Paddy
Heute ging es mir richtig gut. Die Beatmung schien doch nicht so schlecht zu sein. Es war zwar am Anfang ziemlich unangenehm gewesen, aber nachdem ich erstmal eingeschlafen war, hatte ich so tief geschlafen wie lange nicht mehr. Ich hatte mich auch richtig erholt gefühlt, als ich wieder aufgewacht war. Außerdem bekam ich viel besser Luft und brauchte den Sauerstoff kaum. Jetzt hatte ich den Schlauch zwar in der Nase, das Gerät aber ausgeschaltet. So konnte ich es schnell einschalten, wenn ich keine Luft mehr bekam. Ich hatte die Hoffnung, dass ich das bald nicht mehr machen musste und den Sauerstoff vielleicht auch gar nicht mehr brauchte. Aber das würde sich erst in ein paar Wochen zeigen, wenn ich den nächsten Termin bei Dr Verreet hatte. Jetzt verkaufte ich erstmal wieder mit Barby ihre Bilder. Heute hatte sie sehr viele verschiedene Bilder dabei. Der Verkauf lief aber nicht so gut wie sonst. Hier schienen die Leute komischerweise kein Interesse an den Bildern zu haben. „Mach dir nichts draus. Morgen läuft der Verkauf bestimmt wieder besser", versuchte ich, Barby aufzumuntern. „Hoffentlich", meinte sie leicht traurig. Bald darauf gab sie endgültig auf und wir packten alles zusammen. „Gib mir die Sachen, dann kannst du mich schieben", schlug ich vor und Barby war einverstanden. Ich stapelte die Bilder und die Decke auf meinem Schoß und Barby schob mich zum Bus. Dort wartete ich draußen, bis John kam, um mich in den Bus zu bringen. Maite hatte bereits Klamotten für uns herausgelegt und ich zog mir ein anderes Oberteil an. Meine Jeans ließ ich heute mal an. Auch wickelte ich noch keine Decke um meine Beine, das wollte ich erst am Abend machen. „Kathy, ich möchte heute das ganze Konzert auf die Bühne, wenn ich e schaffe. Aber auf jeden Fall möchte ich gleich am Anfang mit auf die Bühne. Mir geht es richtig gut heute und ich fühle mich auch total fit", bettelte ich meine große Schwester an, die schließlich auch zustimmte. Ich ließ mich von ihr zur Bühne schieben. Den Sauerstoff hatte ich ausgeschaltet und wollte das auch erstmal so lassen. Ich war ziemlich nervös, denn das war heute das erste mal, dass ich wieder länger auf die Bühne wollte, seit ich den Sauerstoff brauchte. Hoffentlich ging alles gut.
Aber meine Sorgen waren unbegründet gewesen, denn alles klappte super. Ich hielt dann sogar das ganze Konzert durch und die ersten vier Songs brauchte ich nichtmal den Sauerstoff. Danach schaltete ich ihn auch nur deshalb an, weil ich ja das zweite Konzert auch noch schaffen wollte.
Es kam dann auch so, dass ich das zweite Konzert ebenfalls komplett auf der Bühne war. Aber immer wieder musste ich mich in den Hintergrund zurückziehen, weil es so langsam doch etwas viel für mich wurde. Aber aufgeben und von der Bühne runter wollte ich auf gar keinen Fall.
Nach dem zweiten Konzert war ich dann so erschöpft, dass mich John direkt zum Bus schob und drinnen in meinen Sitz verfrachtete. Maite war uns gefolgt und kümmerte sich jetzt darum, dass wir alle noch was aßen. Sie wirbelte voller Energie durch die Küche. „Maite, kannst du mich bitte anschnallen, ich hab kaum noch Kraft", bat ich sie und Maite kam zu mir und schnallte mich an. Seit ich im Krankenhaus gewesen war, saß der Gurt ziemlich eng, weil ich zugenommen hatte und ich konnte mich keinen Millimeter nach vorne bewegen. Nur meine Arme und den Kopf konnte ich noch bewegen. Aber im Moment war mir das egal.
Ich aß noch schnell mit meinen Geschwistern, wollte dann aber ins Bett. Auch Angelo war total müde und kam mit nach oben. Joey half mir beim umziehen und dann gab mir Angelo die Maske für die Beatmung. „Angelito, kannst du bitte noch eine Flasche Wasser holen? Ich muss morgen früh direkt was trinken, wenn die Beatmung weg ist", bat ich ihn noch. Angelo lief sofort nach unten und kam gleich mit zwei Flaschen zurück. „Hier, das reicht dann auch noch für übermorgen", mit diesen Worten stellte er die Flaschen neben unser Bett, sodass ich gut herankam. Dann kletterte er über mich drüber und ich musste jetzt die Maske aufsetzten, denn so langsam war ich wirklich fertig und hatte auch keine Idee mehr, wie ich noch Zeit schinden konnte. Also setzte ich die Maske auf und Joey zog sie nochmal enger. Irgendwie hatte sich einer der beiden Gurte ein bisschen gelöst, mit dem die Maske hinter meinem Kopf befestigt war. Dr Verreet hatte aber gesagt, dass die Maske immer ganz eng anliegen musste, damit die Beatmung richtig funktionierte. Das war zwar ein bisschen unangenehm, aber eben notwendig. Dann schaltete Joey das Gerät an und direkt wurde Luft in meine Lunge gepresst. Es kostete mich jedes Mal Überwindung, nicht mehr selbst zu atmen, sondern das der Maschine zu überlassen. Und es war auch ein komisches Gefühl, einfach nicht zu atmen, obwohl ich es ja konnte. Aber nicht mal das störte mich heute noch wirklich. Ich war so erschöpft, dass ich direkt einschlief.
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Manchmal kommt alles anders
FanfictionDie Kelly Family tourt gerade durch Deutschland, als sich das Leben aller Mitglieder plötzlich verändert. Paddy rettet seiner Schwester das Leben, doch dies hat dramatische Folgen für ihn. Doch auch für die anderen Familienmitglieder verändert sich...