Kapitel 89

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Angelo
Der Weihnachtsmarkt war richtig schön gewesen und vor allem war es toll gewesen, dass Paddy sogar mit der Beatmung dabei hatte sein können und dass er so viel gegessen hatte. Jetzt war er ziemlich müde und lag im Bett, als Johnny zu uns herauf kam. „Paddy, willst du gleich noch stehen oder heute nicht mehr?", fragte er. Paddy nickte sofort, was wohl heißen sollte, dass er gleich noch stehen wollte. John machte ihm die Beatmung aus und Paddy setzte sich an die Bettkante. „Ich bin bereit." Johnny ging vor ihm in die Hocke und Paddy legte seine Arme auf Johns Schultern. John griff nach Paddys Hüfte und richtete sich dann langsam mit ihm auf. „Angelo, ich möchte laufen probieren, aber das rechte Bein bekomme ich nicht richtig nach vorne. Da musst du mir helfen", meinte Paddy leicht verkrampft. Sofort kniete ich mich hinter ihn. Paddy hob langsam das linke Bein und setzte es ein Stück weiter vorne wieder ab. Dann versuchte er es mit dem rechten Bein und ich half ihm dabei. Danach schaffte Paddy noch drei weitere Schritte, bevor er fast umkippte und John ihn auf das nächste Bett absetzte. Paddy keuchte ziemlich stark und verdrehte die Augen komisch. „Angelo, ich glaube Paddy hat vor lauter Anstrengung einen asthmaanfall, hol schnell das Spray", meinte John und redete dann beruhigend auf Paddy ein. Ich kramte solange in Paddys Hosentasche nach dem Spray und gab es John in die Hand. E half Paddy dabei, das Medikament zu inhalieren und kurz darauf atmete Paddy wieder ruhiger. „Danke", murmelte er. „Ich brauche jetzt nochmal eine Pause. Heute war doch ganz schön anstrengend", lächelte Paddy leicht. John trug Paddy zu unserem Bett und machte ihm die Beatmung an. Ich legte mich neben Paddy, bis Patricia nach oben kam, um uns zum Abendessen zu holen. Paddy wurde mit der Beatmung nach unten getragen und an den Tisch gesetzt. Dann gab ihm Kathy alles, was er für die Sonde brauchte. Wir anderen aßen, während Paddy sich selbst seine Nahrung über die Sonde gab. Während wir aßen, blieb Paddy an der Beatmung angeschlossen. Danach wollte er dann aber ohne sein und sich mit uns unterhalten. Er bat mich, seine Gitarre zu holen und spielte darauf. So saßen wir noch lange zusammen und machten Musik. Heute sangen wir hauptsächlich Weihnachtslieder, die wir jetzt auch immer auf der Bühne spielten. Nebenbei aßen wir noch unsere Süßigkeiten und Patricia zwang uns, zwischendurch auch Mandarinen zu essen. Paddy aß auch ein bisschen etwas, aber nur Süßigkeiten. Mit den Schalen dagegen fand er genug zu tun. Er begann, uns damit abzuwerfen und lachte sich kaputt. Ich machte natürlich direkt mit. Die anderen fanden das nicht ganz so lustig, dass überall die Schalen von den Mandarinen herumflogen. Aber Hauptsache Paddy hatte Spaß. „Paddy, du bist so doof, du bist doch kein kleines Kind mehr", meinte Johnny. „Das ist doch egal, macht trotzdem Spaß, euch zu ärgern", grinste Paddy und bewarf Johnny. Dieser duckte sich aber und traf Maite, die sich sofort auch an dem durcheinander beteiligte. Kathy ließ uns eine Weile machen, bis sie ein Machtwort sprach. „Jungs, jetzt reicht es", sagte sie sehr bestimmt. Sofort hörten wir auf mit werfen. Wenn Kathy sowas sagte, dann war es wirklich besser aufzuhören, sonst wurde sie sauer. Ich und Maite sammelten schnell die Schalen auf, die unter dem Tisch lagen. Dann schickte uns Kathy ins Bett, damit wir am nächsten Tag auch fit waren. Paddy kam auch mit nach oben und ließ sich von Kathy die Nahrung für die Nacht anschließen. Dann gab ich ihm die Maske für die Beatmung und wir legten uns ins Bett. Kurz darauf war ich eingeschlafen.
Mitten in der Nacht wurde ich wach, weil ich schreckliche Bauchschmerzen hatte und übel war mir auch. Schnell kletterte ich über Paddy und weckte Kathy. „Kathy, mir ist so schlecht und Bauchweh hab ich auch", jammerte ich. „Angelito, du hast bestimmt zu viele Süßigkeiten gegessen. Ich hole schnell einen Eimer, leg du dich mal wieder hin", meinte Kathy und verschwand. Ich legte mich aber nicht ins Bett, weil da ja Paddy lag und den wollte ich nicht wecken. Also wartete ich bis Kathy wieder hochkam. „Ich hab dir noch eine Wärmflasche gemacht. Und jetzt wecke ich mal Patricia, damit sie sich zu Paddy legt", beschloss Kathy. Da bewegte sich Paddy und öffnete die Augen. Er sah fragend zu uns und entdeckte dann den Eimer. Fragend zeigte er auf mich und dann auf seinen Bauch. Ich nickte. Paddy rutschte zur Wand hin und machte mir an der Bettkante Platz. Dort legte ich mich hin und Kathy holte die Wärmflasche. Paddy legte den Arm um mich und Kathy setzte sich zu uns ans Bett. Kaum dass ich lag, wurde es noch schlimmer mit der Übelkeit und ich griff nach dem Eimer. Sekunden später übergab ich mich in den Eimer. In meinem Bauch grummelte es immer mehr und ich übergab mich nochmal. Paddy streichelte mir beruhigend über den Rücken. „Ist alles draußen?", fragte Kathy. Ich zuckte mit den Schultern. „Du hast bestimmt zu viele Süßigkeiten gegessen", meinte Kathy noch. Dann ging sie kurz nach unten um Joey Bescheid zu geben, dass wir anhalten sollten, damit sie den Eimer auswaschen konnte. Joey fuhr direkt zur nächsten Raststätte. Dort schleifte mich Kathy im Schlafanzug durch die Kälte und schickte mich auf die Toilette. Danach ging es mir ein bisschen besser, nur Bauchschmerzen hatte ich immer noch. Kathy brachte mich wieder ins Bett und ich kuschelte mich mit der Wärmflasche auf dem Bauch an Paddy und war kurz darauf wieder eingeschlafen.

Manchmal kommt alles andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt