Kapitel 44

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Drei Tage später
Paddy
Heute war der Tag der Operation. Ich hatte die Nacht über kaum geschlafen vor Angst. Dazu kam, sodass ich schrecklich Hunger hatte, aber seit gestern Nachmittag nichts mehr hatte essen dürfen. Jetzt saß ich mit Kathy, John und Angelo im Auto auf dem Weg ins Krankenhaus. Die anderen waren bei Papa auf dem Boot geblieben. Angelo drückte die ganze Fahrt über meine Hand, um mich zu beruhigen. Es tat gut, dass er bei mir war. Als wir angekommen waren, half mir John in den Rollstuhl und Angelo nahm die Tasche mit meinen Sachen für die Nacht. Dann gingen wir alle zusammen nach drinnen und wurden direkt zu Dr. Verreet gebracht. „Paddy, du wirst direkt für die Operation fertig gemacht. Deine Geschwister bringen deine Sachen in dein Zimmer und können dann bei dir bleiben, bis die Operation beginnt. Wenn du aufwachst, werden sie auch bei dir sein", erklärte mir Dr Verreet. Ich nickte und ließ mir von ihm auf ein Bett helfen. Dann musste ich ein Nachthemd anziehen, das hinten offen war und mir wurde ein Zugang gelegt. Inzwischen waren Angelo, John und Kathy wieder bei mir. Kathy hielt meine Hand. „So, gleich kann es losgehen. Du bekommst während der Operation eine Beatmung. Normal wird die im Aufwachraum direkt entfernt, aber du wirst sie behalten, bis du ganz wach bist, weil wir nicht wissen, wie deine Lunge unter Narkose mitmacht. Du brauchst also gar keine Angst haben, Dir passiert nichts", beruhigte mich eine Krankenschwester. Dann musste ich den Sauerstoff abnehmen und konnte mich noch kurz von meinen Geschwistern verabschieden. Anschließend bekam ich die Maske für die Beatmung aufgesetzt und mir wurde das Narkosemittel verabreicht. Sekunden später war ich weg.
Ich kam langsam zu mir. Jemand hielt meine Hand und etwas piepste. Ich merkte auch, dass ich noch an der Beatmung hing. Krampfhaft versuchte ich, meine Augen zu öffnen und das piepsen wurde schneller. Meine Hand wurde fest gedrückt und endlich bekam ich die Augen auf. Angelo und Kathy beugten sich über mich. „Paddy, du hast es geschafft", freute sich Angelo. „Hast du schmerzen?", wollte Kathy wissen und ich schüttelte noch leicht benommen den Kopf. Kathy streichelte mir sanft über die Haare und verschwand dann kurz. Gleich darauf stand Dr Verreet im Raum und kam zu mir. „Die Operation ist gut verlaufen. Der Kanal in deinem Rückenmark ist erweitert. Jetzt dauert es aber ein paar Tage, bis sich dein Rückenmark von der Operation erholt hat. Du hast ein Pflaster am Rücken, dort wo die Operation war. Aber vermutlich wird keine Narbe bleiben. Ich lasse dich noch eine Weile an der Beatmung, dann kannst du dich noch in Ruhe von der Narkose erholen. In ein bis zwei Stunden kannst du dann in dein Zimmer und ich mache dir die Beatmung ab", erklärte er. Er sagte noch mehr, aber das kam nicht bei mir an. Mein Kopf war noch nicht in der Lage, alles zu verarbeiten, was mir gesagt wurde. Kaum dass der Arzt weg war, schlief ich auch nochmal ein.
Nach einer Weile würde ich wieder geweckt. „Paddy, bist du bereit, um die Beatmung loszuwerden?", fragte Dr Verreet und ich nickte. Sofort wurde das Gerät abgeschaltet und er nahm mir die Maske ab. Ich keuchte kurz auf, bekam aber sofort Sauerstoff und konnte damit auch wieder fast normal atmen, auch wenn es noch ziemlich anstrengend war. Dann wurde mein Bett in ein Zimmer geschoben und meine Geschwister folgten. In dem Zimmer stand ein zweites Bett und mein Rollstuhl. Außerdem gab es einen Tisch und drei Stühle. Mein Bett wurde an eine Wand geschoben und das sauerstoffgerät an die Steckdose gestöpselt. Meine Geschwister holten sich Stühle und setzten sich zu mir. „Paddy, Angelo wird heute Nacht bei dir bleiben, Kathy und ich fahren bald zu den anderen", informierte mich John und ich nickte. Dann kam eine Krankenschwester herein. „Michael Patrick, möchtest du etwas essen und trinken?", fragte sie und ich nickte wieder. Keine zwei Minuten später hatte ich ein Tablett vor mir und mein Bett wurde aufgerichtet. Dabei wurde mir schwindelig und übel. „Ich muss kotzen", brachte ich gerade noch heraus, dann war es auch schon zu spät. Ich hatte die Bettdecke erwischt, aber immerhin war mir jetzt nicht mehr schlecht. „Da hat wohl jemand die Narkose nicht so gut vertragen. Aber das ist nicht schlimm und passier öfter. Ich beziehe dir dein Bett frisch, danach kannst du versuchen, ob du was essen kannst", meinte die Krankenschwester. John hob mich aus dem Bett und auf das andere Bett. Dort blieb ich ein paar Minuten liegen, bis mein eigenes Bett soweit war und John mich wieder hineinlegte. Die Krankenschwester richtete das Kopfteil wieder auf, aber langsamer. Mir wurde wieder leicht schwindelig, aber nicht mehr übel. Das beruhigte die Krankenschwester und sie ließ uns allein. John und Kathy gingen ebenfalls und Angelo setzte sich zu mir aufs Bett. Vorsichtig knabberte ich an dem Brot und trank ein bisschen was. Dann merkte ich, dass ich völlig erschöpft war und bat Angelo, das Bett wieder herunterzuklappen. Ich schlief direkt wieder ein.

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