Kapitel 24

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Jimmy
Ich merkte, dass es Paddy immer schlechter ging und legte ihm meine Hand auf die Schulter. Plötzlich sackte er nach vorne. „Paddy!", rief ich erschrocken und trat vor ihn. Paddy reagierte nicht. Er hing mit dem Oberkörper nach vorne und seine Haare berührten den Boden. Ich versuchte, Paddy aufzurichten, doch er war ganz schlapp. Ich bekam so langsam Panik, denn die anderen waren nicht In Rufweite. Irgendwie schaffte ich es dann, Paddy loszuschnallen und in den Bus zu tragen. Noch immer bewegte er sich nicht. Ich legte Paddy behutsam auf seinem Bett ab. Da sah ich, dass er ganz bleich war und seine Lippen bläulich. Schnell deckte ich ihn zu und überlegte verzweifelt, was ich tun sollte. Da hörte ich, wie jemand den Bus betrat. „Paddy, Jimmy, ich mache was zum Essen", rief Maite. „Maite, komm sofort rauf. Paddy ist zusammengebrochen", schrie ich leicht panisch. Sofort rannte Maite zu uns. „Jimmy, Paddy muss ins Krankenhaus. Lauf du schnell zu den anderen und sag ihnen was los ist. Dann läufst du zu einer Telefonzelle und rufst einen Krankenwagen. Ich bleibe hier bei Paddy", befahl Maite ganz ruhig. Sie wirkte aber nur so ruhig, ich konnte sehen, wie ihre Hände zitterten. „Mach ich. Maite, wir schaffen das", sagte ich zu ihr, drückte sie kurz und rannte dann davon. Ich lief so schnell ich konnte Richtung Bühne. Unterwegs kam mir Patricia entgegen mit Sean auf dem Arm. „Tricia, Paddy ist zusammengebrochen. Ich rufe einen Krankenwagen. Sag du den anderen Bescheid, Maite ist bei ihm im Bus", brüllte ich ihr entgegen und rannte sofort weiter auf der Suche nach einer Telefonzelle. Ich nahm gerade noch wahr, wie Patricia Sean an sich drückte, schluchzte und losrannte. Ich fand zum Glück schnell eine Telefonzelle und wählte den Notruf. „Jimmy Kelly", meldete ich mich. Die Frau am andere Ende wollten wissen, was los war. „Mein Bruder ist ohnmächtig geworden und kommt nicht mehr zu sich. Bitte schicken Sie schnell einen Krankenwagen. Wir sind auf dem Campingplatz. Ein roter Doppeldecker-Bus", ratterte ich herunter. „Beruhigen Sie sich, Herr Kelly. Ich schicke jemanden. Sie stellen sich am besten an den Eingang vom Campingplatz, dann können Sie die Kollegen zu Ihrem Bus bringen", sagte die Frau und legte dann auf. Ich rannte sofort weiter. Am Eingang vom Campingplatz blieb ich zitternd stehen. Ich merkte, dass mir auch schwindelig war und ich ließ mich ins Gras fallen. Eine gefühlte Ewigkeit später hörte ich eine Sirene in der Ferne und sprang wieder auf. Die Sirene kam näher und schließlich hielt ein Krankenwagen neben mir. Ich musste einsteigen und dem Fahrer den Weg zeigen. Am Bus sprangen zwei Sanitäter hinten aus dem Wagen und ich folgte ihnen in den Bus. Meine Geschwister waren anscheinend alle oben bei Paddy. Ich rannte ebenfalls nach oben. Kathy, Maite, Barby und Patricia weinten. Angelo saß völlig apathisch auf einem der Betten und hielt Sean im Arm. John saß bei Paddy auf dem Bett und Joey lehnte bleich an der Wand. „Alle mal bitte aus dem Weg", kommandierte ein Sanitäter. Wir mussten also alle nach unten gehen, doch mich und Angelo hielt der zweite Sanitäter zurück. „Du kannst hier bei deinem großen Bruder bleiben", sagte er an Angelo gewandt. Dann stellte er mir einige Fragen dazu, wie es Paddy in den letzten Tagen gegangen war. Ich beantwortete alles. Angelo saß zitternd und mit großen Augen auf dem Boden neben Paddys Bett. Die beiden Sanitäter untersuchten Paddy kurz und holten dann eine trage. „Er muss auf jeden Fall ins Krankenhaus. Einer von euch kann bei uns mitfahren im Krankenwagen", sagte der eine Sanitäter. Ich schob Angelo zu ihm hin. „Angelo sollte mitfahren. Er ist nicht nur Paddys Bruder, sondern auch sein bester Freund." Der Sanitäter nickte und schon wurde Paddy zum Krankenwagen gebracht. Er lag völlig bewegungslos auf der trage. Der Krankenwagen fuhr mit Blaulicht davon und wir folgten mit dem Bus. John fuhr. Patricia und Kathy hatten sich inzwischen beruhigt. Auch Maite weinte nicht mehr. Nur Barby schluchzte noch immer schrecklich. Joey hatte sie halb auf seinem Schoß liegen und redete beruhigend auf sie ein. Bald waren wir im Krankenhaus angekommen. Wir stürmten alle zusammen zum Empfang. „Wir müssen sofort zu Michael Patrick Kelly. Er wurde eben eingeliefert. Wir sind seine Geschwister", sagte Joey zu der Dame am Empfang. Die sah uns ziemlich verwirrt an. „So viele?", fragte sie dann. Wir nickten alle und sie seufzte. „Na gut. Dann ab in die Notaufnahme mit euch." Wir stürmten weiter. In der Notaufnahme wurde uns dann gesagt, dass Paddy bereits auf ein Zimmer gebracht worden war und noch nicht ansprechbar war. Uns wurde die zimmernummer gesagt und wieder liefen wir alle zusammen durch die Flure des Krankenhauses. Vor besagtem Zimmer saß ein weinender Angelo auf dem Boden. „Paddy ist da drin und ich darf nicht rein", schluchzte er. Ich setzte mich zu Angelo. „Angelito, die wollen Paddy doch untersuchen. Nachher können wir alle zu ihm. Aber jetzt brauchen die Ärzte kurz ihre Ruhe. Du möchtest doch auch, dass sie Paddy helfen können" Angelo nickte und weinte stumm weiter. Auch Barby weinte wieder. Maite dagegen war ganz tapfer und ich war sehr stolz auf sie. Sie hielt Barby im Arm und redete beruhigend auf sie ein. Da öffnete sich die Tür von dem Zimmer und ein Arzt kam heraus. „ Sind Sie alles Angehörige?", fragte er und wir nickten. „Na dann, Michael Patrick ist nach wie vor bewusstlos. Vermutlich war irgendetwas zu viel für seinen Körper. Er muss jetzt erstmal wieder zu sich kommen, dann können wir ihn genauer untersuchen", erklärte uns der Arzt. „Wenn Sie wollen, können jetzt zwei von Ihnen zu ihm. Mehr dürfen heute nicht mehr zu ihm, er muss sich schlueßlich ausruhen. Morgen dürfen dann alle zu ihm." Der Arzt verschwand. „Kathy, am besten du gehst zu Paddy. Und Angelo", schlug ich vor. Kathy nickte und nahm Angelo an die Hand. Gemeinsam öffneten sie die Tür und traten ein. Wir anderen blieben auf dem Boden vor dem Zimmer sitzen und warteten.

Manchmal kommt alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt