Kapitel 29

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Joey
Paddy saß aufrecht und blass in seinem Bett und strahlte uns an. „Schön, dass ihr beiden da seid", freute er sich. Jimmy stellte die beiden Taschen mitten im Raum ab und ich schob den Rollstuhl neben Paddys Bett. „Jetzt kannst du allein aus dem Bett, wenn du möchtest", sagte ich. „Naja allein wird das nicht wirklich was. Ich brauch jemand, der das hier hinter mir herträgt", er deutete auf den Infusionsständer und das Gerät für den Sauerstoff, welches neben seinem Bett stand. „Wie lange brauchst du das Zeug eigentlich noch?", fragte Jimmy neugierig. „Bis ich hier raus darf, beziehungsweise darf ich dann hier raus, wenn ich den Sauerstoff nicht mehr brauche. Die Infusionen bekomme ich bis zur Entlassung, die sollen mich ein bisschen aufpäppeln", erklärte er. Ich nickte und packte die eine Tasche aus. Darin war hauptsächlich essen. Maite hatte beschlossen, dass Paddy viel essen musste. Sie hatte Pizza gemacht und Kuchen gebacken. Beides hatten wir mitnehmen müssen und zusätzlich noch ein paar Tafeln Schokolade, die mir Angelo heimlich gegeben hatte. Unterwegs hatten wir noch Cola organisiert. So ein paar Kalorien konnten Paddy wirklich nicht schaden und laut Angelo hatte er wieder viel mehr Hunger, seit er die komischen Tabletten nicht mehr nehmen musste. Ich stellte alles auf den Nachttisch und Paddy bekam leuchtende Augen. „Das gibt es aber erst später, du bekommst ja bald Abendessen und wenn du das nicht isst, machen sich die Ärzte bestimmt sorgen", sagte ich zu Paddy, als es auch schon an der Tür klopfte und eine Krankenschwester das Essen für Paddy brachte. „Bitteschön, guten Appetit", sagte sie und überprüfte noch schnell die Infusion und den Sauerstoff, an welchem sie etwas verstellte und Paddy sofort große Augen bekam. „Keine Panik, du bekommst jetzt nur mal zur Probe weniger Sauerstoff. Im zwei Stunden komme ich nochmal, da brauchst du noch eine neue Infusion für die Nacht und dann gibt es auch nochmal ein bisschen mehr Sauerstoff, damit du dich nachts besser erholen kannst", erklärte sie und verschwand. „Alles in Ordnung?", erkundigte sich Jimmy besorgt und Paddy nickte. Ich schob ihm den Nachttisch hin und er schaute ziemlich missmutig auf die drei Scheiben Brot mit Käse. „Na toll, das gab es heute morgen auch schon", bescherte er sich. „Jetzt essen wir einfach jeder eine Scheibe und danach gibt es Pizza", beschloss ich und nahm mir ein Brot. Auch Jimmy nahm eine Scheibe und schließlich auch Paddy. Er verdrückte in rasender Geschwindigkeit das Brot, ein halbes Blech Pizza und zwei Stücke Kuchen. Endlich langte er mal wieder so richtig zu. Außerdem trank er fast eine Flasche Cola allein. Damit übertraf er sogar Angelo, der normal der verfressendste von uns war. „Gibt es die Schokolade jetzt oder später?", wollte er dann tatsächlich noch wissen. „Später, wenn ich jetzt noch was esse, wird mir schlecht", stöhnte ich und Paddy musste laut lachen. Das ging aber nur kurz so, weil er dann nach Luft schnappte. „Paddy, durch die Nase atmen", befahl ich ihm. Paddy sog panisch die Luft durch die Nase ein und wurde langsam wieder ruhiger. „Irgendwie klappt das mit dem atmen noch nicht so richtig", meinte er. „Das wird schon. Kathy hat uns erzählt, dass deine Lunge fast kollabiert wäre, da dauert es ein bisschen, bis du wieder so gut Luft bekommst wie früher", beruhigte ich ihn. Da kam auch schon die Krankenschwester wieder herein. Sie hatte noch ein kleines Gerät dabei. „So, jetzt wird dann geschlafen Jungs. Paddy braucht die Ruhe", sagte sie zu uns und wandte sich dann an Paddy. „Der Arzt möchte überprüfen, wie viel Sauerstoff du über Nacht im Blut hast, deshalb bekommst du das hier an den Finger, das misst die Werte. Wenn es grenzwertig ist, komme ich und verändere den Sauerstoff für die Nacht ein bisschen", erklärte sie Paddy. Dieser nickte nur und ließ sich das kleine Gerät auf den Finger schieben. Dann stellte die Schwester noch ein, dass er mehr Sauerstoff bekam und verschwand dann wieder. Paddy war jetzt sichtlich erschöpft und wollte direkt schlafen. Nicht einmal die Schokolade wollte er noch essen. Jimmy und ich legten uns ebenfalls hin. Wenige Minuten später wurde Paddys Atem gleichmäßig und auch Jimmy war eingeschlafen. Ich selbst brauchte noch ein bisschen länger. Doch lange konnten wir alle drei nicht schlafen, weil das Gerät an Paddys Finger plötzlich piepte und die Krankenschwester Sekunden später im Zimmer stnd. „Ganz ruhig, atme durch die Nase", sagte sie zum leicht panischen Paddy. Dieser tat was man ihm sagte und das piepsen hörte auf. „Du hast anscheinend durch den Mund geatmet und stellenweise auch gar nicht. Das kann auf Dauer gefährlich werden, wenn du zu lange nicht mehr atmest ", erklärte uns die Krankenschwester. „Du wirst jetzt mal zur Probe über Nacht eine richtige Beatmung bekommen. Du bekommst eine Maske über Mund und Nase, die ist an einem Gerät angeschlossen, dass dich mit Unterdruck und Überdruck zum Atmen bringt, während du schläfst. Allerdings kannst du damit nicht sprechen. Aber du bekommst einen Knopf, auf den du im Notfall drücken kannst. Morgen früh schauen wir dann, wie es dann mit dem atmen so klappt", fügte sie hinzu und Paddy war kurz vor einer Panikattacke. Ich setzte mich zu ihm. „Paddy, das ist jetzt vielleicht nicht so angenehm, aber damit wird es dir besser gehen", beruhigte ich ihn. Nach ein paar Minuten hatte ich ihn soweit, dass er sich die Maske aufsetzten ließ. Dazu flocht ich ihm noch schnell einen Zopf, weil die Maske am Hinterkopf befestigt wurde. Dann schaltete die Krankenschwester das Gerät an und Paddy bekam schon wieder riesige Augen. Er fasste direkt an die Maske und wollte sie sich vom Gesicht reißen. Ich drückte sanft seine Hände nach unten. „Paddy, bitte lass es. Morgen früh sieht das schon wieder alles ganz anders aus. Jetzt versuch einfach zu schlafen", sagte ich zu ihm. Ich konnte sehen, dass er krampfhaft etwas sagen wollte, das aber nicht ging. Schließlich klopfte er mit Tränen in den Augen neben sich aufs Bett. „Soll ich mich zu dir legen?", fragte ich. Er nickte und schaute dann zu Jimmy. „Jimmy auch?", fragte ich und bekam wieder ein nicken als Antwort. Also legten wir uns beide neben ihn, die Krankenschwester verließ den Raum wieder. Ich und Jimmy hielten jeweils eine Hand von Paddy und redeten beide beruhigend auf ihn, während er weinte. Irgendwann ließen die Tränen nach und Paddy fielen die Augen zu. Kurz darauf schlief er und auch Jimmy und ich schlossen nochmal die Augen.

Manchmal kommt alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt