Joey
Angelo machte mir ziemliche Sorgen. Der kleine war vorhin einfach umgefallen, als er aufstehen wollte. Hoffentlich sank das Fieber, sonst müssten wir mit ihm noch zum Arzt. Ich vermutete aber, dass Angelo gar nicht wirklich krank war, sondern dass das Fieber einfach davon kam, dass es ihm psychisch nicht gut ging. Aber das sagte ich erstmal niemandem. Ich wollte erst Paddy fragen, ob ihm Angelo in den letzten Tagen etwas erzählt hatte.
Doch nach dem Konzert war dazu keine Zeit. Paddy wollte sofort zurück zu Angelo weil er ihm versprochen hatte, ihn nicht lange allein zu lassen. Ich beschloss, mich unauffällig in der Nähe der beiden aufzuhalten um vielleicht mitzubekommen, was mit Angelo los war. Ich setzte mich auf mein Bett und nahm meine Gitarre. Ich tat so, als würde ich einen Song ausprobieren wollen und klimperte irgendwelche Akkorde. Dabei beobachtete ich Angelo und Paddy. Angelo lag in seinem Bett und hatte wohl noch immer hohes Fieber. Seine Wangen waren knallrot und er schien ganz verschwitzt zu sein. Paddy saß auf dem Boden vor dem Bett und strich Angelo immer mal wieder über den Arm. Aber der kleine schien das gar nicht richtig mitzubekommen. Paddy hatte sich inzwischen selbst an die Beatmung angeschlossen, was er noch nie selbst getan hatte. Aber er hatte wohl nicht gemerkt, dass ich oben saß. Irgendwann kam Kathy herauf. Sie legte Paddy sein Mittagessen hin und kontrollierte dann Angelos Temperatur. Anscheinend hatte er noch immer sehr hohes Fieber, denn Kathy ging nochmal nach unten und kam kurz darauf mit nassen Handtüchern zurück. Sie machte Angelo frische Wadenwickel. Nachdem sie ihn zugedeckt hatte, zitterte Angelo plötzlich total. Paddy schaute sofort besorgt zu ihm. „Paddy, Angelo hat nur Schüttelfrost. Ich hole ihm nochmal eine Decke. Du musst dir keine Sorgen machen", beruhigte ihn Kathy. Dann holte sie mehrere decken und wickelte Angelo darin ein. Dieser wurde nicht mal richtig wach, sondern blinzelte nur kurz. Paddy blieb auf dem Boden sitzen und begann jetzt, sich die Nahrung zu sondieren. Ich beobachtete, wie sicher er das nach den paar Tagen schon machte, die er über die Sonde ernährt wurde und war sehr stolz auf meinen kleinen Bruder. Da wachte Angelo plötzlich mehr oder weniger auf und schrie. Zuerst brüllte der kleine nur, dann wurde er richtig panisch. „Paddy! Paddy, wo bist du? Lass mich nicht allein. Bitte Paddy, ich brauche dich doch. Bleib bei mir!" Erschrocken ließ Paddy die Spritze fallen, die er gerade in der Hand gehabt hatte. Das gab natürlich eine ziemliche sauerei. Ich sprang sofort auf und zu den beiden. Paddy kämpfte inzwischen mit der Beatmung und Angelo schrie immer noch nach ihm. Ich half Paddy und schaltete die Beatmung aus. Dann verschloss ich noch schnell den Schlauch von der Sonde, damit drin blieb was drin war und die sauerei nicht noch größer wurde. Paddy griff nach Angelos Hand. „Angelito, ich bin doch da. Ich war die ganze Zeit hier an deinem Bett. Ich war nur an der Beatmung und konnte nicht sofort antworten. Aber ich lasse dich doch nicht alleine. Angelito, schau mich an", versuchte Paddy. Angelo zu beruhigen. Jetzt nahm Angelo endlich Paddy wahr und hörte auf zu schreien. Dafür weinte er jetzt. „Paddy, du warst doch gerade weg. Du bist einfach gegangen und hast gesagt du kommst nie wieder", schluchzte Angelo. „Das war nur ein Traum, kleiner Engel. Ich würde nie einfach so gehen. Beruhig dich. Ich bleibe bei dir, versprochen", redete Paddy ganz ruhig weiter. Angelo schluchzte noch immer laut. Paddy zog sich aufs Bett und nahm Angelo ganz fest in den Arm. „Kleiner, du hast Fieber und schlecht geträumt. Schlaf nochmal ein bisschen. Ich bleibe bis zum nächsten Konzert bei dir. Während dem Konzert kommt Kathy zu dir und danach bin ich sofort wieder da. Das verspreche ich dir. Ich lasse dich jetzt aber gleich wieder los. Ich muss an die Beatmung und essen muss ich auch, aber ich setzte mich nur neben dein Bett", flüsterte Paddy und streichelte Angelo über die Haare, bis dieser wieder einschlief. Angelo krallte sich an Paddy fest. So konnte Paddy nicht mehr aus dem Bett heraus. Ich ging vor ihm in die Hocke. „Paddy, ich geb dir die Beatmung und den Rest von der Nahrung, dann kannst du bei Angelo liegen bleiben", flüsterte ich ihm zu. Paddy nickte. Zuerst gab ich ihm die Maske und dann sondierte ich ihm den Rest der Nahrung und reinigte die Sonde. Anschließend holte ich ein Tuch und wischte die sauerei weg, die Paddy vorher produziert hatte. Angelo schlief jetzt wieder tief und fest und jammerte immer wieder im Schlaf. Aus seinen geschlossenen Augen lösten sich immer wieder einzelne Tränen, die Paddy ihm sanft abwischte. Jetzt hatte ich den Verdacht, dass Angelo wirklich große Angst davor hatte, Paddy zu verlieren. Ich nahm auch an, dass er deshalb auch so hohes Fieber hatte. Hoffentlich bekam er das wieder in den Griff. Trotzdem musste ich heute Abend unbedingt Kathy auf das Problem ansprechen. Wir müssten dringend etwas tun, so konnte es nicht weitergehen. Paddy brauchte auch die Chance, allein etwas tun zu können, ohne dass Angelo an ihm hing oder halb durchdrehte, wenn Paddy nicht in seiner Nähe war.
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Manchmal kommt alles anders
FanfictionDie Kelly Family tourt gerade durch Deutschland, als sich das Leben aller Mitglieder plötzlich verändert. Paddy rettet seiner Schwester das Leben, doch dies hat dramatische Folgen für ihn. Doch auch für die anderen Familienmitglieder verändert sich...