Kapitel 62

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Paddy
Am nächsten morgen tat mir mein Rücken schrecklich weh und in meinen Beinen hatte ich ein seltsames Gefühl. Das irritierte mich ziemlich, denn eigentlich spürte ich ja nichts in den Beinen. Das erzählte ich dann auch gleich Kathy. „Das kommt bestimmt von der Operation, dein Rückenmark erholt sich bestimmt weiter", meinte sie. Dann half mir Angelo beim anziehen. Plötzlich schrie der kleine wie am Spieß. „Angelo, was ist passiert?", fragte ich. „Paddy, du hast deinen zeh bewegt", keuchte er überrascht und holte die anderen. Sofort standen alle um mic herum und ich musste versuchen, meine Zehen zu bewegen. Angelo stützte mich, damit ich meine Beine auch sehen konnte. Doch statt meinen Zehen bewegte ich plötzlich mein Fußgelenk. Danach bewegten sich dann auch die Zehen an beiden Füßen. „Paddy, du hast wirklich deinen Fuß bewegt", jubelte Maite. Barby heulte einfach nur, wie so oft in letzter Zeit. Auch ich hatte Tränen in den Augen. Ich hatte absolut nicht damit gerechnet, dass ich mich so schnell wieder besser bewegen könnte. Hoffentlich ging es jetzt genau so schnell weiter und ich konnte bald stehen. Kathy rief sofort bei Dr Verreet an. Dieser erzählte uns, dass er sowieso gerade in Köln bei Papa war und er nachher gerne mit ihm zu unserem Konzert kommen würde, um mich nochmal anzuschauen. Kathy stimmte zu. Wir frühstückten und machten uns fertig. Kurz darauf hielt ein Taxi und Dr Verreet half Papa beim aussteigen. Wir trafen uns alle vor dem Bus und Papa umarmte uns der Reihe nach. Dann musste ich mit Dr Verreet nach drinnen. Er legte mich auf dem Bett ab und untersuchte meinen Rücken und die Reflexe in meinen Beinen. „Das sieht sehr gut aus. Versuch so oft wie möglich, ob du die Beine ein bisschen bewegen kannst. Sobald das besser wird, kann ich entscheiden, ob du versuchen kannst, zu stehen. Wenn das in dem Tempo weitergeht, stehst vielleicht an deinem Geburtstag schon auf deinen eigenen Füßen. Und jetzt schaue ich mir deine Lunge noch an und kontrolliere, ob die Beatmung richtig eingestellt ist", erklärte der Arzt. Ich wurde abgehört und danach noch an die Beatmung angeschlossen, aber nur kurz. Dr Verreet verschob die Maske ein bisschen. „Du musst schauen, dass die Maske immer richtig sitzt, sonst bekommst du Druckstellen und kannst die Beatmung nicht so oft nutzen", meinte er dazu. Dann durfte ich wieder von der Beatmung weg. „Jetzt ist mir noch etwas aufgefallen. Du hast schon wieder Gewicht verloren. Du musst dein Gewicht jetzt unbedingt halten oder besser noch, zunehmen. Wenn das nicht klappt, müssen wir gemeinsam darüber nachdenken, ob du eine magensonde brauchst. Die würde dann direkt in deinen Bauch führen und du würdest über Nacht spezielle Nahrung darüber bekommen, zusätzlich zum normalen essen tagsüber. Deine Lunge muss stärker arbeiten und dadurch verbraucht dein Körper mehr Energie. Außerdem scheinst du ja sowieso nicht so gerne zu essen. Aber erst versuchen wir es natürlich mit zunehmen ohne Sonde. Die wäre wirklich nur die letzte Lösung", erklärte er jetzt und mir schossen die Tränen in die Augen. „Paddy, so eine Sonde ist nicht schlimm. Das tut auch nicht weh. Du hast nur die ersten Monate einen kurzen Schlauch aus der bauchdecke hängen, der kann dann aber gegen einen sogenannten Button ausgetauscht werden. Der ist dann nur noch ein paar Millimeter hoch und nicht zu sehen, wenn du angezogen bist. Und nachts wärst du eben zusätzlich zur Beatmung noch an die Nahrung angeschlossen", versuchte mich Dr Verreet dann zu beruhigen. Dann wollte er mit Kathy, John und Papa noch deswegen reden. Ich ließ mich von ihm nach draußen bringen. „Paddy, was ist los? Hast du geweint?", erkundigte sich Barby sofort. „Alles in Ordnung. Ich muss nur zunehmen. Wenn das nicht klappt, brauche ich eine magensonde und das will ich auf gar keinen Fall", erzählte ich meiner großen Schwester. „Dann muss ich dich wohl ein bisschen mästen", mischte sich Maite ein und Barby und ich mussten beide grinsen. „Ich will dann aber auch was von dem guten essen, wenn Paddy das ab jetzt immer bekommt", kam es von Angelo. War ja klar, dass mein kleiner Bruder sofort zuhörte, wenn es um essen ging. „Du bekommst aber nichts davon, Paddy muss zunehmen, du ganz sicher nicht", meinte Barby und Angelo schaute sie beleidigt an. Da musste er dann doch lachen, genau wie wir anderen auch. Nachdem wir uns beruhigt hatten, holte Maite noch das sauerstoffgerät für mich und dann mussten wir auch schon zum Konzert. Später wollte ich dann unbedingt noch Lisa anrufen, sie wartete bestimmt schon auf meinen Anruf und ich konnte er auch kaum erwarten, ihre Stimme zu hören.

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