Kapitel 39

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Kathy
Ich war so unendlich glücklich darüber, Vincent und Sean wieder bei mir zu haben. Ich hatte die beiden schrecklich vermisst. Aber ich hatte nicht gewollt, dass Sean mitbekam, was mit Paddy war. Er sollte nicht damit belastet werden und unbeschwert aufwachsen können. Ganz vermeiden konnte ich das zwar nicht, aber ich versuchte es, so gut es ging. Jetzt saß Vincent bei Paddy und redete mit ihm wegen der Gerichtsverhandlung. Ich war mit Sean oben bei Patricia und Barby. Die Jungs und Maite spielten draußen Fußball. „Kathy, wir müssen bald los", meinte Patricia nach einer Weile. „Barby, holst du die anderen rein?", bat ich meine kleine Schwester, die nickte und den Bus verließ. Vincent brachte Paddy herauf, weil dieser wieder am Ende des Konzerts mit auf die Bühne wollte und half ihm auch beim umziehen. Es war so schön zu sehen, wie sich mein Mann um meinen kleinen Bruder kümmerte. Er trug ihn dann auch nach unten und half ihm, das sauerstoffgerät zu wechseln. „Kathy, ich gehe mit Paddy schon mal hinter die Bühne", rief er nur dann zu und verschwand mit Paddy auf seinem Rücken. Ich zog mich gemeinsam mit meinen Schwestern um. Barby gab mir das Kleid, an das sie erst kürzlich einen Saum aus spitze genäht hatte. Darüber zog ich noch einen weiten, weißen Pulli an, den ich selbst gestrickt hatte. Patricia lockte mir noch leicht die Haare. „Kathy, du siehst so wunderschön aus", flüsterte Barby verträumt und nahm mich in den Arm. Patricia machte auch Barby eine schöne Frisur. Sie selbst und Maite ließen ihre Haare wie sie waren. Dann machten wir uns auf den Weg zur Bühne. Dahinter sah ich Vincent und Paddy. Vincent hatte sich einen Stuhl organisiert und saß neben Paddy. Beide waren in eine warme Decke gewickelt und auf dem Boden stand eine Thermosflasche mit Tee. Ich ging mit Sean im Arm zu den beiden hinüber. „Ich bringe Paddy nachher zur Bühne, er möchte selbst raus zu den Zuschauern. Sean kannst du bei uns lassen", empfing mich Vincent. Ich nickte. Dann stand er auf, nahm Sean, gab ihn Paddy und küsste mich. „Kathleen, du siehst so wunderschön aus", flüsterte mir Vincent ins Ohr. „Ich liebe dich." „Ich liebe dich auch, Vincent van Hille", flüsterte ich in seine Haare, die immer länger wurden. Dieser innige Moment hielt leider nicht lange, denn wir wurden von Angelo unterbrochen, der herbeigestürmt kam. „Kathy, komm, wir wollen anfangen", rief er schon weitem. Ich seufzte, folgte ihm dann aber. Meine Geschwister und das Publikum warteten schließlich. Ich lief schnell hinter Angelo her auf die Bühne und nahm mir mein Akkordeon. Dann ging es los. Angelo vertrat Paddy würdig darin, Mist zu reden und Joey beteiligte sich ebenfalls. Manchmal waren die Jungs doch ganz schön anstrengend, aber genau deshalb hatte ich sie so lieb. Normale Geschwister wären ja wohl langsam. Dann war es soweit und Paddy kam auf die Bühne. Er rollte selbst zwischen den Mikros und Instrumenten nach vorne und stimmte direkt take my Hand an. Ich merkte, dass es ihm deutlich besser ging als gestern, denn er war wieder fast wie immer auf der Bühne. Nach dem Lied alberte er noch kurz mit dem Publikum, bevor er das Konzert beendete. Ich ging sofort zu ihm. „Paddy, du warst heute super", flüsterte ich ihm zu und umarmte ihn. Paddy lächelte und ließ sich von mir von der Bühne schieben. Gemeinsam mit Sean und Vincent machten wir uns auf den Weg zum Bus. „Ich bringe Paddy schnell rein und helfe dann den anderen beim Abbauen und Platten verkaufen", meinte Vincent und ich nickte. Am Bus ging ich mit Sean nach drinnen und Vincent trug Paddy herein und setzte ihn an den Tisch. Dann verschwand er wieder. „Kathy, kannst du mir kurz helfen, ich möchte das Gerät wechseln", bat mich Paddy. Ich ließ ihm Sean da und holte oben den Schlauch vom größeren Gerät. Paddy war heute wieder viel ruhiger und langsamer, als er das Gerät wechselte. „Kathy, du bist so glücklich, seit Vincent da ist. Endlich bist du wieder wie immer", sagte da Paddy. So etwas hatte ich noch nie von ihm gehört und drückte ihn kurz an mich. Paddy wehrte sich gegen meine stürmische Umarmung und ich musste lachen. „Du bist manchmal echt seltsam, Patrick", sagte ich lachend und küsste ihn auf do Stirn. Paddy wischte sich sofort mit der Hand über die Stirn. „Ich weiß", grinste er dann frech und streckte mir dann die Zunge heraus. Ich drehte mich gespielt genervt weg und widmete mich Sean, der mich ebenfalls anlachte. Endlich hatte ich wieder alle Leute um mich herum, die mir wichtig waren, nur Papa fehlte.

Manchmal kommt alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt