zum Bus. Dort legten wir uns ins Bett und Kathy drückte mich nochmal fest. „Danke. Für alles, kleine Schwester", flüsterte sie und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann ließ sie mich los, drehte sich um und war kurz darauf eingeschlafen. Auch ich schlief wenig später ein. Am Rande bekam ich noch mit, wie sich im Bett von Paddy und Angelo etwas bewegte, geflüstert wurde und jemand den Bus verließ. Vermutlich musste Angelo aufs Klo und hatte beim aufstehen Paddy beim aufstehen geweckt. Ich dachte mir nichts weiter und dank kurz darauf in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Manchmal kommt alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt