Kapitel 12

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Kathy
Nachdem ich die männlichen Wesen hinausgeworfen hatte, frühstückten wir Mädels in Ruhe. Dann gingen Patricia und ich nach oben und zogen uns um. „Barby, du bist nachher für Sean zuständig, Maite du fürs Essen", gab ich noch kurz Anweisungen. „Wir beide gehen in die Stadt. Und habt bitte ein Auge auf die Herrschaften, die haben sich heute definitiv schon genug geleistet." Maite und Barby nickten. Tricia und ich nahmen unsere Handtaschen und machten uns auf den Weg zur nächsten Telefonzelle. „Ich rufe schnell Vincent an, dann können wir weiter." ich ging hinein, warf Münzen ein und wählte die Nummer von Vincent. Er nahm sofort ab. „Schatz, gut das du anrufst. Mir tut es so leid wegen gestern. Ich wollte mich wirklich nicht mit dir streiten, aber ich vermisse dich so. Dich und natürlich auch Sean." eigentlich wollte ich ja sauer auf Vincent sein, aber bei diesem Redeschwall blieb mir gar nichts anderes übrig, als ihm sofort zu verzeihen. „Vincent, ich vermisse dich auch schrecklich. Hier herrscht nur Chaos und ich könnte eine weitere vernünftige Person definitiv brauchen, Patricia und ich drehen hier so langsam durch. Dein Sohn veranstaltet auch regelmäßig terror und Paddy macht mir auch sorgen." jetzt musste ich weinen. Vincent versuchze, mich zu beruhigen. „ Schatz, ich glaube, ich muss euch wirklich besuchen und eine Weile bei euch bleiben. So kann es ja nicht weitergehen, du weinst jedes Mal, wenn wir telefonieren. Ihr seid ja noch morgen und übermorgen unterwegs und kommt dann kurz zum Boot. Da komme ich auch und dann komme ich mit euch. Die Jungs können sicher noch einen Helfer mit der Bühne brauchen und ein Bett werdet ihr wohl auch für mich haben, zur Not schlafe ich eben auf dem Boden", meinte Vincent. Wir beschlossen, das genau so zu machen und verabschiedeten uns. Endlich konnte ich wieder lachen bei der Aussicht, meinen Mann in drei Tagen wieder in den Armen zu halten. Patricia merkte auch, dass es mir besser ging. „Siehst du, ich hab doch gesagt, dass er kommt und wir alles hinbekommen." Sie legte den Arm um mich und gemeinsam liefen wir weiter. Zuerst stöberten wir nach neuen Klamotten und ich fand ein tolles lilanes Kleid. Patricia entdeckte einen gelben Rock mit schwarzen Streifen und rote Stiefel. Für die Jungs fanden wir noch ein paar weiße Hemden und ich kaufte Sean noch eine süße Cordhose. Danach entdeckten wir einen Laden mit gebrauchten Büchern. Dort verbrachten wir viel Zeit und ich kaufte mir einige neue Bücher. Auch fand ich ein Buch für Patricia, die hatte schließlich bald Geburtstag. Auch die kaufte sich ein paar Bücher und dann setzten wir uns mit all unseren Taschen in ein Café. Wir saßen ewig dort, aßen Kuchen, tranken Kaffee und redeten. Beide genossen wir die Zeit zusammen. Endlich konnten wir mal in Ruhe reden, ohne dass jemand dazwischen quatschte oder Sean brüllte. Patricia war eben nicht nur meine kleine Schwester, sondern auch meine beste Freundin. Wir lachten viel, auch noch als wir zurück zum Bus liefen. Dort saßen die Jungs im Schlafanzug am Tisch und alle sangen. Sean hatte sich an Barby gekuschelt und schlief. Das tat er oft bei ihr und Paddy, die beiden strahlten etwas aus, was ihn total beruhigte. Maite hatte gekocht und überall standen noch die leeren Teller herum. „Wir sind wieder da", verkündete Tricia und legte die neuen Kleider auf den Tisch. „Kathy, du musst das Kleid nachher unbedingt anziehen, das ist wunderschön", sagte Barby und strich vorsichtig über den weichen Stoff. Das tat ich dann auch. Heute hatten wir nicht so viel Zeit, da wir insgesamt dreimal auftreten wollten. Einmal am Nachmittag, dann am frühen Abend und dann noch später am Abend. Ich trug mein neues Kleid und Barby hatte mir die Haare hochgesteckt. Sie selbst trug die roten Stiefel, die Patricia entdeckt hatte. Sie teilte sich oft Schuhe mit Tricia, da sie die selbe Schuhgröße hatten. Ich schaute mir meine Schwestern an und stellte fest, dass auch sie heute wunderschön aussahen. John dagegen sah ziemlich lächerlich aus. Er hatte irgendwo einen sehr hohen Strohhut aufgetrieben und trug dazu eine braune Lederjacke. Angelo sah ebenfalls ziemlich lustig aus mit einer viel zu großen Lederjacke von Joey und einem seidenschal von Barby. Paddy hatte Barby eine fellweste geklaut. Meine Brüder sahen aus wie Clowns. Nur Jimmy und Joey trugen weiße weite Hemden und dunkle Hosen. Die beiden waren schon den ganzen Tag erstaunlich friedlich gewesen. Anscheinend bemühten sie sich wirklich, sich normal zu benehmen. Paddy und Angelo dagegen waren total albern. Aber immerhin lachte Paddy und hatte knallrote Wangen und leuchtende Augen. Ich schnappte mir noch schnell Sean und dann standen wir auch schon auf der Bühne. Zwischen den Konzerten verkauften die älteren Jungs und Patricia Kassetten und Platten. Das Kommandoteam war am Werk, nur ich blieb mit Sean bei den jüngeren. Nach dem dritten Konzert waren wir alle müde und durchgefroren. Abends wurde es bereits ziemlich kalt. Paddy zitterte richtig am ganzen Körper und hatte ganz blaue Lippen. Ich ging mit ihm und Angelo nach dem Konzert direkt zum Bus und überließ das aufräumen den anderen. Angelo schleppte Paddy direkt nach oben und beide kuschelten sich in ihr Bett. Ich kochte Tee für alle und brachte den beiden je eine Tasse. Ich setzte mich zu Ihnen auf den Boden und sah, dass paddys Beine unter der Decke die ganze Zeit zitterten. „Patrick, alles in Ordnung? Deine Beine zittern", fragte ich ihn. Paddy schaute nach unten. „Ich glaub schon. Der Arzt im Krankenhaus hat gesagt, dass das passieren kann. Da bewegen sich irgendwelche Muskeln, wahrscheinlich weil es mir vorher kalt war", meinte er und wärmte seine Hände an der Teetasse. Ich holte noch eine Decke und jagte Angelo kurz aus dem Bett. Paddy legte sich jetzt hin und ich wickelte seine eiskalten Beine in die zusätzliche Decke. „Wehe du wirst mir krank. Schlaf jetzt", flüsterte ich ihm zu. Er nickte müde. Dann schnappte ich mir noch Angelo. „Angelito, wärm deinen Bruder ein bisschen, nicht dass er noch krank wird. Und jetzt schlaf gut kleiner Engel" Ich drückte ihn kurz. Er krabbelte schnell zu Paddy unter die Decke und drückte sich an ihn. Kurz darauf waren beide eingeschlafen und sahen so friedlich und unschuldig aus. Inzwischen waren die anderen auch angekommen und ich gab auch ihnen noch einen Tee. Dann legten wir uns alle hin, nur John setzte sich ans Steuer, schließlich mussten wir weiter zum nächsten Konzert. Ich nahm Sean in den Arm und war kurz darauf, begleitet vom gleichmäßigen Atem meines Sohnes und meiner Geschwister, eingeschlafen.

Manchmal kommt alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt