Kapitel 11

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Paddy
Angelo schob mich ganz schnell in Richtung Bus und ich, er und Sean lachten und kreischten. Es tat so gut, mit meinem kleinen Bruder Zeit zu verbringen. Mit ihm konnte man so viel Spaß haben und lachen. Plötzlich tauchten Jimmy, Joey und John neben uns auf und wir lieferten uns ein Wettrennen. Angelo konnte aber nicht mithalten und wir mussten uns geschlagen geben. Vor dem Bus ließen sich die vier auf die Wiese fallen. Ich saß mit Sean auf dem Schoß da und hielt den kleinen fest. Mir kamen mal wieder fast die Tränen. Es war so gemein, dass ich zusehen musste, wie sich meine Brüder balgten. Da sprang Joey plötzlich auf und nahm mir Sean ab. Er setzte ihn auf den Boden und kam dann zu mir zurück. Joey schnallte mich los und warf mich über seine Schulter. Dann rannte er zu den anderen zurück und warf mich mehr oder weniger auf John. Der kitzelte mich sofort durch und ich begann, mich zu wehren. Angelo kam mir zu Hilfe. Bald rauften wir alle fünf ziemlich wild. Wir wälzten uns lachend über den Boden, bis sich plötzlich Beine in mein Blickfeld schoben. „Da seid ihr ja", sagte Barby. Wir blickten zu ihr hoch. „Ihr habt es ja lustig, obwohl ihr das nach vorhin definitiv nicht verdient habt. Kathy und Tricia sind übrigens in die Stadt, Kathy will mit Vincent telefonieren und dann wollen die beiden shoppen gehen. Ich nehme Sean mal mit, der darf nämlich heute bei mir bleiben. Wenn ihr hier fertig seid, könnt ihr ja kommen, ich habe Brot gebacken", meinte sie und verschwand mit Sean. Wir lagen schwer atmend auf dem Rücken und warteten erst mal ab. „Kathy scheint dann wohl Ärger mit Vincent zu haben, das erklärt einiges. Hoffentlich ist das bis heute Abend geklärt und die Auszeit mit Tricia tut ihr gut", sagte John irgendwann. Ich nickte und stützte mich auf die Ellbogen. „Ich hätte so langsam Hunger", sagte Angelo und stand auf. Die anderen folgten und Jimmy hob mich hoch. Er setzte mich in den Rollstuhl und ich folgte den anderen zum Bus. Da heute das Wetter noch ziemlich warm war, beschlossen wir, draußen zu essen. Joey und John holten alles nach draußen und Angelo breitete eine Decke aus. „Angelo, da kann ich aber nicht sitzen", meinte ich. Er schaute auf und zupfte nachdenklich an seiner Lippe. Dann schaute er sich um, schnappte die Decke und rannte zu einem Baum. „Hier kannst du sitzen", er deutete auf den Baum. „Mal sehen, wir können es ja probieren", antwortete ich. Inzwischen kamen die anderen mit dem Essen und Jimmy setzte mich an den Baum. Ich brauchte kurz, bis ich mein Gleichgewicht gefunden hatte, aber Jimmy saß direkt neben mir und hielt mir seinen Arm hin. „Keine Angst, ich halte dich fest, wenn du kippst." Ich nickte. Antworten konnte ich nicht, weil ich mich doch ziemlich auf das sitzen konzentrieren musste. Angelo merkte das sofort und machte mir ein Brot. Ich nahm es entgegen und begann sofort zu essen. Das frische Brot schmeckte wunderbar. Ich aß insgesamt drei Scheiben Brot, dann war ich satt. Angelo verdrückte sogar vier Scheiben. John verschwand kurz und kam dann mit einer thermoskanne und vier Tassen zurück. „Hier, Barby hat uns noch Kaffee gemacht." Er schenkte ein und verteilte die Tassen. Nur Angelo bekam keine. „Du bekommst noch keinen Kaffee, sonst drehst du ja völlig durch", meinte John grinsend und gab Angelo eine sanfte Kopfnuss. „Hey, Papa sagt immer, wir dürfen uns nicht hauen", protestierte der kleine sofort und schaute John gespielt wütend an. Das sah so lustig aus, wie er seine Unterlippe nach vorne schob und mit großen Augen unter den blonden, wirren Haaren hervorschaute. Ich konnte nicht anders und musste einfach lachen. Jimmy und Joey ging es ähnlich. John musste ebenfalls grinsen und Angelo bemühte sich, sein grinsen zu unterdrücken. Dann sprang er auf und jagte John. Er hatte aber keine Chance und Joey sprang auf, um ihm zu helfen. Jimmy schnappte mich und rannte ebenfalls hinterher. John war nicht weit gekommen und lag ein paar Meter weiter im Gras. Angelo und Joey lagen auf ihm. „Die drei haben wir", flüsterte Jimmy und warf sich gemeinsam mit mir auf die drei. Sofort ging das raufen wieder los. Wir lachten und brüllten ziemlich laut, sodass schon Leute schauten. Deshalb mussten wir nur noch mehr lachen und wurden immer wilder. Ich wurde so langsam mutiger und warf mich immer öfter mit dem Oberkörper auf einen meiner Brüder. Irgendwann waren wir alle total aus der Puste und lagen schnaufend übereinander. „Puh", stöhnte John und kämpfte sich unter uns heraus. Er streckte und schüttelte sich, wobei Gras aus seinen Haaren rieselte. Ich musste schon wieder lachen. „Ihr seht auch nicht besser aus", meinte John und lachte ebenfalls. Nach und nach erhoben sich auch die anderen und Joey warf mich über seine Schulter. Wir rannten zurück zu unserer Decke. „Ich geh mit Paddy schon mal vor, ihr bringt am besten alles mit", meinte Joey und rannte mit mir weiter. Ich hüpfte auf seinem Rücken auf und ab und meine Haare wehten hinter mir her. Am Bus angekommen trug Joey mich direkt nach drinnen und zu meinem Sitz. Die anderen kamen auch an und setzten sich zu uns. „Ihr seht ganz schön wild aus und so langsam solltet ihr euch mal anziehen, ihr seid ja noch alle im Schlafanzug", lachte Maite, die gerade irgendwas in der Küche werkelte. Wir mussten schon wieder lachen. Jimmy rannte nach oben und kam mit unseren Haarbürsten zurück. „Ich finde, wir können heute mal im Schlafanzug bleiben, nachher müssen wir uns sowieso wieder umziehen", beschloss er. Dann begann er, mir das Gras aus den Haaren zu zupften. „Angelo komm her", sagte ich und tat das selbe bei meinem kleinen Bruder. John und Joey zupften einander ebenfalls das Gras aus den Haaren. Danach kämmte Barby uns allen die Haare und flocht uns allen einen Zopf. Angelo rannte nochmal nach oben und holte meine Gitarre. So saßen wir bis zum Mittagessen zusammen und machten gemeinsam Musik.

Manchmal kommt alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt