Kapitel 34

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Paddy
Das Konzert hatte mich doch ziemlich fertig gemacht und ich hatte schreckliche Kopfschmerzen bekommen. Der Arzt hatte ja gesagt, dass das passieren könnte, wenn zu wenig Sauerstoff im Gehirn ankam. Deshalb wollte ich auch nach dem Konzert an dem Gerät angeschlossen bleiben, beziehungsweise an das im Bus angeschlossen werden. Kathy stellte dann auch die Sauerstoffzufuhr höher und bald vergingen die Kopfschmerzen wieder. Ich setzte mich auch wieder im Bett auf und machte mit Angelo Quatsch. Barby und Maite kicherten über uns. Endlich war es mal wieder so wie früher. Nach einer Weile reduzierte ich selbst den Sauerstoff, da es mir wieder deutlich besser ging. Aber zum zweiten Konzert wollte ich trotzdem nicht. Ich merkte, dass mein Körper einfach noch nicht so fit war und ich die Ruhe dringend brauchte. Aber ich ließ es mir nicht nehmen, das Konzert anzuschauen. Dazu fühlte ich mich gut genug. Barby wickelte mich noch in eine Decke, denn es war ziemlich kalt draußen. Den Sauerstoff hatte ich ausgeschaltet, das Gerät aber auf dem Schoß, sodass ich es jederzeit anschalten konnte. Joey schob mich seitlich an den Rand der Bühne, damit ich nicht mitten im Gedränge stand, aber doch meine Geschwister sehen konnte. Meine Geschwister erzählten dem Publikum, dass ich am Rand saß und zusah. Da drehten sich alle zu mir um und ich winkte. Dann machte ich Joey ein Zeichen, was wir vorher heimlich verabredet hatten. Die anderen wussten nicht, dass wir etwas geplant hatten. Ich sah mir das Konzert an und war sehr stolz auf meine Geschwister. Sie waren einfach großartig und man merkte gar nicht, dass wir normal zu neunt waren. Je länger das Konzert ging, desto nervöser wurde ich.  Bei wearing of the Green, dem vorletzten Lied für heute Abend schaltete ich sicherheitshalber den Sauerstoff an und rollte dann zum bühnenaufgang. Meine Geschwister spielten jetzt take my Hand und Joey rannte schnell zu mir. Er schob mich wie verabredet auf die Bühne und drückte mir das Mikro in die Hand. Die Blicke meiner Geschwister waren unbezahlbar. Ich kam nämlich gerade rechtzeitig zu meinem Part auf die Bühne, den sonst John übernommen hätte und sang. Das Publikum jubelte und ich konnte sehen, dass vereinzelte Zuschauer Tränen in den Augen hatten. Auch Barby weinte. Sie nahm das alles irgendwie viel mehr mit als gut für sie war und ich machte mir Sorgen um sie.
Nach dem Konzert war ich dann aber völlig erledigt. Dieses Lied hatte mich nochmal extrem angestrengt und ich zitterte vor Kälte. Jimmy merkte das und schob mich direkt zum Bus. Ich bat ihn, den Sauerstoff dran zulassen, da ich mich nicht traute, ohne zu bleiben bis ich ins Bett ging. Jimmy machte, was ich wollte und trug mich in den Bus und setzte mich in meinen Sitz. Ich bat ihn dann noch, mich anzuschnallen und erhöhte in einem unbeobachteten Moment den Sauerstoff. Sofort fühlte ich mich besser. Kurz darauf kamen Maite und Barby zu uns und Jimmy verschwand wieder. Barby holte mir eine Decke, weil mir noch immer ziemlich kalt war und Maite kochte Tee und machte noch eine Kleinigkeit zum Abendessen für uns alle. Nach und nach trudelten dann auch die anderen ein und setzten sich. Alle waren ziemlich durchgefroren und holten sich ebenfalls decken. Barby setzte sich neben mich und legte ihre Decke noch mit über meine Beine. „Paddy, deine Beine zittern schon wieder", erklärte sie mir und lehnte sich dann an mich. Patricia gab uns allen noch ein Vitaminpräparat, wie immer wenn es kalt war, damit wir nicht krank wurden. Danach aßen wir und redeten noch ein bisschen. „Paddy, das war vorher so schön, aber du musst wirklich auf dich aufpassen, ich sehe, dass es dir wieder schlechter geht", ermahnte mich Kathy. Ich nickte, Widerstand war mal wieder zwecklos. Auch die anderen waren der selben Meinung wie Kathy. Und ich merkte auch selbst, dass es heute doch ziemlich viel für mich gewesen war. „Wie wäre es, wenn ich morgen bei beiden Konzerten dabei bin, aber nur am Ende kurz? Dann kann ich chicken pies und take my Hand singen und bin nicht so lange auf der Bühne. Ich finde das für die Fans nur fair, wenn sie mich bei beiden Konzerten auf der Bühne sehen können. Und wenn das gut klappt kann ich ja nach und nach immer mal ein Lied mehr auf der Bühne sein", schlug ich schließlich vor und Kathy und John waren tatsächlich einverstanden.
Nachdem wir noch eine Weile zusammensaßen, musste John losfahren, damit wir rechtzeitig ankamen und er noch zwischendurch schlafen konnte. Joey trug mich nach oben, weil ich so langsam richtig müde wurde. Das sauerstoffgerät ließ ich unten. Kathy kam mit uns nach oben. „Paddy, ich muss den Schlauch wechseln. Der Arzt hat gesagt, dass du einen nur eine Nacht und noch ein paar Stunden am Tag nehmen sollst und dann wechseln. Bei dem anderen Gerät unten gilt das selbe, ungefähr vierzehn Stunden kannst du da den Schlauch nehmen. Hilfst du mir bitte dranzudenken, dass wir die Schläuche regelmäßig wechseln", bat mich Kathy. „Klar, kein Problem. Wenn du mir zeigst, wie das geht, kann ich das auch selbst machen, dann musst du nicht immer drandenken. Wir können es ja so machrn, dass ich hier oben jeden Tag wechsle und bei dem anderen alle zwei Tage, das benutze ich ja nicht so viel", schlug ich vor. Kathy war einverstanden und zeigte mir dann, wie ich den Schlauch wechseln musste. „Und morgen auf dem Campingplatz müssen wir beide Geräte am Strom aufladen, der Akku hält nicht ewig", meinte sie noch und ging dann wieder nach unten. Joey half mir noch schnell mit der Hose und ich schloss mich an den Sauerstoff an. Wieder erhöhte ich den Sauerstoff heimlich, als Joey meine Hose weglegte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, gerade etwas mehr Sauerstoff zu brauchen. Dann legte ich mich mit Joeys Hilfe hin und wartete bis Angelo sich zu mir legte. Wie gestern brachte er noch eine zusätzliche Decke mit. Barby und Maite folgten ihm. Maite legte sich gleich ins Bett und Barby häkelte noch ein bisschen an einer neuen Decke. Im Winter waren wir immer froh, wenn wir mehr als genug decken hatten. Ich kuschelte mich an Angelo und schloss die Augen. Angelo drückte seinen Kopf an meine halsbeuge und war gleich darauf eingeschlafen. Ich selbst brauchte wie immer ein paar Minuten länger, bis auch ich einschlief.

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