Paddy
Ich kam wieder zu mir und lag in meinem Bett im Krankenhaus. Ich spürte, dass ich wieder die Maske im Gesicht hatte und wollte danach greifen, aber das ging nicht. Ich konnte meine Hände nicht anheben. Um mich herum piepte es. Ich versuchte jetzt krampfhaft, meine Hände anzuheben, doch es ging nicht. Langsam stieg erneut Panik in mir auf und das piepsen wurde schneller. Sekunden später ging die Tür auf und der Arzt von vorhin stand da. „Ruhig bleiben, Michael Patrick. Es ist alles in Ordnung. Du hattest eine starke Panikattacke und das mag deine Lunge noch gar nicht. Deshalb habe ich dich wieder an die Beatmung angeschlossen. Ich habe dir vorher etwas zur Beruhigung gegeben und deine Hände sind am Bett fixiert, damit du die Beatmung nicht abmachen kannst. Das bleibt auf jeden Fall noch heute so. Die Beatmung wirst du noch eine Weile behalten müssen. Solange du so durch den Wind bist, brauchst du sie noch, damit sich dein Körper erholen kann. Während du die Beatmung hast, wirst du künstlich ernährt, dazu wurde dir eine magensonde durch die Nase gelegt, als du geschlafen hast. Ich weiß, dass das alles gerade sehr unangenehm für dich ist, aber du musst es zulassen, damit du wieder gesund wirst", erklärte mir der Arzt und ich sah ihn mit großen Augen an. Ich sollte jetzt ernsthaft mehrere Tage dieses Ding im Gesicht haben und meine Hände konnte ich auch nicht benutzen. Das grenzte ja schon fast an Freiheitsberaubung. Ich zerrte verzweifelt mit meinen Fingern an der Decke. „Beruhig dich, sonst muss ich dir noch mehr Beruhigungsmittel geben. Übrigens bist du auch an Geräten angeschlossen, die deinen Herzschlag und Blutdruck messen", sagte der Arzt und strich mir über den Kopf. Ich schloss kurz die Augen, um mich zu beruhigen. Dann öffnete ich sie wieder. „Ich muss jetzt wieder weiter. Neben deinem linken Daumen liegt ein Notrufknopf, den kannst du drücken, wenn du etwas brauchst. In einer Stunde kommt eine Krankenschwester vorbei und gibt dir Flüssigkeit durch die Sonde. Im Moment läuft noch eine Portion Nahrung durch", mit diesen Worten verschwand der Arzt und überließ mich meinem Schicksal. Jetzt konnte ich nichts tun, außer im Bett zu liegen. Ich durfte nicht essen und trinken, nicht atmen und die Körperteile, die in Ordnung waren, durfte ich auch nicht bewegen. Verzweifelt zerrte ich nochmal an den Manschetten um meine Handgelenke und gab dann irgendwann auf, denn ich war unendlich müde. Ich schloss die Augen, doch kurz darauf öffnete sich meine Zimmertür. Eine Krankenschwester trat ein. „So, dann wollen wir mal loslegen. Als erstes leere ich dir deinen urinbeutel und dann bekommst du eine neue Infusion und Flüssigkeit über die magensonde", erklärte sie und legte los. Als sie die Flüssigkeit an der Sonde anschloss, wurde mir plötzlich übel und es würgte mich. „Ganz ruhig bleiben, das ist ein bisschen unangenehm, aber dein Körper braucht die Flüssigkeit. In einer Stunde hast du es geschafft, danach gibt es wieder Nahrung. Du wirst jetzt solange du an der Beatmung hängst Tag und Nacht abwechselnd Flüssigkeit und hochkalorische Nahrung bekommen. Das hilft deinem Körper und du wirst auch ein bisschen zunehmen. Ich komme in einer Stunde wieder, dann gibt es die Nahrung. Bis dahin, denk an was schönes und dann geht die Stunde auch schnell vorbei. Wenn du denkst, du musst dich übergeben, drückst du den Notrufknopf und ich komme dann sofort", sagte die Schwester und ich nickte. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Konzerte und auf Lisas wunderschöne Augen. Mit diesen Gedanken überstand ich die Stunde. Dann kam endlich die Krankenschwester wieder und schloss die Nahrung an. Das war deutlich angenehmer, als die Flüssigkeit, weil die Nahrung nicht so schnell lief und es mir davon nicht übel wurde. „Die Nahrung läuft jetzt bis heute Abend, dann kommt wieder jemand zu dir und du bekommst nochmal Flüssigkeit. Danach bekommst du für die erste Hälfte der Nacht nochmal Nahrung und dann wieder Flüssigkeit. Gegen Abend kommt auch der Arzt nochmal und schaut, ob er wenigstens deine Hände befreien kann", meinte sie und verschwand wieder. So langsam wurde die Maske immer schmerzhafter und ich hätte sie mir am liebsten heruntergerissen. Auch die Sonde war auf Dauer sehr unangenehm. Ich wünschte mir so sehr, das ganze Zeug loszuwerden und einfach gesund zu sein. Warum hatte dieser Arzt auch versuchen müssen, mich zu vergiften. Ich war so unendlich wütend auf ihn, schließlich hatten wir ihm jahrelang vertraut und er hatte uns so hintergangen.
Irgendwann musste ich eingeschlafen sein und wurde wach, als der Arzt ins Zimmer kam. „Du hast dich wie es scheint einigermaßen beruhigt. Wenn du so ruhig bleibst, kann ich jetzt deine Hände losmachen. Versprichst du mir, dich nicht mehr so aufzuregen", fragte er und ich nickte sofort. Ich hätte im Moment alles versprochen, Hauptsache meine Hände wurden losgemacht. Der Arzt kam zu mir und öffnete die Manschetten. Erleichtert schüttelte ich meine Hände aus. „Möchtest du was zum Schreiben haben? Dann kannst du besser kommunizieren", schlug er dann vor und hielt mir einen Block und einen Stift vors Gesicht. Ich nickte und griff danach. „Danke", schrieb ich sofort. Der Arzt lächelte. „Du kannst dein Bett auch jederzeit aufrichten, wenn du möchtest und falls du etwas zum lesen möchtest, gibst du nachher einfach der Krankenschwester Bescheid, die in etwa zwei Stunden vorbeikommen müsste, um dir Flüssigkeit und eine neue Infusion zu geben. Und wenn das nicht klappt mit dem ruhig bleiben, werden deine Hände entweder wieder fixiert oder du bekommst Beruhigungsmittel", erklärte er noch und ließ mich dann allein. Ich ließ mich in die Kissen sinken und beschloss, nochmal ein bisschen zu schlafen. Seit ich an der Beatmung hing, war ich irgendwie schrecklich müde, das lag bestimmt an dem Beruhigungsmittel, das ich vorher bekommen hatte. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.
DU LIEST GERADE
Manchmal kommt alles anders
FanfictionDie Kelly Family tourt gerade durch Deutschland, als sich das Leben aller Mitglieder plötzlich verändert. Paddy rettet seiner Schwester das Leben, doch dies hat dramatische Folgen für ihn. Doch auch für die anderen Familienmitglieder verändert sich...