Kapitel 88

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Paddy
Ich ließ mich von Johnny über den Weihnachtsmarkt schieben. Angelo kuschelte sich auf meinen Schoß und die Wärme von ihm tat richtig gut. Ich hatte zwar warme Kleidung an und die Decke um die Beine, aber so ganz ohne Bewegung würde es dann doch ziemlich kalt. Wir sahen uns einige Stände an und John kaufte noch ein Geburtstagsgeschenk für Sean, der ja in 8 Tagen seinen ersten Geburtstag hatte. Ich hatte noch kein Geschenk für den kleinen, fand aber noch ein süßes Kuscheltier, welches aber ziemlich teuer war. Deshalb kauften es Angelo, Maite und ich zusammen für Sean. John schob uns dann noch zu einem stand mit Süßigkeiten und wir durften uns alle etwas aussuchen. Ich entschied mich für gebrannte Mandeln, von denen ich mir auch gleich welche in den Mund schob. John sah mich verwundert an. „Was denn? So was bekomme ich ja nicht jeden Tag, da muss ich doch wohl direkt was davon essen", grinste ich ihn an. „Ja, das ist ja auch schön. Aber auch ungewöhnlich. In letzter Zeit hast du dich nie so sehr über essen gefreut", meinte Johnny und strich mir über den Kopf. „Aber jetzt müssen wir zurück, du brauchst noch dein Essen", meinte er dann nach einem Blick auf seine Uhr. Maite und Angelo schauten ziemlich traurig. „Ihr beiden könnt noch bleiben, vielleicht findet ihr ja die anderen. In 20 Minuten müsst ihr dann aber bei der Bühne sein", sagte er zu Ihnen und die beiden liefen sofort los. John schob mich zum Bus. „Johnny, ich mag nicht, dass der Rollstuhl so lange draußen steht, bis ich fertig bin. Der wird sonst so kalt und dann friere ich total", meinte ich. „Ok, dann stelle ich ihn in den Bus, am Eingang ist ja genug Platz." Ich nickte und krabbelte in den Bus. John hob den Rollstuhl herein, der genau hineinpasste. Dann half er mir auf meinen Sitz. John brachte mir die Nahrung, Spritze und Wasser und ich nestelte den Schlauch aus meinem Hosenbund. Dann füllte ich die Spritze und setzte sie an den Schlauch an. Langsam drückte ich die Nahrung in meinen Bauch, bis die ganze Portion weg war. Anschließend folgten noch 4 Spritzen Wasser. Johnny saß solange neben mir und blieb einfach bei mir. Als ich fertig war, stellte er mir den Rollstuhl wieder nach draußen und ich setzte mich hinein. Johnny wickelte meine Beine noch richtig in die Decke und gab mir den Sauerstoff, den ich im Bus nicht benutzt hatte. Dann schob er mich zur Bühne, wo die anderen bereits warteten.
Nach dem Konzert hatten wir noch ein bisschen Zeit, bevor wir weiterfahren mussten. Meine Geschwister wollten diese Zeit nutzen und nochmal auf den Weihnachtsmarkt gehen. Ich dagegen brauchte jetzt dringend eine Pause, nachdem ich zwischen den letzten beiden Konzerten nicht an der Beatmung gewesen war. „Johnny, kannst du mich zum Bus bringen, ich brauche die Beatmung", sagte ich deshalb zu meinem großen Bruder, der mich sofort zum Bus schob. Dort trug er mich nach oben, damit es schneller ging und schloss mich an die Beatmung an. Dann verschwand er wieder. Ich setzte mich im Bett hin und sah zum Fenster hinaus. Draußen schneite es inzwischen und überall glitzerten Lichter in der Ferne. Wie gern wäre ich jetzt auch dort draußen gewesen, aber ich musste ja an diesem Gerät hängen. Ich merkte, wie mir gleich darauf Tränen über die Wangen liefen, welche ich wütend wegwischte. Da hörte ich unten Schritte und kurz darauf stand Joey bei mir. „Paddy, willst du mit raus?", fragte er. Ich nickte, deutete dann aber auf die Beatmung. „Das dürfte kein Problem sein. Ich hab einen kleineren Generator für den Strom auftreiben können, der läuft mit Batterien. Das heißt, du kannst damit auch für eine gewisse Zeit raus. Zwar nicht ewig, aber 3 bis 4 Stunden auf jeden Fall. Aber wir müssen sowieso in einer Stunde los", erzählte er. Ich nickte sofort begeistert. Joey hatte was Technik anging einfach immer die besten Ideen. Er holte schnell Angelo, der unten im Bus gewartet hatte. Dann schloss er die Beatmung an den kleinen Generator an und Angelo trug mich auf seinem Rücken nach unten, während Joey die beiden Geräte schleppte. Den Generator hängte Joey hinten an den Rollstuhl und das Beatmungsgerät musste ich auf den Schoß nehmen. Dann schob mich Joey zum Weihnachtsmarkt. Angelo lief neben mir, sodass ich ihm immer zeigen konnte, wo ich hinwollte oder wenn ich mir einen stand genauer anschauen wollte. Unterwegs trafen wir auf Maite und Barby, die sich uns anschlossen. Angelo und Maite wollten unbedingt nochmal Pommes essen, was Joey ihnen auch erlaubte. Anschließend kaufte er uns nochmal Süßigkeiten. Er musste ja nicht wissen, dass wir alle schon eine Tüte von John bekommen hatten. Es klappte auch richtig gut für mich, mit der Beatmung draußen unterwegs zu sein, nur manchmal starrten mich Leute an. Aber dann stellte sich Angelo jedes Mal vor mich. Inzwischen war es stockdunkel und wir müssten dringend zurück zum Bus. Dort waren bereits alle anderen und warteten auf uns. Joey machte mich von der Beatmung los und trug mich nach drinnen, dann holte er beide Geräte und Angelo verstaute den Rollstuhl. Nun konnten wir losfahren.

Mit diesem Kapitel lege ich jetzt mal bis mindestens Ende Juli eine kleine Pause ein, da bald die Klausuren in der Uni anstehen

Manchmal kommt alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt