Kapitel 78

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Patricia
Paddy schlief nach einer Weile ein. Er atmete im Schlaf sehr schwer und keuchte und röchelte immer wieder. Aber nachdem er so stark gehustet hatte, wollte ich ihn nicht an die Beatmung anschließen. Deshalb blieb ich bei ihm sitzen um reagieren zu können, wenn er mit atmen aufhören sollte. Das passierte dann auch wenig später. Paddy atmete von einer Sekunde auf die andere nicht mehr. Ich wartete erst noch kurz, ob er wieder Luft holte, das tat er aber nicht. Sofort rüttelte ich an seiner Schulter und Paddy holte Luft. Er wachte auf und sah mich verwirrt an. „Was ist?", murmelte er dann. „Du hast nicht mehr geatmet und deshalb hab ich dich geweckt", erklärte ich ihm. „Warum bin ich denn nicht an der Beatmung?", fragte er dann. „Ich wollte dich nicht daran anschließen, falls du wieder so husten musst", meinte ich und Paddy nickte. „Kannst du den Sauerstoff noch ein bisschen aufdrehen? Ich hab Kopfschmerzen." Ich nickte und drehte an dem Gerät. „Mehr geht nicht", informierte ich Paddy. Dieser nickte. Er lag auf dem Rücken und atmete konzentriert ein und aus. Dabei sog er die Luft durch die Nase ein. „Ist alles in Ordnung?", fragte ich ihn besorgt. „Es geht so, ich hab nur irgendwie das Gefühl, dass nicht genug Luft in meine Lunge kommt", antwortete Paddy. Ich konnte hören, wie es erneut in deiner Lunge rasselte und er keuchte beim ausatmen immer mehr. Schließlich begann er wieder heftig und röchelnd zu husten. „Atme tief ein Paddy. Und ganz ruhig bleiben", sagte ich zu ihm. Paddy schnaufte heftig und ich zog ihn in meine Arme. Ich redete beruhigend auf ihn ein, streichelte ihm über den Rücken und machte mit ihm Atemübungen. Doch das half nichts. Paddy rang immer mehr nach Luft. Zum Glück kamen die anderen in dem Moment wieder zurück. „Johnny", rief ich. John kam sofort nach oben. „Paddy bekommt keine Luft mehr. Er erstickt bald", weinte ich. Paddy hing inzwischen halb ohnmächtig in meinen Armen und hatte ganz blaue Lippen. „Ich rufe sofort einen Krankenwagen", beschloss John und eilte in unser Büro. Dann kam er wieder zu uns. Paddy reagierte inzwischen nicht mehr auf mich. Er keuchte und röchelte nur noch. „Ich mach ihm schnell die Beatmung hin", meinte er und schloss Paddy daran an. Doch das half auch nicht wirklich. Paddy röchelte unter der Maske schrecklich. Zum Glück kam der Krankenwagen schnell und Angelo rannte mit Tränen in den Augen gefolgt von zwei Sanitätern nach oben. Sofort wurde Paddy die Maske abgenommen und er wurde von den Sanitätern in den Krankenwagen gebracht. Dort stand bereits ein Notarzt und versorgte Paddy. Er bekam eine andere Beatmung und ihm wurde ein Zugang gelegt. Ich musste solange die Fragen der Sanitäter zu Paddys Krankheitsgeschichte beantworten. Dann durfte ich mit ihm im Krankenwagen mitfahren. Inzwischen hatte ich schreckliche Rückenschmerzen. Ich saß da und hielt Paddys Hand fest umklammert. Paddy war inzwischen ohnmächtig geworden, aber das röcheln hatte nachgelassen. Wir fuhren mit Blaulicht ins nächste Krankenhaus. Die anderen waren hinter uns mit dem Bus. Nur John wollte noch ein bisschen mit Maite auftreten und dann nachkommen. Die beiden waren stark genug um unseren Fans eine kleine Show zu bieten, ohne zu wissen, was mit Paddy war. Ich hätte das jetzt nicht geschafft. Endlich erreichten wir das Krankenhaus. „Frau Kelly, Sie müssen hier in der Notaufnahme warten, während wir uns um Ihren Bruder kümmern. Nachher können sie dann wieder zu ihm", sagte einer der Sanitäter. Ich musste mich auf dem Flur auf einen Stuhl setzten. Jetzt weinte ich hemmungslos und hatte Rückenschmerzen wie noch nie. Vermutlich kam das jetzt von den Sorgen um Paddy. Ich ließ mich nach vorne fallen und stütze mich auf meinen Knien ab in der Hoffnung, dass die Schmerzen weniger wurden. So wie ich hier saß, konnte man meinen, ich wäre selbst als Patientin hier. „Frau Kelly? Sie können jetzt zu Ihrem Bruder", riss mich ein Arzt aus meinen Gedanken. Mühsam stand ich auf und folgte ihm. Der Arzt brachte mich in ein Zimmer. Dort lag Paddy in einem Bett und schaute mich an. Immerhin war er wieder wach. Ich setzte mich sofort zu ihm und nahm seine Hand. Paddy wurde beatmet und drückte meine Hand ganz leicht. „So, jetzt kann ich euch ja erzählen, was los war. Michael Patricks Lunge ist erneut fast kollabiert. Das kann davon kommen, dass er sich überanstrengt hat. Er muss in Zukunft besser auf sich aufpassen, denn wenn das öfter passiert, kann es zu schwereren Schäden an der Lunge kommen. Außerdem werde ich ihm ein Medikament zum inhalieren verschreiben. Das muss er täglich zwei mal einnehmen, damit die Lunge gestärkt wird", erklärte uns der Arzt. „Michael Patrick bleibt heute Nacht noch hier, damit er noch ein bisschen Ruhe hat und morgen früh könnt ihr ihn mitnehmen." Da ging die Tür auf und meine Geschwister standen dort. Der Arzt ging mit John und Kathy nach draußen, um ihnen das selbe zu erzählen wie mir und Paddy vorher. Wir anderen blieben bei Paddy. Dieser saß inzwischen aufrecht im Bett und schien sich schon wieder ziemlich gut erholt haben. Angelo saß auf Paddys Bett und umarmte ihn. Maite und Barby standen neben dem Bett und Barby weinte mal wieder. Jimmy und Joey standen verloren an eine Wand gelehnt nebeneinander. Da kamen John und Kathy wieder herein. „Paddy, du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt", meinte Kathy und umarmte ihn. „Aber wir bekommen das hin, mach dir keine Sorgen. Ich hab den Arzt davon überzeugt, dass wir das Rezept für das Medikament bekommen und dich dann gleich mitnehmen dürfen", erzählte sie. Paddy nickte begeistert. John kam zu mir und legte seine Hand auf meine Schulter. „Es ist alles gut, Tricia." Erst jetzt merkte ich, dass ich weinte und meine Schmerzen wurden immer stärker. Ich stand auf und fiel meinem großen Bruder in die Arme. Jetzt schluchzte ich laut los und John hielt mich einfach nur fest. Dann wurden die Schmerzen immer noch stärker und plötzlich wurde alles um mich herum dunkel und ich sackte in Johns armen in mich zusammen.

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